Zum Hauptinhalt springen

Genau hingeschaut: Die Full-HD-Tricks bei Camcordern

VIDEOAKTIV hat schon in der letzten Ausgabe enthüllt, dass inzwischen jeder Hersteller versucht, sich das Full-HD-Mäntelchen umzuhängen, dabei gilt, wenn man genau hinsieht, dass eigentlich keiner so richtig ganz ...


panasonicsd3 Zweite Generation, erstes Modell: Mit dem SD 3 hebt Panasonic AVCHD auf eine neue Auflösungsstufe - und lässt sich dafür das neue 1920er-Logo einfallen. panasonicdx3 Zweite Generation, zweites Modell: Auch der Panasonic-Cam DX 3 soll künftig Full-HD im AVCHD-Format aufzeichnen - auf ganz normale 8-cm-DVDs.   fullhd-logo Das bisherige Full-HD-Logo bei Panasonic: Es stand für die 1440 x 1080-Camcorder, die erst am Ausgang 1920 x 1080 liefern. Das soll sich künftig ändern. Da das Full-HD-Logo offenbar schon "entwertet" ist, hat man sich jetzt ein 1920er-Logo einfallen lassen - siehe ganz oben.

Seit JVC mit dem HD 7 Everio den ersten Full-HD-Consumer-Camcorder angekündigt hat, will jeder andere Camcorder-Hersteller auch ein bisschen Full-HD sein. Besonders geärgert hat die Full-HD-Initiative von JVC offenbar die Konzernmutter Panasonic. Sie hat jetzt zurückgeschlagen und kündigt zumindest für Japan schon mal zwei neue AVCHD-Camcorder an, die erstmals in Full-HD-Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln aufzeichnen.

VIDEOAKTIV hat schon in der letzten Ausgabe enthüllt, dass inzwischen jeder Hersteller versucht, sich das Full-HD-Mäntelchen umzuhängen, dabei gilt, wenn man genau hinsieht, dass eigentlich keiner "so richtig ganz Full-HD" macht. Um mit den Neuheiten von Panasonic anzufangen: Die bisher nur für Japan angekündigten Modelle HDC-SD 3 (mit SDHC-Karte) und HDC-DX 3 (mit DVD-Laufwerk) arbeiten wie ihre eben auch erst eingeführten Vorgänger im AVCHD-Format, allerdings künftig nicht mehr im 1440 x 1080-Pixelraster (wie auch bei HDV), sondern mit einer 1920 x 1080-Auflösung. Das war durchaus zu erwarten, denn diese Auflösung ist im AVCHD-Standard von Anfang an mit enthalten gewesen. Erstaunlich ist daran aber, dass Panasonic bei den Neuen trotz höherer Auflösung bei der bisherigen Datenrate von 13 Megabit pro Sekunde bleiben will. AVCHD könnte laut Standard bis 24 Mbit/s hoch gehen. Da Panasonic auch bei den neuen Modellen wieder mit 3-Chip-Technik arbeitet, erreicht man die Full-HD-Auflösung allerdings nur mit Pixel-Shift-Technik - genauso wie auch Konkurrent JVC, der in seinem groß als Full-HD-Camcorder angekündigten GZ-HD 7 (kommt im April auf den Markt) ebenfalls mit drei Chips arbeitet, die jeweils nur etwas mehr als 500.000 effektive Pixel haben. Im Schatten der JVC-Ankündigung sind aber ohnehin alle Hersteller von HD-Camcordern dazu übergegangen, ihren Modellen die werbeträchtigen Full-HD-Sticker aufzukleben. Und irgendwie hat jeder Hersteller ja auch ein bisschen Recht - aber nur ein bisschen. Der kleinste gemeinsame Nenner: Am analogen Komponenten-Ausgang jedes 1080i-Camcorders, egal ob in AVCHD oder HDV, kommt ein 1920 x 1080-Bild heraus - sonst ließe es sich gar nicht korrekt auf einem Display darstellen. Insofern liefert also jeder wirklich Full-HD. Entscheidender aber ist, was bei der AUFZEICHNUNG intern passiert und aufgenommen wird - und da zeigt sich, dass jeder Hersteller trickst: JVC: Wie beschrieben - drei 530.000-Pixel-Chips sollen durch Pixel-Shift ein 1920 x 1080-Bild ergeben, das tatsächlich auch in diesem Format aufgezeichnet wird. Das war bis zur Panasonic-Ankündigung eine Alleinstellung. Canon: Verspricht in den neuen HDV-Modellen HV 10 und HV 20 Full-HD alias True-HD, meint aber einen Full-HD-CMOS-Sensor mit 1920 x 1080 Pixeln, dessen Bild aber im HDV-Format mit nur 1440 x 1080 Pixeln aufgezeichnet wird. Sony: In den aktuellen Sony-HD-Cams stecken durchwegs ein oder drei CMOS-Sensoren, aufgezeichnet wird aber immer im 1440 x 1080-Raster, egal ob in AVCHD oder HDV. Full-HD (wie das Full-HD-Logo in der Werbung suggeriert) ist es nur am Ausgang - wie bei allen anderen auch. Panasonic: Die erste AVCHD-Generation nutzte drei Chips mit über 500.000 Pixel, aufgezeichnet wurde aber in AVCHD mit 1440 x 1080, wie bei Sony entstand dann erst am Ausgang "Full-HD".  Die zweite AVCHD-Generation soll nun in 1920 x 1080 aufzeichnen, aber das Ausgangsbild wird, wie beim Full-HD-Cam von JVC, mit drei 500.000er-Chips per Pixel-Shift-Technologie errechnet. Fazit: Das Full-HD-Logo hat genauso wenig Aussagekraft, wie ehedem das HDready-Signet. Keiner der Hersteller kommt momentan ohne technische Tricksereien aus, um das 1920 x 1080-Versprechen halten zu können. Was für die weitere Entwicklung nicht weniger schlimm sein dürfte: Viele Käufer der ja noch relativ teuren HD-Camcorder werden ganz schön enttäuscht sein, wenn ihr gerade erst auf den Markt eingeführtes Modell technisch schon wieder zum alten Eisen zählt, so wie die Panasonic-Käufer mit ihren SD 1- und DX 1-Modellen im Schatten von SD 3 und DX 3. Und das alles wegen ein bisschen mehr Full-HD-Augenwischerei. (he)

Autor:
Bildquellen:
160x600

Weitere Kamera-Artikel

Test: DJI Osmo Nano mit Vergleich zur Insta360 Go Ultra

| Magazin Kamera
Noch kleinere Actioncams liegen offensichtlich im Trend, denn nach Insta360 mit ihrer Go Ultra bringt nun auch DJI die Osmo Nano heraus – eine gut 50 Gramm leichte Kamera mit abnehmbarem Bedienteil. Wir haben die Osmo Nano…

Hands-on Nikon ZR: Cine-Kamera mit RED-Genen

| Magazin Kamera
Mit der ZR präsentiert Nikon in Kooperation mit RED eine kompakte Cine-Kamera, die gezielt auf die Bedürfnisse professioneller Filmschaffender zugeschnitten ist. Auf der IBC hatten wir die Gelegenheit, gleich mehrfach mit der…

Drohnentest: DJI Mini 5 Pro – 1-Zoll-Sensor und LIDAR auf 249 Gramm

| Magazin Kamera
  Die Mini 5 Pro ist draußen und für uns stellt sich nicht nur die Frage, was sie besser macht als die Mini 4 Pro, sondern auch, inwieweit sie sich von der günstigeren DJI Flip absetzen kann. IM TEST: DJI Mini 5 Pro…
160x600