Test: Insta360 Go Ultra - kleine Actioncam oder zu klein?
IM TEST:
Insta360 Go Ultra Standard Bundle, 429 Euro
BAUKASTEN-KONZEPT


So sieht die Go Ultra wie eine normale Actioncam aus – doch die Kamera lässt sich vom Pod trennen.


Insta360 liefert eine Halterung mit, so dass man die kleine Kamera nicht nur in der Halterung, sondern auch ohne diese auf einen Selfie-Stick setzen kann.
HALTERUNGEN


Die Magnetische Halterung ist gut (oben links) – aber nicht ganz so fest, so dass es in jedem Fall sinnvoll ist, die Kamera per Schlaufe zusätzlich zu sichern. Wir haben viel mit den ND-Filtern gearbeitet, die als Ersatz zum Objektivschutz aufgeschraubt werden.
STROMVERSORGUNG


Laden lässt sich die Go Ultra ausschließlich über den Pod – der dafür einen eigenen Akku mitliefert und sich seinerseits via USB-C laden lässt.
Realistischer dürfte unser Setup jedoch bei den Wasserski-Aufnahmen gewesen sein, wo wir die Kamera am Stick kurz über das Wasser gehalten und mit dem Pod gesteuert haben. In knappen zwei Stunden haben wir so über 30 Minuten Video aufgezeichnet. Zwangsläufig ging die Kamera nicht immer gleich in die Aufnahme und anschließend nicht sofort aus, so dass man von einer Betriebszeit von knappen 45 Minuten ausgehen kann. Wer die Laufzeit verlängern möchte, kann die Kamera immer wieder in den Pod stecken, denn dort wird diese sofort geladen. Von drei auf 80 Prozent ist die Kamera nach 20 Minuten geladen. Eine vollständige Ladung der Kamera fordert knapp die Hälfte der Akku-Kapazität des Pods


Die Insta360 Go Ultra ist trotz der modularen Bauweise auch mit dem Pod sehr kompakt. Doch das Pod ist nicht wassergeschützt – bei echter Wasseraction muss die Kamera aus dem Pod.
BEDIENUNG


Man muss schon sehr genau hinschauen, um die kaum kontuierte und nicht beschriftete Taste unterhalb des Mikrofons und Sensors zu erkennen. Gleichzeitig lässt sie sich leicht drücken, so dass man auch mal aus Versehen drauf kommt und auslöst.


Hat man die Kamera getrennt vom Pod in Aufnahme gesetzt, nimmt das Pod dennoch Kontakt auf und reagiert auf das Ausschalten mit der Frage, ob nur das Pod oder beides ausgehen soll.
FORMATE
Die Insta360 beherrscht maximal 3840 x 2160 Pixel Auflösung bei 60 Bildern in der Sekunde und speichert Videos als MP4 auf eine Micro-SD-Karte – auch das ist eine Neuerung. Darunter bietet sie 2,7K und Full-HD an, wobei sich in letzterem Modus bis zu 240 Bilder und somit eine gute Zeitlupe aufzeichnen lässt. Dazu liefert der Hersteller viele Bildstile an – die alle mehr oder weniger bunt und schreiend sind. Aus unserer Sicht ist selbst die Einstellung „Standard“ schon stellenweise etwas zu bunt, wobei wir akzeptieren, dass sich hier die allgemeine Sichtweise schon deutlich verändert hat. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn Insta360 ein flaches Bildprofil und idealerweise ein Log-Profil ergänzen würde. Dass man die Kamera im Social-Media-Marketing positioniert, erkennt man am Freeframe-Modus, in dem die Kamera die gesamte Fläche im 4:3-Format nutzt und somit mehr Freiheit für die passende Position im Quer- und Hochformat bietet. Allerdings sind so nur maximal 30 Bilder in der Sekunde machbar. Erwähnenswert ist noch der Loop, wobei man hier die Länge des Loops bestimmen kann. Erst nach dem Druck auf den Record-Button wird dann der gewählte Zeitraum auch wirklich gesichert.

Das Menü für die Formate sieht aus wie bei jeder Actioncam und ist, wie alle anderen Funktionen auch, leicht bedienbar.
SENSOR UND KI-CHIP


Schon bei Dämmerungsverhältnissen kommt die Insta360 Go Ultra an ihre Grenzen und zeigt wegen der Rauschunterdrückung ein stark detailreduziertes Bildt.
BILDWINKEL


Wer die Einstellung Ultra wählt, bekommt den maximalen Bildwinkel von über 150 Grad – aber auch deutliche Verzeichnungen zu sehen.
BILDSTABILISIERUNG
In Sachen Bildstabilisierung hat Insta360 reichlich Übung – das merkt man der Go Ultra sofort an. Die Horizontbegradigung packt kräftig zu und reagiert erst ab 10 Grad mit einem Kippen des Bilds. Machbar wird das durch den im Vergleich zur Vorgängergeneration größeren Sensor, der dank des 4:3 Formats und der 12,5 Megapixel genug Platz hat, um das Bild elektronisch zu stabilisieren. So sind die Bilder gut stabilisiert – selbst, wenn viele Wellen eigentlich für reichlich Ruckler auf dem Boot sorgen. Auch die Unruhe des Selfiesticks gleicht die Kamera sehr gut aus, ohne die Detailtreue und Bildschärfe zu vernachlässigen.


Im Linear-Bildwinkel ist das Bild weitgehend verzeichnungsfrei, aber der Ausschnitt entsprechend kleiner. Dennock bekommt man einen Blickwinkel von über 130 Grad.
App, Fazit und Testergebnisse
APP
Die Insta360 Camera App erlaubt mehr oder weniger die gleichen Steueroptionen wie mit dem Pod – hat aber die Option die Clips nicht nur anzuschauen, sondern auf dem Smartphone zu schneiden. Dabei müssen die Clips nicht gleich zum Smartphone transferiert, sondern direkt aus dem Archiv auf einer Timeline positioniert und gekürzt werden. Es lassen sich einfache Titel einfügen und Musik unterlegen, wobei man hier eher auf vorgefertigte Titel und Effekte wie auf individuelle Einstelloptionen trifft. Erst beim Export holt sich die App die Dateien und bietet passend für die Social-Media-Kanäle Exporteinstellungen an. Wer eine bessere Qualität wünscht, kann auf maximal 1440p mit 50 Bildern umschalten und die Datei auf dem Smartphone speichern. Auf den ersten Blick scheint Insta360 relativ stark Apple-fixiert zu sein – aber die App gibt es auch für Android und statt der iPods konnten wir auch eine DJI-Funkstrecke direkt mit der Go Ultra verbinden, wobei die Verbindung auch ohne Pod aktiv bleibt.


Die App bietet Schnittfunktionen, so dass man kurze Sequenzen zu einem echten kleinen Film zusammenschneiden und direkt auf Social-Media hochladen kann.
FAZIT

Warum braucht man noch kompaktere Actioncams – die Frage haben wir uns gleich am Anfang gestellt und mussten eine ganze Weile mit der Go Ultra arbeiten, um tatsächlich die Vorteile zu erkennen. Sie ist sicher keine Actioncam für alle – sondern eine klare Spezialistin, wenn es kompakt sein muss. Das trifft auf viele Bereiche des Sports zu – aber auch in Bereichen, die sich vielleicht nicht gleich erschließen: Zum Beispiel als Bodycam oder unauffällig positionierte Kamera in Reportagen – wobei die Pod-Basisstation dabei sogar nicht nur eine Hilfe beim Einstellen, sondern auch während des Drehs ist. Man muss zugeben: Gerade durch das modulare Prinzip ist die Go Ultra noch flexibler einsetzbar als normale Actioncams.Insta360 hat an den wichtigsten Stellen nachgerüstet: So gibt es nun eben den SD-Kartenslot und damit mehr Freiheit bei der Speicherung. Die Aufnahmezeit der Kamera von guten 30 Minuten ist OK – aber nicht berauschend. Wobei die Ladefunktion über das Pod die Laufzeit immerhin verlängert. Nur schade dass man nicht wenigstens beim Pod den Akku tauschen kann – die Wasserdichtigkeit nicht das Argument sein kann, denn das Pod ist nur nach IP4 für leichten Nieselregen geeignet. Wobei fest integrierte Akkus prinzipiell fragwürdig sind.Der Haken bleibt trotz größerem Sensor und KI-Chip die nur mäßigen Schwachlichteigenschaften. Bei ordentlich Licht arbeitet die Kamera dagegen sehr zuverlässig und macht schicke Bilder, die uns aus professionellen Gesichtspunkten ein kleines bisschen zu bunt sind. Zudem regelt nach unserem Geschmack die Kamera etwas zu fleißig und schnell die Belichtung nach - und ein manueller Modus ist bei diesem Konzept in vielen Fällen (beispielsweise auf dem Kat) nicht nutzbar. Insta360 wäre gut beraten ein flaches Profil, oder noch besser ein Log-Profil zu integrieren. Zugutehalten muss man dem Konzept dagegen, dass es viel Spaß macht und die Bilder für klassische Social-Media-Nutzung sehr gut geeignet sind.+ sehr kompakte Kamera+ Fernsteuerung und Vorschau über Pod+ guter Lieferumfang- Akkus fest integriert- stellenweise sehr buntes Bild, kein flaches Farbprofil
DATEN
Hersteller | Insta360 | |
Modell | Go Ultra | |
Preis | 429 Euro (Standard Bundle) | |
Internet | insta360.com/de | |
DATEN |
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Größe (L x B x H) | 7.4 x 4.8 x 3.8 cm (Action Pod) 4,6 x 4.4 x 2.3 cm (Kamera) |
|
Gewicht | 162 (54) g | |
Aufzeichnungsformate (Bildraten) |
UHD (60/50/30/25/24p), 2,7K (120/100/60/50/30/25/24p), FHD (240/200/120/100/60/50/30/25/24p) | |
max. Datenrate | 180 Mbit/s | |
Codecs (Dateiformate) | H.265, H.264 | |
Max. Abtastung intern | 4:2:2, 4:2:0 (10 Bit, 8 Bit) | |
Aufnahmemedien | Micro-SDXC | |
Bildwandler/Auflösung | 1/1,28 Zoll/ 12,5 Megapixel | |
BILDQUALITÄT 44 Punkte | 30,8/gut |
|
Outdoor | sehr gut | |
Indoor | gut | |
Lowlight | befriedigend | |
Bildberuhigung | sehr gut | |
Aufnahmewinkel (min - max.) | 148-119 Grad | |
TON 7 Punkte | 4/befriedigend |
|
Tonaufnahme | Stereo | |
Mikrofonanschluss | drahtlos | |
Tonqualität internes Mikrofon |
befriedigend | |
AUSSTATTUNG 23 Punkte | 26,9/sehr gut |
|
GPS-Empfänger/Bluetooth/WLAN | ○/•/• | |
Akkufach/Zusatz-Akku | —/— | |
Anschlüsse | USB-C | |
Speicher (intern/Karte) | —/Micro-SDXC | |
Spritzwasserschutz | • | |
wasserdicht/Tiefenangabe | •/10 Meter | |
Unterwassergehäuse | — | |
Objektiv drehbar | ○ | |
Überkopfkorrektur | manuell/automatisch | |
LED-Leuchte | optional | |
Intervall-Fotofunktion | • | |
Aufnahmeloop | • | |
Pre-Recording | 10-30 Sek. (je nach Auflösung) | |
Lieferumfang Halterungen | Klebehalterung, Kopfbügel, sonstige Halterung | |
BEDIENUNG 26 Punkte | 20,5/sehr gut |
|
Bedienungsanleitung | nur digital, online, vollständig | |
Akkulaufzeit | 64 Minuten | |
Akku-Ladezustand | in Prozent | |
Fernbedienung | via App | |
Smartphone-App | Insta360 Flow | |
Touch-Display | • | |
Status/Kontroll-Display (Diagonale) | •/• (6,3 cm) | |
Ein-Tasten-Aufnahme | • | |
gut erkennbare Record-Funkion | • | |
Menüstruktur | übersichtlich und logisch | |
Fernsteuermöglichkeit | sehr gut | |
Tasten/Handhabung | gut bedienbar (auch mittels Gesten-/Sprachsteuerung) | |
![]() |
||
Urteil | 72,2/sehr gut |
|
Preis/Leistung | gut |
Autor: | Joachim Sauer |
Bildquellen: | Bilder: Insta360, Joachim Sauer, Jonas Schupp MEDIENBUREAU |
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