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Test: Centrance Mixerface R4D – klassisch kompakt

Einen vollständig analogen Signalweg mit digitalem Recorder und USB-Interface im kompakten Gehäuse verspricht Centrance mit ihrem Mixerface R4D-Tonmischer. Der Hersteller sieht den Audio-Mix-Recorder als „eierlegende Wollmilchsau“ für Feld- und Studioeinsatz – und wir machen den Toncheck.


VA sound logo 50px IM TEST:Centrance Mixerface R4D, 529 Euro

In der Filmbranche gibt es eine Menge Klischees – nicht wenige betreffen die liebevoll spöttelnd „Tonis“ genannten Filmtonmeister und -assistenten, die im Team für die gute Audioqualität verantwortlich sind. Der klassische „Toni“ ist entweder tiefenentspannt oder grummelig, arbeitet gerne „effizient“ und ist, was sein Equipment angeht, stockkonservativ. Frei nach dem Motto „Das hat schon immer so funktioniert!“ wird auf alte, bewährte Technik gesetzt. Eine Tonmischung über einen platzsparenden Feldrecorder wie den Tascam Portacapture X8, der dazu noch die Möglichkeit einer Sicherheitsaufnahme liefert? Undenkbar! Zu Modern, zu viele Risiken, ungewollt Parameter zu verstellen. Und das Plastikgehäuse? Viel zu anfällig für Stöße und Stürze! Natürlich haben wir jetzt alle Klischees ausgepackt, ganz unrecht haben die Filmtonleute aber nicht. Denn das Risiko, bei Feldrecordern schnell ungewollt auf Tasten oder Touchscreen zu kommen, ist hoch. Also wird auf Tonmischer à la Sound Devices oder die in die Jahre gekommenen SQN-Mixer zurückgegriffen, die sich in oft jahrzehntelangem Einsatz bewährt haben und, wenn auch teilweise mit unintuitivem Bedienkonzept.

Das Mixerface R4D von Centrance kam bei uns über mehrere Wochen als Tonmischer auf Digitalkameras sowie als Interface für Computer und Smartphone zum Einsatz. Weil sich Ton in Worten schwer beschreiben lässt, empfehlen wir den Blick in unser Testvideo.

OBERSEITEUm eine unintuitive Bedienung muss man sich beim Mixerface R4D wenig Gedanken machen. Obwohl das kompakte Gerät nicht nur Audiomischer mitsamt Ein- und Ausgängen, sondern auch ein mobiler Recorder und Audio-Interface ist. Und das alles in einem mit 121 x 70 x 36 Zentimetern sehr kompakten, robusten Metallgehäuse. Der Clou ist der komplett analoger Signalweg, bei dem jede Funktion einen eigenen Regler bekam. Derer sechs befinden sich auf der Oberseite: jeweils ein Drehregler für die Pegel der beiden Audioeingänge, das Aux-Stereosignal und den Kopfhörerausgang, ein Überblender zwischen Mono- und Stereo für den Audioausgang sowie eine Überblendung zwischen USB- und Inputsignal. Zuschaltbar für beide Mono-Audioeingänge ist jeweils ein Hochpassfilter und HI-Z-Vorverstärkung für pegelarme Signale über in das robuste Metallgehäuse eingelassene Schieberegler. Für deren Bedienung braucht man einen schmalen Gegenstand, wie das im Lieferumfang enthaltene Werkzeug. So verhindert der R4D ungewolltes Verstellen der Parameter während des Betriebs. Zwei LEDs signalisieren anliegendes Signal und Peaking, wobei bei letzterem nicht klar ist, ob Über- oder Vollaussteuerung gemeint ist. Hier hätte eine Skala oder zumindest eine eigene LED für die Vollaussteuerung gutgetan. Zwangsläufig vom analogen Signalweg ausgenommen, sprich digital, ist dann die Recorder und Interface-Funktion.

Centrance Mixerface R4D Medienbureauc 4370

Sechs gummierte Regler dominieren die Oberseite des Mixerface. Ein entsprechendes Werkzeug zur Bedienung der Schieberegler liefert Centrance mit.


FRONTPANELHinten finden sich zwei XLR/Klinke-Combobuchsen für die Monokanäle sowie zwei Balanced-Outputs im Miniklinkenformat für die Abhöre, deren Signal nach dem Monitor-Regler ausgegeben wird. Die Vorderseite ist bis auf den letzten Platz gefüllt, hier findet man Aux-Eingang und Kopfhörer-Ausgang, einen pre-Monitor-Ausgang für den Anschluss an eine Digitalkamera sowie zwei USB-C-Ports, links als Schnittstelle zum Computer und rechts als reiner Ladeanschluss für den internen Akku. Darunter kann man, wieder über eingelassene Schalter, die Phantomspeisung aktivieren, den Monitorausgang zwischen Mono und Stereo umschalten und den Pegel des Audioausgangs verstärken. Auch die Recorder-Einheit mit dem Micro-SDXC-Slot befindet sich auf der Vorderseite. Deren vier Tasten für Vor, Zurück, Play/Pause und Record sind mit der Hand mit sauberem Druckpunkt bedienbar, die Record-Taste ist durch ihre rote Farbe sofort erkennbar. Nicht zuletzt findet man auch den Anschalter auf der Vorderseite, drei Status-LEDs zeigen den Ladestand des internen Akkus an. Gummipads auf der Unterseite verhindern ein Wegrutschen im Interface-Betrieb, während ein 3/4 Zoll-Gewinde eine einfache Montage ermöglicht.

Centrance Mixerface R4D Medienbureauc 4374

Das umfangreiche Frontpanel verwirrt auf den ersten Blick, ist aber logisch aufgebaut. Kleine LEDs kennzeichnen den Akkuladestand, Ladestrom sowie laufende Aufnahme.

EINSATZ ALS TONMISCHERSchnell auf einen Blitzschuh-Adapter montiert, Kabel angeschlossen und fertig ist das Setup für den mobilen Einsatz an der Kamera. Durch die kompakten Abmessungen bleibt das Kamerasetup im wortwörtlich handlichen Rahmen. Gepegelt wird mit Hilfe der Anzeige in der Kamera. Positiv hervorzuheben ist der Aux-Eingang mit eigenem Regler, so dass auch dem Einsatz von Funkstrecken mit 3,5mm-Klinkenausgang nichts im Wege steht. Alle Drehregler sind stufenlos und bieten, trotz ihrer geringen Größe, einen guten Widerstand für feine Pegelung. Der vollständig analoge Signalweg und die im Gehäuse versenkten Knöpfe ermöglichen eine fehlerfreie Tonaufzeichnung.

Centrance Mixerface R4D Medienbureauc 4379

Mit den beiden XLR/Klinke-Kombibuchsen liefert das Mixerface professionelle Audiostandards für Kompaktkameras. Die Ausgänge daneben sind zum Anschluss von Studiomonitoren gedacht und benötigen bei den meisten Modellen entsprechende Adapter. Die Ausführung als Balanced-Outputs macht sie weniger Anfällig für Störungen und Einstreuungen.

Der Recorder ist ein willkommenes Sicherheitsnetz. Denn wie vielen Lesern ist es auch uns schon passiert, dass die Tonkamera bei einer Aufnahme nicht lief. So ist zumindest der Ton gesichert, über diesen sich dann Schnittbilder legen lassen. Auf die Micro SD-Karte speichert das Mixerface Audiodateien als Waveform mit 48 kHz sowie 24 Bit und damit im Studiostandard. Wünschenswert wäre ein Display, um beim Kontrollhören leichter zwischen den Aufnahmen navigieren zu können. Auch eine 3,5mm-Klinkenbuchse als Audioausgang ist für den professionellen Bereich nicht ideal, ob des kompakten Gehäuses aber wahrscheinlich nicht anders zu realisieren und im Zusammenspiel mit filmenden Fotokameras dann durchaus adäquat. Umso mehr wenn die Kamera keinen gesonderten Kopfhöreranschluss hat, wie beispielsweise der Fujifilm X-T5, eine wirksame Tonkontrolle möglich. Das Umschalten des Ausgangssignals zwischen geringer und hoher Verstärkung ermöglicht mehr Flexibilität in der Aussteuerung. Die Akkulaufzeit gibt Centrance mit acht Stunden an, was bei bewusstem Einsatz für einen Drehtag völlig ausreicht.

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Das Bedienkonzept des Mixerface bewährt sich vor allem im Einsatz mit Digitalkameras. Hier im Beispiel sind sowohl die Sennheiser AVX- als auch die Rode Wireless GO-Funkstrecke adapterfrei angeschlossen.


EINSATZ ALS INTERFACEWer das Mixerface als Interface an Computer und Smartphone nutzen will, braucht bei ersterem den entsprechenden Treiber von der Herstellerwebsite. Einmal installiert, erkennt der Computer das Mixerface ohne Probleme. Maximal mit 192 kHz und 24 Bit digitalisiert der Mischer im Interface-Betrieb. Auch wenn immer mehr Produkte 32 Bit-Aufnahme mit mehr Sicherheits-Headroom beherrschen, sind mit dem Centrance professionelle Produktionen möglich. Dazu muss bedacht werden, dass man für die Monitorausgänge separate Adapter von 3,5mm-Klinke auf 6,3mm-Klinke oder XLR braucht. Auch im Interface-Betrieb bewähren sich die sanft arbeitenden Drehregler. Besonders praktisch ist der Umschalter zwischen Mono- und Stereomonitorsignal, mit der schnell die Monokompatiblität der eigenen Mischung testbar ist. Denn wenn Stereoproduktionen auf Mono-Geräten, wie beispielsweise einem Radio mit nur einem Lautsprecher wiedergegeben werden, kann es zu ungewollten Auslöschungen und Verstärkungen aufgrund von Überlagerungen zwischen den beiden Stereospuren kommen. Besser also, derartige Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen. Unverzichtbar für Audioaufnahmen ist der Blend-Regler zwischen USB- und Inputsignal, damit Sänger und Sprecher ihr Feedbacksignal individuell anpassen können. Einziger kleiner Schwachpunkt ist das Fehlen eines eigenen Reglers für das Kopfhörersignal.

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Dank des platzsparenden Gehäuses findet das Mixerface in jeder Produktionsumgebung noch einen Platz. Allerdings lädt es nur über den dedizierten, rechten USB-Port und nicht auch über den PC-Anschluss.

Um das Mixerface mit dem Smartphone nutzen zu können, muss die entsprechende App das Gerät unterstützen. Eine vollständige Liste der unterstützen Apps liefert Centrance auf der Produktwebsite, mit Cubasis, Garageband, FL Studio Mobile (alle iOS) sowie Bandlab, N-Track und Audio Evolution (alle iOS/Android) sind die gängigsten Smartphone-Musikprogramme mit dabei. Wer mit älteren IPhones arbeitet, braucht noch einen USB-C-Lightning-Adapter, sonst funktioniert der Betrieb am Smartphone genauso problemlos wie am Computer.

 

DATEN UND TESTERGEBNISSE

Centrance Mixerface R4D Tabellenbild Kauftipp

Hersteller Centrance Modell Mixerface R4D Preis 529 Euro Internet centrance.com DATEN                                              Abmessungen 12,1 x 7 x 3,6 cm Gewicht 260 g Aussteuerung manuell über Drehregler Phantomspeisung 48 Volt Stromversorgung iinterner Akku Eingänge 2x Combo (XLR oder große Klinke), 1x Stereo-Miniklinke Ausgänge 1x Stereo-Miniklinke (Verstärkung schaltbar), 2x Mono-Minklince (Balanced) Signalabschwächer/verstärker eingebaut (HI-Z, schaltbar) Bassfilter eingebaut Limiter nein Lieferumfang Tasche, Werkzeug, Befestigungsschraube, USB-C-Kabel mit USB-A-Adapter KLANGQUALITÄT 50 Punkte 41,0/sehr gut AUSSTATTUNG 30 Punkte 25,0/sehr gut BEDIENUNG 20 Punkte 18,0/sehr gut va logo kl 100   Urteilmax.100 Punkte sehr gut84 Preis/Leistung sehr gut

FAZIT

Jonas Schupp VIDEOAKTIV AutorTatsächlich hat sich das Mixerface im Test als vielseitiges professionelles Allzweck-Werkzeug entpuppt, robust und dank der versenkten Regler geeignet für EB-Drehs, besonders in Kombination mit filmenden Fotokameras. Die platzsparenden Maße erlauben ein kompaktes Setup und eine deutliche Erweiterung der Audioeigenschaften mit zusätzlicher Sicherheit durch den eingebauten Recorder und professionelle Funktionen wie XLR-Anschlüsse und stufenlose, feine Drehregler. Allerdings fehlt uns eine vernünftige Pegelanzeige zur genauen Tonaussteuerung sowie ein (kleines) Display, um leichter zwischen den Aufnahmen des Recorders navigieren zu können.Auch an PC und Smartphone macht das Mixerface eine gute Figur. Dass Centrance die Interface-Funktion konsequent angegangen ist, beweist der Schalter zu Kontrolle der Monokompatiblität und die Ausführung der Monitorausgänge als Balanced-Outputs – wenn auch nur in Miniklinkenform. Die Audioqualität hat uns durchweg überzeugt. Weil sich guter Ton schlecht in Worten ausdrücken lässt, empfehlen wir, einen Blick in das Testvideo zum Mixerface oder zum Cyberlink PowerDirector zu werfen, wo der Mischer in Kombination mit einem Sony ECM-VG1 zum Einsatz kommt.Wer das Mixerface als Feldrecorder einsetzen will, braucht zusätzlich ein Stereo-Mikrofonpaar – Centrance hat mit dem PivotMic PM1 ein eigenes Modell im Angebot. Der Mischer reicht sich aber hinsichtlich Ausstattung und Funktionen genau zwischen Feldrecordern und Kamera-XLR-Adaptern wie dem Tascam CA-XLR2d ein, bietet aber im Vergleich zu beiden Produktgruppen mehr Features. Eine eierlegende Wollmilchsau? Definitiv. + vielseitig einsetzbar+ gute Audioqualität+ sanfte, präzise Drehregler- keine ausführliche Pegelanzeige- kein Bediendisplay zur Tracknavigation

 

Autorn: Jonas Schupp / Bilder: Centrance, Jonas Schupp MEDIENBUREAU

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