Im Test: Die Recorder-Sensation - Tascam Portacapture X8
Im Test:Tascam Portacapture X8, 589 Euro
Mit dem legendären „Portastudio” verhalf die pfiffige Teac-Vertriebs- Tochterfirma Tascam (abgeleitet von „Teac Audio System Company of America”) schon vor über 40 Jahren Musikschaffenden zu einer günstigen Mehrspur-Aufnahmemöglichkeit mittels vier separaten Tonspuren auf einer handelsüblichen CompactCassette. Selbst Künstler wie Bruce Springsteen haben damit ganze Alben eingespielt. Und auch für die Film- und Videovertonung fanden analoge wie später digitale Mehrspur-Recorder (wie der berühmte DA-88) von Tascam reichlich Verwendung. Der „Porta”-Gedanke steckt auch im Namen von Tascams neuem Mobilrecorder-Topmodell Portacapture X8, das just zum 50-jährigen Bestehen der japanischen Firma erschien. Das zeigt schon, wie wichtig der Hersteller dieses Modell nimmt. Und wie wir hier schon verraten können: durchaus zu Recht.

Vier XLR-Quellen lassen sich über die verriegelbaren Combo- Buchsen anschließen. Dazu kommen die zwei Spuren der wechselbaren Stereomikrokapseln. Die Bezeichnung X8 beinhaltet noch die zwei Spuren der Stereomix-Aufzeichnung.
Ausstattung und BedienungTascams bisheriges mobiles Topmodell der Handheld-Klasse, der DR-100 (Mark I bis III), baute auf strikt konventionelles Handling mittels Schaltern, Tasten und Potis. Damit ist es beim X8 vorbei. Beim ihm passiert nahezu die gesamte Bedienung über ein hervorragendes farbiges Touchdisplay im 3,5-Zoll-Format, das fast zwei Drittel der Gehäuseoberseite einnimmt. Bei der Größe ähnelt der X8 unserem Referenz-Recorder Zoom H6, der ebenfalls vier XLR-Buchsen eingebaut hat. Der X8 liegt für einen so potent ausgestatteten Recorder relativ gut in der Hand. Allerdings ist die Gehäuserückseite etwas rutschig ausgeführt. Zooms gummierter H6 ist hier nach wie vor unerreicht. Sehr ungewöhnlich ist die neuartige Konstruktion des aus zwei separaten Kondensator-Aufsteckkapseln bestehenden Stereomikros. Die sind je nur 13 Gramm schwer und täuschen ein Drehgelenk vor. Tatsächlich lassen sich die Kapseln in ihrer Ausrichtung aber nicht schwenken. Auch wenn die Steck-Mikros von Tascam auf den ersten Blick filigraner und weniger robust wirken als die Dock-Mikros von Zoom-Recordern: Sie haben den Vorteil, dass sie sich wahlweise in AB- oder XY-Ausrichtung aufstecken lassen – dafür braucht es bei Zoom unterschiedliche Mikrofone. Das Anbringen der Kapseln funktioniert aber deutlich hakeliger als bei den Zoom-Dockmikros. Zunächst muss der Plastik-Unterboden an der richtigen Stelle positioniert werden, dann mit etwas Kraftaufwand eingedrückt und schließlich mit einem Sicherungsring fixiert werden.

Auf der linken wie rechten Seite finden sich je zwei Combo-Buchsen für XLR- und Klinkenkabel. Die Stereo-Miniklinken lassen sich wahlweise für den Kontakt von und zur Kamera nutzen oder als externer Eingang und Line-Out. Die dritte Miniklinke ist für den Kopfhörer. USB-C-Schnittstelle und MicroSD-Kartenslot findet man auf der rechten Gehäuseseite.
An der Unterseite der Mikrofonkapseln sitzt ein Miniklinkenstecker zur Signalübertragung. Das eröffnet die zusätzliche Möglichkeit, anstelle der beiden Kapseln andere Miniklinken- Mikros anzuschließen, beispielsweise zwei Lavalier-Anstecker. Alles in allem bietet die Tascam-Konstruktion also einige Vorteile. Sind Menüsprache, Datum und Uhrzeit sowie weitere Grundeinstellungen über den gleichnamigen Punkt im Menü rechts unten bestimmt, offeriert die „Launcher” genannte Einstiegsseite auf dem Display sämtliche Aufnahme- Apps. Für Mehrspuraufnahmen ruft man hier am besten die prominent in der Mitte des Halbrunds platzierte M-App auf, was für „Manuell”, aber auch für „Multitrack” steht. Des weiteren gibt es App-Presets für Interviews, Podcasts, Field-Recording, Musik und „entspannende Alltagsgeräusch-Aufnahmen” im trendigen ASMR-Modus, der zusätzlich visuelle Effekte auf dem Display produziert. Nach Studium des 87-seitigen Referenz- Handbuchs, das es nur online als PDF gibt, staunt man über die Vielzahl an Funktionen, die Tascam integriert hat – das verspricht eine hohe Zukunftssicherheit bei diesem Modell. Immerhin liegt dem Recorder zusätzlich eine gedruckte Bedienungsanleitung in sechs Sprachen inklusive Deutsch bei, mit der ein schneller Einstieg gelingen sollte. Und viele Möglichkeiten erschließen sich zudem beim Zappen durch die Touch-Menüs.weiter >>
Autor: Hans Ernst / Bilder: Hans Ernst, Tascam
Bluetooth-SteuerungHatte Tascam bei Recordern wie dem DR-44 WL (Heft 3/2015) noch auf WLAN für die Fernsteuerung über Mobilgeräte gesetzt, so forciert der Hersteller jetzt dafür – ähnlich wie Konkurrent Zoom – Bluetooth. Den nötigen Adapter AK-BT 1 gibt es optional für 29 Euro. Er wird in eine kleine Aussparung unterhalb der Peak-LED gesteckt und erlaubt mittels der für Android wie iOS erhältlichen Gratis-App „Portacapture Control” die Bedienung aus bis zu rund zehn Metern Entfernung.

Die zwei Wechsel- Mikros nehmen je nach Position AB- oder XYStereo auf. An die Anschlussbuchsen docken alternativ auch zwei Miniklinken-Mikros an.
Spezielle VideofunktionenDass Tascam mit dem X8 auch speziell die Filmer im Blick hat, beweisen einige Details im Untermenü „Kamerafunktionen”, das man unter „Grundeinstellungen” findet. So lässt sich hier definieren, ob das Ausgangssignal mit Line-Pegel arbeitet oder um 20 Dezibel abgeschwächt für den Eingang einer Kamera passt. Außerdem lässt sich hier ein Klappen- Signalton am Aufnahmeanfang und/oder -ende einstellen, ebenso dessen Lautstärke in fünf Schritten von -12 bis -36 dB. Zudem findet sich auf der Unterseite des Recorders sowohl eine Stativ-Öse wie auch ein Zubehörschuh zum direkten Aufsetzen auf eine Kamera oder einen Camcorder.weiter >>
Autor: Hans Ernst / Bilder: Hans Ernst, Tascam
Praxis und KlangDie Aufnahmen speichert der X8 auf MicroSDKarten bis hin zum SDXC-Format mit maximal 512 Gigabyte an Speicherkapazität. Wir finden die winzigen, fummeligen Mini-Speicher gerade im Live-Einsatz nicht so toll. Konkurrent Zoom gönnte seinem H8 dagegen die große, „normale” SD-Karte. Aber bei den aktuellen Speicherkapazitäten ist für Audio-, anders als bei Videoaufnahmen, ein Kartenwechsel nur selten nötig. Der Komfort-Nachteil hält sich also in Grenzen. Der größte Vorteil des X8 liegt aber in seinem 32-Bit-Fließkomma-Modus, der sich sogar mit verschiedenen Samplingfrequenzen von 44,1 bis 192 Kilohertz nutzen lässt. Sein Dynamikumfang ist so groß, dass ein genaues Aussteuern gar nicht mehr nötig ist, weil auch so keine Verzerrungen auftreten, aber zudem leise Stellen nicht durch Rauschen gefährdet sind.

Mit dem optionalen Bluetooth-Adapter AK-BT 1 lässt sich der X8 über Android- oder iOS-Geräte fernsteuern.
Beim Klang müssen sich die neuen, exakt 14,6 Millimeter im Durchmesser starken X8-Kapseln nicht hinter der Konkurrenz verstecken. Sie nehmen sehr rauschfrei auf und zudem ohne störende Klangverfärbungen in den Mitten, wie sie manchmal bei Mobilrecordern auftreten. Auch Höhen wie Bässe sind ausreichend vertreten. Mit dem Wechsel von der ABzur XY-Ausrichtung hat man zudem die Wahl zwischen einem sehr breiten Stereopanorama (AB) oder einer fokussierteren Aufnahme ohne größere Phasenverschiebungen (XY). Der tolle 32-Bit-Modus ohne jegliche Übersteuerungen setzt dem Ganzen die Krone auf.weiter >>
Autor: Hans Ernst / Bilder: Hans Ernst, Tascam
Die AlternativenNachdem sich Hersteller wie Roland, Olympus oder Sony weitgehend aus dem Markt der Mobilrecorder zurückgezogen oder zumindest schon längere Zeit keine Top-Recorder mehr vorgestellt haben, geben hier nur noch Tascam und Zoom den Ton an. Tascams neuer X8 steht ausstattungsmäßig zwischen dem Zoom H6 (475 Euro) mit vier XLR-Inputs und dem H8 (534 Euro) mit sechs XLR-Buchsen. Der große Unterschied: Der X8 setzt fast ausschließlich auf sein Touchdisplay als Bedienelement. Das aktuelle Zoom-Topmodell H8 (Test in Heft 6/2020) hat zwar auch ein (deutlich kleineres) Touchdisplay, nutzt aber für die Eingangskanäle noch herkömmliche Drehregler zum Aussteuern.

Was Größe und Anschlüsse angeht, ist der Zoom H6 der ärgste Konkurrent für den X8 von Tascam. Auch der H6 hat vier Eingänge für XLR zu bieten, allerdings ohne die Buchsen-Verriegelung wie beim X8. Sein größtes Plus aber ist die direkte, „analoge” Bedienung über herkömmliche Potis und Tasten. Im Handel teilweise schon ab 330 Euro. Gleich sechs XLR-Quellen kann Zooms H8 andocken lassen, der ebenfalls weitgehend übers Touchdisplay bedient wird. Aber immerhin hat er zusätzlich noch Pegelräder für die Einzelkanäle. Größtes Manko gegenüber Tascams X8: Dem H8 fehlt der innovative 32-Bit-Modus.
Bei Tascam geht das Pegeln über die Druckflächen auf dem Display deutlich fixer als übers zusätzlich vorhandene zentrale Drehrad fürs Feintuning, kenntlich an der roten Umrandung. Dessen Übersetzung ist nämlich relativ langsam. Ums Rad herum sind beim X8 nur noch vier Tasten für Aufnahme, Stopp/Home, Wiedergabe/Pause und zum Setzen von Markern zu finden. Das komplette Gegenteil stellt Zooms H6 (
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