Praxistipps: Filmmusik und Sprachbearbeitung
In einem Interview mit dem filmersclub-Komponisten Hermann Skibbe haben wir über Filmmusik und Sprachbearbeitung gesprochen und hier seine Erkenntnisse zusammengefasst.
Einsatz von Filmmusik:
Es ist immer hilfreich, sich zuerst eine Musikstimmung für die Szene vorzustellen und nicht den Anfängerfehler zu machen, die Stimmung der Szene automatisch mit der Musikstimmung gleichzusetzen. Das Tolle ist ja, dass man mit Filmmusik den Zuschauer emotional auf eine falsche Fährte führen kann und dadurch nicht sofort die Handlung der Geschichte verrät. Falls man das doch macht, ist keine Interaktion mehr mit der Musik vorhanden. Einen allzu oberflächlichen Einsatz von Filmmusik sollte man also besser vermeiden. Nicht jede romantische Szene braucht zwangsläufig romantische Musik, lieber mal was Bitterliches verwenden.Ganz grundlegend ist natürlich, mit den Musikstücken im Schnittprogramm zu experimentieren, indem man den Titel z.B. hin und her schiebt und einfach viel ausprobiert. Eine Szene kann komplett anders wirken, wenn man die Musik nur um ein paar Frames verschiebt.


Ich rate davon ab, Szenen zu sehr auf den Rhythmus der Musik zu schneiden. Dadurch wirkt die Szene schnell statisch und ermüdend. Ruhig mal ein bisschen daneben schneiden, das ist oft interessanter.Man sollte sich unbedingt die Chance geben, den Einsatz von Filmmusik nach einer Zeitspanne neu zu beurteilen. Und gerade da muss man lernen, selbstkritisch zu sein. Denn in dem Moment, in dem man daran schraubt, findet man es zwangsläufig super.
Das Verhältnis von Filmmusik und Sprache:
Bei der Unterlegung von sprachlastigen Szenen mit Filmmusik ist es ratsam, Frequenzen, bzw. Instrumentierungen in der Musik zu vermeiden, die die Sprachverständlichkeit beeinträchtigen können. Diese Frequenzen liegen bei ca. 1200 Hz. Auch ist es besser bei solchen Szenen auf Musiktitel mit HiHats, Blech-Percussion oder höhenlastiger E-Gitarre eher zu verzichten, da sich sonst die Frequenzen der Musik und die Frequenzen der Zischlaute der Sprache massiv in die Quere kommen.
Die Sprachbearbeitung:
Die gängigsten Tools bei der Sprachbearbeitung sind Kompressoren, Limiter und Equalizer. Ein Kompressor hat die Aufgabe die natürlichen Lautstärkeschwankungen der Stimme zu eliminieren, um somit einen ständig gleichlauten Pegel zu erhalten. Durch den Kompressor wird die Sprache also auf ein einheitliches Level gebracht - die leisen Stellen werden hochgezogen und so präsenter, die lauten Stellen abgesenkt, so dass man insgesamt die Sprachspur lauter fahren kann.Da bei einem Kompressionsvorgang auch leise Stellen angehoben werden, hört man durch die Kompression auch sehr viele störende Nebengeräusche, wie beispielsweise das Rascheln der Kleidung oder das Brummen der Klimaanlage im Hintergrund. Diese Störfaktoren sollten beim Bearbeiten der Sprachaufnahme entfernt werden.


Nahe liegende Frequenzen, die nicht in den Bereich des Störsignals fallen, könnt ihr dann noch etwas anheben, sodass kein „Loch" entsteht. Für eine stärkere Durchsetzungsfähigkeit der Stimme können zusätzliche Frequenzen mittels eines Equalizers zugefügt werden. Die Stimme wird sehr viel präsenter und offener, wenn man bei ca. 12kHz einige Dezibel hinzugibt. Daneben haben so genannte Limiter ebenfalls eine Kompressorfunktion, ihr Hauptzweck ist aber der Verzerrungsschutz. Da bei einem digitalen Audiosignal die 0 dBfs - Grenze nie überschritten werden darf, da es sonst zu Knacksern und Störgeräuschen kommt, hat ein Limiter die Funktion einer Schranke. Alle Audiosignale, die lauter als die vorgeschriebene Grenze sind werden vom Limiter automatisch leiser gemacht, sodass eine Übersteuerung nicht auftreten kann.


Darüber hinaus kann man mit einem Enhancer der Stimme zusätzliche Obertöne zufügen und so dem Signal mehr Brillianz hinzufügen. Und noch einen letzten Tipp: auf die Mastersumme legt ihr einen EQ mit einem Low-Cut für die Frequenzen unter 30 Hz. Nach dieser Bearbeitung könnt ihr die Mastersumme komprimieren. So wird der Ton insgesamt lauter und die sehr tiefen Frequenzen entfernt, die einen nicht unerheblichen Teil des Gesamtpegels einnehmen würden und von den meisten Fernsehern, PC's, o.ä. sowieso nicht wiedergegeben werden.
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(jos)
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