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Hands-On: Panasonic Lumix S1RII - hybrider Foto- und Videoprofi

Panasonic hat mit der S1RII ein Spitzenmodell für die Fotografie, setzt dabei aber auf eine 8K-Videofunktion, interne RAW-Aufzeichnung und eine verbesserte Bildstabilisierung. Wir haben mit der S1RII bereits ein ausführliches Hands-On gedreht und zeigen, was man von der Hybridkamera erwarten darf.


VA kamera logo 50px IM HANDS-ON:Panasonic Lumix DC-S1RII, 3599 Euroverwendet mit Sigma 28-105mm F2.8 DG DN I Art, 1649 Euround Panasonic Lumix S-R24105, 1179 Euro

Mit der S1R hat Panasonic vor sechs Jahren sein Foto-Flaggschiff vorgestellt und (nahezu) parallel die S1H als Video-Spezialistin eingeführt. Mit der S1RII soll beide Funktionen vereinen, auch wenn man mit dem 44,3-Megapixel-Sensor schon klar ein Statement für High-Res-Bilder setzt. Doch gleichzeitig integriert man eben die Videoaufnahme mit maximaler 8K-Auflösung mit 30p, 4:2:0 10-Bit. Selbe Eckdaten, aber mit bis zu gibt es bei 6K in 4K klappen dann bis zu 60p mit 4:2:2 10 Bit. Eine weitere Besonderheit: die Lumix S1RII bietet in 5,8K-Auflösung die interne ProRes RAW HQ-Aufzeichnung an. Zudem gibt’s einen UHD/C4K S&Q-Modus zwischen 1 und 120 Bildern und somit eine veritable Zeitraffer und Zeitlupe-Funktion. Panasonic verspricht einen Dynamikumfang von 14 Blenden. Wie die Bilder aussehen, zeigen wir in einem ersten Hands-On, auch wenn wir leider in den wenigen Tagen, an denen das Vorserienmodell der S1RII bei uns war, nicht vom Wetter verwöhnt wurden. Wir haben dennoch attraktive Bilder hinbekommen.

Joachim Sauer war mit der Lumix S1RII im Schwarzwald unterwegs und hat sehr viele Aufnahmen aus der Hand und unter unterschiedlichen Lichtbedingungen gedreht.

PROZESSOR UND ISO-EMPFINDLICHKEIT

Panasonic baut auf die Verarbeitung durch einen neuen Prozessor mit L²-Technologie, der auch im Zusammenspiel mit dem Sensor für ein geringes Bildrauschen sorgen soll. Die Empfindlichkeit liegt zwischen ISO 80 und 51.200 – erweitert zwischen ISO 4 und 102.400. Wir sind bereits jetzt von den höheren ISO-Empfindlichkeiten sehr überrascht, denn selbst bei ISO 12.800 hält sich das Bildrauschen noch in Grenzen, so dass man die Videoaufnahmen nutzen kann. Erfreulich ist zudem, dass Panasonic wieder niedrigere native ISO-Empfindlichkeiten anbietet und so die Praxistauglichkeit in Sachen Drehen mit Offenblende erheblich verbessert hat. Zumindest bei bedecktem Himmel und in Innenräumen ist man dank ISO 80 als nativer Empfindlichkeit im Standard-Bildprofil kaum noch auf einen ND-Filter angewiesen. In unserem Vorserienmodell lag die native ISO-Empfindlichkeit im VLog-Bildprofil jedoch noch bei ISO 200 - ob man mit der Serien-S1RII mit ISO 80 in VLog filmen kann, erfahrt Ihr dann in unserem ausführlichen Praxistest. Doch auch ISO 200 ist schon deutlich besser als ISO 500 oder 640 wie in vorherigen Lumix-Modellen.

Panasonic S1RII ISO 25600

Bei ISO 25600 ist das Bildrauschen zwar vorhanden, dank 8K-Auflösung aber selbst im UHD-Testvideo so fein dass wir die Aufnahmen noch verwenden würden.


BILDSTABILISATOR

Verbesserungen verspricht Panasonic zudem beim Bildstabilisator, der ebenfalls im Hybridmodus arbeitet, sprich die interne Stabilisierung des Sensors mit der optischen Stabilisierung des Objektivs kombinieren kann. Letzteres zwangsläufig nur dann, wenn das Objektiv dies anbietet. Die interne Stabilisierung lässt sich, wie schon bekannt, mit einer elektronischen Stabilisierung verstärken – wobei Panasonic hier einen neuen Cropless-Modus bietet. In diesem liegt wie der Name sagt kein Crop auf dem Bild, allerdings warnt Panasonic schon im Menüpunkt vor Vignettierung an den Bildrändern. Wie sich die Bildstabilisierung schlägt, zeigen wir im Hands-On-Video mit der Kitoption der Kamera, dem S-R24105-Objektiv mit optischer Stabilisierung. Für unsere Vorserien-S1RII halten wir im Ersteindruck fest, dass wir am liebsten mit rein optischer Stabilisierung arbeiten und diese gegebenenfalls verstärken. Bei elektronischer Stabilisierung war immer immer wieder ein gelegentliches Nachzucken zu sehen, gleich in welchem Modus wir uns befanden. Doch auch hier kann sich bis zum Serienmodell noch einiges ändern, nicht zuletzt ist Panasonic mit dem hervorragenden Bildstabilisator der GH7 samt sehr ruhiger elektronischer Stabilisierung aktuell in diesem Bereich das Maß aller Dinge.

Panasonic S1RII Umschalter

Die S1RII spielt nun in der Profiliga der Fotografen und Filmschaffenden und bedient beide Disziplinen gleichwertig. Das verdeutlicht auch der dedizierte Umschalter zwischen Foto-, Video- und Zeitlupen/Zeitraffer-Modus.

AUTOFOKUS

Beim Thema Autofokus hat Panasonic bereits bei vorherigen Neuerscheinungen wie der S5 Mark II und zuallererst der G9 Mark II gezeigt, dass man die Hausaufgaben gemacht hat. Also gibt es nun auch in der Lumix S1RII einen Phasen-Hybrid-AF mit 779 Punkten. Er soll dank weiterem Training mit KI-Technologie nun auch Motorräder und Fahrräder erkennen und dabei wahlweise auf das Motiv oder nur auf den Helm scharfstellen können. Ansonsten gibt es das, was man bereits von den letzten Neuerscheinungen kennt: Einen zuverlässig arbeitenden Autofokus – wobei wir die Behauptung, die Echtzeiterkennung sei verbessert, durchaus bestätigen können. Zwar kommt die Erkennung immer noch an ihre Grenzen, wenn Personen zu klein im Bild sind, doch sobald diese einen nennenswerten Bildteil einnehmen, klappt die Erkennung zuverlässig und das Tracking erfolgt flüssig und präzise.

Panasonic S1RII Verschluss

Panasonic hat einen neuen Verschlussmechanismus entwickelt, der auf Carbon setzt und somit weniger Masse bewegen soll. Damit soll der Verschleiß geringer sein und es ist eine Belichtungszeit bis 1/8000 machbar.


FORMFAKTOR

Die ursprüngliche S1R hatte bereits gleich zum Start einen Malus: Der Kamerabody war vergleichsweise groß und zudem schwer. Genau diese Kritik will Panasonic nun mit der gut 20 Prozent kleineren und 795 Gramm schweren S1RII aushebeln. Die Kamera ist damit immer noch kein Leichtgewicht – aber für eine Vollformatkamera mit dieser Auflösung ist sie recht kompakt. Erfreulicherweise hat Panasonic den sehr hochwertigen Klappmechanismus aus der GH7 (und schon der GH6) für das rückwärtige Display integriert, das sich somit nicht nur klappen und drehen lässt, sondern mit einem zusätzlichen Gelenk für mehr Abstand zum Kamerabody sorgt. Das Display hat zudem nun circa 613.000 RGB-Bildpunkte. Der OLED-Bildschirm im Sucher ist dagegen unverändert gut.

Panasonic S1RII Klappdisplay

Der Klappmechanismus ist mechanisch stabil und sorgt für etwas mehr Bewegungsspielraum beim Display. Dieses kommt zudem so nicht den Anschlüssen in die Quere.

Als Nebenwirkung des kleineren Gehäuses passt nun aber eben auch der große Akku nicht mehr in den Handgriff. Stattdessen setzt der Hersteller auf die kompakteren Akkus, die bereits in den GH- und S5-Modellen zum Einsatz kommen. Wir konnten mit einer Akkuladung problemlos zwei Stunden drehen und hatten anschließend immer noch 50 Prozent der Akkuleistung zur Verfügung - offensichtlich geht die Kamera also mit der Energie effizienter um. Dennoch setzt Panasonic weiterhin auf eine aktive Kühlung und integriert die Lüftungsauslässe wie bei der S5II hinter dem Sucher zwischen den Modus-Wahlrädern. Die Lumix S1RII kann damit weiterhin nahtlos aufzeichnen – wahlweise auf die CFexpress Typ B oder SD-Karte respektive auf eine extern angeschlossene USB-C-SSD. Sie kann Proxy-Dateien parallel erstellen und beherrscht nun auch den Upload auf die Austauschplattform Frame.io.

Panasonic S1RII Speicherkarten

Bei den Speicherkarten setzt Panasonic auf einen SD-Kartenslot und einen Anschluss für CFexpress Typ B-Karten. Dadurch ist eine Dual-Slot-Aufnahme bei hohen Auflösungen und Datenraten. Proxy-Aufnahmen sind jedoch möglich, genau wie der Upload auf Frame.io und Aufzeichnung auf eine externe SSD.


AUDIO UND BEDIENUNG

Nachdem Panasonic mit der GH7 die erste Kamera mit 32-Bit Float auf den Markt gebracht hat, ist es konsequent, dass nun auch die Lumix S1RII diese Option bietet. Allerdings benötigt die S1RII dafür, genauso wie die GH7, das oprionale Tonmodul XLR2, das dann auch zwei weitere Kanäle und manuelle Tonaussteuerungsregler anbietet. Nur mit dem aufgesteckten Menü zeigt die Kamera im Menü die passenden Einstelloptionen. Apropos Menü: Ja, hier sind wieder weitere Untermenüs dazugekommen und immer mehr Optionen sorgen nunmal nicht für mehr Übersicht. Auf der anderen Seite muss man zugestehen, dass eine Hybridkamera eben auch zwei teils sehr unterschiedliche Funktionen über das Menü bedienbar machen muss – und das gelingt aus unserer Sicht Panasonic relativ gut. Sicher ist nicht jeder Menüpunkt für jeden logisch einsortiert, doch wirklich grobe Patzer gibt es nicht.

Panasonic S1RII Menue

Das Menü hat Panasonic etwas anders umgestellt, es ist jedoch wie das Menü von inzwischen jeder Hybridkamera prall gefüllt mit Menüpunkten. Nach etwas Eingewöhnung findet man sich jedoch dank des strukturierten Aufbaus gut zurecht.

 

DATEN

Panasonic S1RII Tabellenbild

Hersteller Panasonic Modell Lumix DC-S1RII Preis 3599 Euro (Gehäuse)4499 Euro (Kit mit S-R24105) Objektiv (Preis) Panasonic Lumix S-R24105(1179 Euro) Internet fujifilm-x.com DATEN                                              Aufzeichnungsformate 8,1K (30/25/24p), 8K (30/25/24p), 6,4K (30/25/24p), C4K (120/100/60/50/30/25/24p), UHD (120/100/60/50/30/25/24p), Full-HD (120/100/60/50/30/25/24p) Codecs (Dateiformate) ProRes RAW, H.265, H.264, All-Intra, MOV Max. Abtastung intern 4:2:0, 4:2:2, 4:4:4 (8 Bit, 10 Bit, 12 Bit) Max. Abstatung 4:2:0, 4:2:2, 4:4:4 (8 Bit, 10 Bit, 12 Bit) Aufnahmemedien 1x CFexpress Typ B, 1x SDXC Bildwandler/Auflösung Vollformat/44,3 Megapixel Objektiv-Bajonett L-Mount Zoomfaktor/Brennweite(KB-äquivalent) 4,3 fach/24 bis 105 mm (F4) Gewicht mit Objektiv 1540 Gramm App Lumix Lab va logo kl 100  

FAZIT

Joachim Sauer VIDEOAKTIV AutorKann die S1RII wirklich die S1H ersetzen? Das war die brennende Frage zu beginn des Hands-Ons. Denn mit nahezu der doppelten Megapixel-Anzahl sollte sie doch eigenlich deutlich lichtschwächer sein - so zumindest die Vermutung. Doch die S1RII zeigt, wie weit sich Sensoren und Prozessoren in den letzten sechs Jahren weiterentwickelt haben, denn soweit wir das derzeit beurteilen können, zeigt die S1RII bei deutlich höheren Lichtempfindlichkeiten ein geringeres Bildrauschen als die S1H. Und das, obwohl sie mit 44 Megapixel eine hohe Fotoauflösung bietet und somit auch in dieser Disziplin eine gute Figur macht. Auch beim Autofokus holt die S1RII weiter zur Konkurrenz auf – sie erkennt Objekte zuverlässig, arbeitet flott und steuert zielsicher die Schärfe an die richtige Ebene. Das ist gerade im Zusammenspiel mit der hohen Videoauflösung auch wichtig, denn auf dem Display lässt sich kaum noch beurteilen, was nun wirklich scharf ist. Das alles sind klasse Vorzeichen, weshalb wir die Kamera wieder im gewohnten Praxistest genauer unter die Lupe nehmen werden. Spannend wird, ob sich die Kamera mit ihrem im Sucher-Aufsatz integrierten Lüfter auch bei Langzeitaufzeichnungen gut schlägt und ob sich der Autofokus bei mehreren Objekten im Bild richtig entscheidet oder doch aus dem Tritt kommt. Auch das Tracking mit verschiedenen Motiven werden wir uns genauer anschauen – wobei wir hier durchaus jetzt schon einen Schritt nach vorn bescheinigen können. Auch die ISO-Empfindlichkeiten werden wir hier systematisch „belichten“ – es bleibt viel zu tun und wir freuen uns schon darauf.

 

 

Autoren: Joachim Sauer / Bilder: Panasonic, Joachim Sauer, Jonas Schupp MEDIENBUREAU

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