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Test: DJI Osmo Nano mit Vergleich zur Insta360 Go Ultra

Noch kleinere Actioncams liegen offensichtlich im Trend, denn nach Insta360 mit ihrer Go Ultra bringt nun auch DJI die Osmo Nano heraus – eine gut 50 Gramm leichte Kamera mit abnehmbarem Bedienteil. Wir haben die Osmo Nano getestet und ziehen gleichzeitig den Vergleich zur Konkurrentin.

IM TEST:
DJI Osmo Nanon (128GB) Combo, 309 Euro
Insta360 Go Ultra Standard Bundle, 429 Euro (zum Test)

 

DJI und Insta360 liefern sich gerade offensichtlich ein Battle um die kleinste und beste Actioncam. Wie sehr dieser Wettbewerb ist, merkt man an den Preisangaben im Video, denn DJI hat in den letzten Stunden die Preise für die Osmo Nano nochmal radikal um rund 90 Euro gesenkt und ruft damit einen Kampfpreis aus. Dabei erinnert die Osmo Nano witzigerweise eher an das Vorgängermodell von Insta360, die Go 3S – bietet aber tatsächlich mit einer mit 1/1.3-Zoll größeren Sensor und kann 4K mit bis zu 120 Bildern aufzeichnen. Dazu bietet man noch D-Log M als LUT-Profil und, wie die Go Ultra, einen abnehmbaren Monitor, der auch Fernsteuerungsfunktionen anbietet. Das Konzept lehnt sich damit an das Konzept der Insta360 One R aus dem Jahr 2020 an – ganz neu ist die Idee definitiv nicht. Doch die Kameratechnik ist fünf Jahre später deutlich weiterentwickelt: Bei beiden Modellen ist die Kamera unabhängig von den Andockoptionen aufnahmefähig. Was das bei der Insta360 Go Ultra im Wassersportbereich bringt, haben wir bereits im Test gezeigt. Bei der Osmo Nano wählen wir nun wieder den Radsport und lassen deshalb die Go Ultra dagegen laufen. Zudem wollten wir in der Mittelalterbaustelle Campus Galli in Meßkirch herausarbeiten, welche Shots machbar sind, die man mit einer normalen Kamera nur schwer hinbekommt.

Joachim Sauer war mit der DJI Nano nicht nur auf dem Rennrad unterwegs, sondern hat die Actioncam auch im Campus Galli in Meßkirch als Reportage-Cam eingesetzt.

BEDIENKONZEPT

Wie sich Actioncams bedienen lassen, hat sich längst eingebürgert und wird inzwischen bei allen Herstellern weitgehend identisch umgesetzt. Besonderheit bei der Osmo Nano: Es gibt lediglich eine Taste an der Kamera und eine weitere am Monitor – beide dienen dem Einschalten und dem Aufnahmestart – zumindest solange beide Module miteinander verbunden sind. Hat man die Kamera einzeln, schaltet auch nur die Kamera an, während der Einschalter an der Monitoreinheit beide Module gleichzeitig aktiviert. Damit man den Monitor sowohl klassisch bedienen, als auch bei Selfies nutzen kann, lässt es sich in zwei Richtungen an der Kamera andocken. Allerdings hat es nur nach hinten ausgerichtet die volle Funktionalität. Im Selfie-Modus gibt es keine Vorschau auf die gespeicherten Daten. Außerdem ist so auch kein Zugriff vom Rechner auf die gespeicherten Clips machbar.

 

Das Bedienmodul lässt sich drehen, die Kamera eignet sich damit auch für Selfie-Aufnahmen.

MIMO-APP

DJI bleibt sich (leider) treu und erlaubt auch bei der Osmo Nano nur fünfmalige Aufnahmen – dann muss die Kamera über die App beim Hersteller registriert werden. Wir bleiben uns hier auch treu: Bei Drohnen mag das noch in Ordnung gehen, doch bei einer Actioncam gibt es dafür keine sinnvolle Begründung. Wir sehen diese nicht angemessene Datensammelwut sehr kritisch. Die Mimo-App ist ansonsten wie gewohnt übersichtlich und funktioniert sehr flüssig. Die App steuert die die Kamera gut und liefert eine gute Vorschau – aber wirklich notwendig für die Bedienung der Osmo Nano ist sie aufgrund des Monitors nicht. Zumal auch alle Auflösungseinstellungen leichter über das Kameramenü getroffen werden können.

 

Die Mimo-App, hier ein Screenshot aus dem Osmo 360-Test, ist logisch und schnell mit der Actioncam verbunden – aber wirklich notwendig ist sie nicht. Umso lästiger, dass man über sie die Osmo Nano bei DJI registrieren muss.


ERGONOMIE

Klein, sehr klein ist die Osmo Nano – was nun angesichts des Namens aber auch eher Programm ist. Mit ihrer Bauform ist sie rein intuitiv eher für den Hochkant-Betrieb geeignet und schmiegt sich hier in die Hand – allerdings so gut, dass man all zu leicht das Mirofon mit abdeckt, das sich dann auf der Oberseite befindet. Doch auch im Querformat muss man aufpassen, weil die Microfonöffnungen auch abdeckt, wenn man die Kamera mit zwei Fingern festhält. Insofern sei die magnetische Halterung und ein Selfiestick empfohlen, denn erst dann wird das kleine Format tatsächlich ergonomisch. Der Monitor wird unten fest angedockt und bietet seinerseits keine Möglichkeit den Winkel anzupassen – insofern ist hier das Konzept von Insta360 etwas im Vorteil. Die Monitorhelligkeit ist bei beiden Kameras vergleichbar.

 

Die Versuchung liegt nahe, die Actioncam nur mit zwei Fingern zu halten. Doch so deckt man fast mit Sicherheit die Mikrofonöffnungen ab.

AUSSTATTUNG

Ein großer Unterschied zur konkurrierenden Insta360 Go Ultra: Die Osmo Nano gibt es wahlweise mit 64 oder 128 GB integriertem Speicher. Dennoch hat DJI in der Monitor-Einheit ein Micro-SD-Kartenslot integriert, wobei dieser nicht direkt zum Speichern, sondern zum verschieben von Videodateien gedacht ist, was aus dem Menü in einem Rutsch klappt, wenn die Micro-SD-Karte groß genug ist. Man kann aber auch auf den Schritt verzichten, wenn man die Kamera direkt mit der daneben befindlichen USB-C-Schnittstelle mit dem Rechner verbindet, denn dann lassen sich die Videos ins Dateisystem kopieren.

 

In der Monitor-Einheit bringt DJI einen Micro-SD-Kartenschacht unter, doch genaugenommen hat man die Videodaten vom integrierten Speicher via USB-C schneller zum Rechner übertragen.

Mit an Bord ist natürlich Bluetooth – denn die Osmo Nano gliedert sich ins Ökosystem bei DJI ein und kann mit den Mikrofonen des Herstellers direkt Kontakt aufnehmen. Allerdings kann man hier über die Bedienfreundlichkeit durchaus diskutieren, denn eine Pegelung im Menü der Actioncam gibt es nicht. Entsprechend muss man das Mikrofon via Mimo-App pegeln, den Pegel aber über die Monitor-Anzeige kontrollieren. Gleichzeitig zeigt sich hier die Schwäche des modularen Systems: Während man das Mikrofon mit der Osmo Nano verbunden hat, lässt sich nicht parallel ein Bild zum abgedockten Monitor übertragen.

 

Wie bei DJI üblich ist die Osmo Nano mit DJIs Funkstrecken kompatibel. Dann funktioniert allerdings die Videovorschau nur, solange der Monitor angedockt ist.


AKKULAUFZEIT

Die Osmo Nano ist klein – damit liegt, analog zur Insta360 Go Ultra, das Wärmeproblem sprichwörtlich auf der Hand. Wobei das Gehäuse der kleinen Osmo Nano nicht ganz so heiß wird, sie dafür aber deutlich früher ausschaltet. Bereits nach guten 20 Minuten schaltet die Aufnahme ab – unabhängig davon, ob die Kamera mit oder ohne Monitor arbeitet. Dass dann die in Monitor und Kamera integrierten Akkus noch nicht leer sind ist klar, so dass man einige Minuten später die Aufnahme wieder starten kann. Allerdings reduziert sich dann die Aufnahmezeit auf unter zehn Minuten – besser ist es als man lässt die Kamera eine halbe Stunde abkühlen. Die Aufzeichnungszeit mit einer Ladung liegt bei rund 110 Minuten. Allerdings stört uns dabei das Ladekonzept, denn die Nano wird sofort nachgeladen, wenn sie am Monitor angedockt ist. Entsprechend führt dies dazu, dass man am Ende eine volle Kamera, aber keinen Monitor mehr hat. Cleverer wäre es, wenn der Monitor ab einer gewissen Akkuleistung die Kamera nicht mehr nachlädt, sondern sich diese Restleistung für den eigenen Betrieb sichert.

 

Der Monitor hat den stärkeren Akku integriert und lädt das Kameramodul nach, sobald dieses angeschlossen ist. Entsprechend läuft die Kamera länger als die Monitoreinheit.

BILDSTABILISIERUNG

Bei einer Actioncam ist eine gute Bildstabilisierung obligatorisch und inzwischen muss man schon sehr genau hinschauen, will man hier Unterschiede zwischen den Anbietern feststellen. In der Standard-Bildstabilisierung zeigt unser Vergleich zwischen Insta360 Go Ultra und DJI Osmo Nano kaum Unterschiede. Beide beruhigen das Bild sehr gut, wobei man schon hier erkennt, dass beide durchaus auch im Standard nicht wirklich den Horizont hin und herkippen lassen, wenn man ein Rennrad im Wiegetritt fährt. Wer so eine Dynamik aktiv zeigen will, muss die Stabilisierung ganz ausschalten. Unterschiede zeigen sich dann bei aktiver Horizontbegradigung, die unserer Ansicht nach Insta360 einen Hauch besser erledigt.

 

Die Bildstabilisierung greift recht deutlich ein und sorgt für eine gute Beruhigung, bei der allerdings auch etwas Dynamik verloren geht. Wer Sport mit authentischer Bewegung darstellen will, muss die Bildstabilisierung auslassen.


BILDQUALITÄT

Um es kurz zu machen: So gute Bilder aus so kleinen Kameras sind durchaus faszinierend und waren lange so nicht denkbar. Aber das gilt schließlich auch für Smartphones, die ebenfalls inzwischen professionelle Qualität abliefern können. Bei der Osmo Nano sollte man dazu allerdings dringend den D-Log-M Modus aktivieren, denn in der Standardeinstellung zeigt die Kamera ein deutlich zu buntes Bild mit starker Kantenaufsteilung, so dass das Bild zwar insgesamt scharf – aber eben unnatürlich und deutlich bunt darstellt. Hier übertreibt es DJI deutlich, so dass wir in der Standardeinstellung respektive das flache Profil der Insta360 Go Ultra vorziehen würden – wäre da eben nicht die Option, mit Log-Bildprofil arbeiten und so die Farben im Nachhinein anpassen zu können.

 

Das Bild der Osmo Nano im Standard-Farbprofil wirkt insgesamt sehr bunt. An den Kanten gibt es eine Kantenaufsteilung, die zwar für Bildschärfe sorgt, aber etwas unnatürlich aussieht.

FAZIT

DJI liefert mit der Osmo Nano ein Gegenpart zu Insta360 Go Ultra – offensichtlich haben beide Hersteller zeitgleich an ähnlichen Konzepten gearbeitet. Wobei beide Konzepte nicht wirklich neu sind – neu ist eher das hohe Niveau, auf dem sich die beiden Minikamera bewegen. Zum Formfaktor eine Bewertung zu machen fällt schwer, denn Prinzipiell erscheint das Kameramodul der Osmo Nano geschickter – dafür ist aber der Dock in der Monitoreinheit der Insta360 Go Ultra ergonomischer – zumal der Monitor flexibler nutzbar ist. Interessant ist die Preisgestaltung, mit der sich DJI in eine deutlich bessere Position schiebt – so günstig waren Kameras mit diesen Qualitäten bisher nicht.Allerdings zeigen beide Kameras auch deutliche Hitzeprobleme – für Daueraufzeichnungen sind deshalb beide nicht geeignet. Besondere Perspektiven bei einem Konzert oder im investigativen Bereich sind also nicht die Stärke der Kameras. Sie sind viel mehr ganz klar im Sportbereich positioniert und erledigen hier beide ihre Aufgabe sehr gut. Dabei gefällt uns bei der Osmo Nano die Aufzeichnung mit Log-Profil – bei der Go Ultra ist dafür die Standard-Qualität ein bisschen besser.Die Frage, die sich am Ende stellt: Wer braucht tatsächlich die kleinen Kameras – tut es nicht eine normale Actioncam? Tatsächlich dürfte in den meisten Fällen die Actioncam kompakt genug sein – es ist wohl eher das Gewicht, das im Sport eine Rolle spielen kann. Denn weniger Gewicht bedeutet weniger Vibrationen und weniger Beeinträchtigung des Sportlers. Der Haken bleibt für uns die Aufnahmezeit, die somit eher für eine Abfahrt, für einen kurzen Turn oder eben eine schnelle Runde geeignet ist. Einen Spielverlauf komplett damit zu dokumentieren ist illusorisch.+ Filmen mit Log-Farbprofil möglich+ gute Bildstabilisierung+ großer interner Speicher- unterschiedlichen Funktionen je nach Monitor-Dockrichtung- begrenzte Aufnahmezeit wegen Hitzeabschaltung

DATEN

DATEN UND TESTERGEBNISSE

DJI Osmo Nano Tabellenbild

Hersteller DJI
Modell Osmo Nano
Preis 279 Euro (64 GB)
309 Euro (128 GB)
Internet dji.com/de
DATEN                                             
Größe (L x B x H) 2,1 x 5,5 x 3,9 cm (Vision Dock)
2,1 x 5,5 x 2.7 cm (Kamera)
Gewicht 124 (52) g
Aufzeichnungsformate
(Bildraten)
UHD (120/100/60/50/30/25/24p), 2,7K (120/100/60/50/30/25/24p), FHD (240/200/120/100/60/50/30/25/24p)
max. Datenrate 120 Mbit/s
Codecs (Dateiformate) H.265, H.264
Max. Abtastung intern 4:2:2, 4:2:0 (10 Bit, 8 Bit)
Aufnahmemedien interner Speicher, Micro-SDXC
Bildwandler/Auflösung 1/1,3 Zoll/ 10 Megapixel
BILDQUALITÄT 44 Punkte 29,8/gut
Outdoor sehr gut
Indoor gut
Lowlight befriedigend
Bildberuhigung gut
Aufnahmewinkel (min - max.) 113-123 Grad
TON 7 Punkte 4/befriedigend
Tonaufnahme Stereo
Mikrofonanschluss drahtlos
Tonqualität internes
Mikrofon
befriedigend
AUSSTATTUNG 23 Punkte 15,9/sehr gut
GPS-Empfänger/Bluetooth/WLAN ○/•/•
Akkufach/Zusatz-Akku —/—
Anschlüsse USB-C
Speicher (intern/Karte) •/Micro-SDXC
Spritzwasserschutz
wasserdicht/Tiefenangabe •/10 Meter
Unterwassergehäuse
Objektiv drehbar
Überkopfkorrektur manuell/automatisch
LED-Leuchte optional
Intervall-Fotofunktion
Aufnahmeloop
Pre-Recording 5 Sek. bis 5 Min.
Lieferumfang Halterungen sonstige Halterung
BEDIENUNG 26 Punkte 21,2/sehr gut
Bedienungsanleitung nur digital, online, vollständig
Akkulaufzeit 110 Minuten
Akku-Ladezustand in Prozent
Fernbedienung via App
Smartphone-App DJI Mimo
Touch-Display
Status/Kontroll-Display (Diagonale) •/• (5 cm)
Ein-Tasten-Aufnahme
gut erkennbare Record-Funkion
Menüstruktur übersichtlich und logisch
Fernsteuermöglichkeit sehr gut
Tasten/Handhabung gut bedienbar (auch mittels Gesten-/Sprachsteuerung)
va logo kl 100  
Urteil 70,9/gut
Preis/Leistung gut
Autor:
Joachim Sauer
Bildquellen:
Joachim Sauer, Jonas Schupp MEDIENBUREAU
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