Test: Sigma 28-105mm F2.8 DG DN | Art – die "Eine für alles"-Optik
28-105 Millimeter Brennweite und eine durchgehende Blende von F2.8? Das klingt nach der idealen Optik für alle Drehsituationen. Doch kann das neue Sigma 28-105mm F2.8 DG DN | Art auch im Drehalltag überzeugen? Das testeten wir sowohl bei Foto- als auch bei Videoshootings.
IM TEST:Sigma 28-105mm F2.8 DG DN | Art, 1649 Euro**getestet mit L-Mount an der S5II X
Standard-Zoomobjektive sind im Drehalltag von Dokumentationen und Reportagen mit Wechselobjektiv-Kameras unverzichtbar. Sie decken die allermeisten Einstellungsbereiche ab und ermöglichen so schnellere Reaktionen auf spontane Drehsituationen und sparen den lästigen Objektivwechsel. Bei der Wahl de Zoomobjektives stand man bisher immer vor der Qual der Wahl: Auf der einen Seite stehen 24-70mm-Brennweiten mit F2.8 als Blende und damit ordentlich Freistellungs-Potential, auf der anderen 24-105mm-Brennweiten, die einen größeren Bereich abdecken und meist optisch stabilisiert sind, aber mit einer Offenblende von F4 das weniger Kino-ähnliche Bild mit geringer Schärfentiefe bieten. Auf Kosten von vier Millimetern im Weitwinkel und der optischen Stabilisierung verbindet Sigma nun beide Optiken in einer Lösung. Haben sie damit die berühmte Eierlegende Wollmilchsau erschaffen, mit welcher man für alle Drehsituationen gewappnet ist?
Hält das Sigma 28-105mm F2.8 DG DN | Art in der Praxis das ein, was es auf dem Papier verspricht? Das klären wir hier im Video.
ÄUßERE WERTE
Mit je nach Brennweite 15,8 bis 20 Zentimetern Länge und 995 Gramm Gewicht ist das Sigma einer der größeren und schwereren Vertreter seiner Art. Dafür ist das Objektiv mit drei Einstellringen für Fokus, Brennweite und Blende ausgestattet, wie man es von neueren Sigma-Objektiven wie beispielsweise dem 24-70mm DG DN Mark II | Art gewohnt ist. Der Blendenring ist declickbar, was zwar immer noch zu Sprüngen führt, die dafür deutlich sanfter und feiner ausfallen. Zwei Autofokus-Lock-Tasten sind bei kompatiblen Kameras frei mit Funktionen belegbar, ein Schiebeschalter übernimmt die Umstellung von Autofokus auf manuellen Fokus. Gut, dass Sigma sich beim Filterdurchmesser treu bleibt, welches auch beim neuen Modell 82 Millimeter beträgt. Die Verarbeitungsqualität ist, wie von Sigma bekannt, durchweg gut.
Beim Design des Sigma gibt es keine Überraschungen. Neben den drei Bedienringen sind die Sigma-typischen Schiebeschalter für Fokus-Umschaltung, Brennweiten-Festsetzung und Blenden-Click an Bord. Dazu gibt's zwei konfigurierbare Autofokus-Lock-Tasten.
LENS FLARE, BOKEH & FOCUS BREATHING
Um die Lens Flare-Effekte der in 13 Gruppen angeordneten 18 Linsenelemente zu minimieren, setzt Sigma neben einer „Super-Multi-Layer“-Vergütung auch auf die hauseigene „Nano Porous Coating“-Technologie. Dahinter verbirgt sich eine dünne Schicht aus Siliziumoxid, welche auf die Linsen aufgebracht wird und laut Sigma nahezu vollständig lichtdurchlässig ist, ohne dabei das Licht zu streuen. Zugegeben, mit leichtem Nebel war die Herausforderung für das 28-105mm schwerer als bei vergangenen Objektivtests, das 28-105mm hat sich dennoch sehr gut geschlagen. Der Lens Flare ist klar und differenziert. Lediglich in der direkten Umgebungen von Lichtquellen ist eine Milchigkeit auszumachen. Erst bei wiederholtem Zurückspulen der Testaufnahmen und sehr genauem Hinsehen fielen uns geringe Linsenreflexionen auf, die aber vernachlässigbar klein ausfallen.
Der Lens Flare des Sigma-Objektives ist sehr gut, nur bei starken Lichtquellen tritt ein leicht milchiger Schein direkt um die Leuchten herum auf. Einzelne, winzige Linsenreflektionen sind so gering, dass sie erst nach mehrmaligem Wiederholen und genauer Inspektion der Testaufnahmen auffielen.
Im Gegensatz zum 24-70mm Mark II, dem ebenfalls von uns getesteten 70-200mm DG DN OS aus der Sports-Produktlinie und vielen anderen Objektiven ihres Portfolios verbaut Sigma im neuen Objektiv zwölf anstatt elf Blendenlamellen. Dadurch ist das Bokeh nicht nur bei Offenblende sehr rund, sondern bleibt es bei höherer Blende auch - wir attestieren ein rundes Bokeh bis zu einer Blendenstufe von F4. Ab F5.6 kann man leichte Ecken und Kanten in den Lichtkreisen ausmachen, welche bei F8 nicht mehr wegzudiskutieren sind. Doch auch dann ist das Bokeh, dank der einen Lamelle mehr, wesentlich runder und harmonischer als bei vergangenen Sigma-Objektiven.
Bei Blende F2.8 und auch noch bei F4 ist das Bokeh der Sigma-Optik rund. Ab F5.6 schleichen sich Ecken und Kanten in das Bild, dank der zwölf Lamellen bleibt das Bokeh aber deutlich runder als bei vorherigen Sigma-Optiken.
Ein gutes Objektiv zeichnet sich auch durch ein geringes Fokus Breathing aus, sprich bei Änderung der Fokus ändert sich die Brennweite im Idealfall gar nicht. Beim Sigma ist das Fokus Breathing bei 28 Millimetern minimal und kaum bemerkbar, am anderen Ende des Brennweitenbereichs bei 105 Millimetern jedoch deutlich ausgeprägt. Wir empfehlen dazu einen Blick an die entsprechende Stelle im Testvideo.
PRAXIS
Kann das Sigma 28-105mm DG DN | Art sowohl unser 24-70mm F2.8- als auch unser 24-105mm F4-Objektiv ersetzen? Das war die große Frage, die sich uns vor dem Test stellte. Was ist die Optik nicht ersetzen konnte, sind die vier Millimeter mehr Weitwinkel, die uns im Test vor allem beim Dreh in Innenräumen mehr fehlten als gedacht. Auch eine optische Stabilisierung für Drehen aus der Hand – beispielsweise bei Musikvideos - wäre schön gewesen. Das Drehen aus der Hand klappt dennoch besser als erwartet, denn dank des höheren Gewichts der Optik liegt das System gut in den Händen - natürlich darf dann die Brennweite nicht zu groß sein und für lange Einsätze braucht es entsprechenden Muskelschmalz.
Möchte man die Blende über das Bedienrad der Kamera steuern, muss der Blendenring auf „Auto" stehen.
Trotz weniger Weitwinkel: eine Stärke des Objektivs ist seine Variabilität. Mit einem Brennweitenbereich von leichtem Weitwinkel bis zum oberen Telebereich ist man für die allermeisten Anwendungen gerüstet und auch die Farbwiedergabe ist sehr gut mit Sigma-typischen leichten Rot- und Gelb-Anteilen im Bild. Gerade wer mehrere Sigma-Objektive sein Eigen nennt, wird konstant gleiche Farbdarstellung über alle Optiken hinweg zu schätzen wissen, was die Farbangleichung in Multicam-Setups erleichtert. Der durch einen HLA-Linearmotor angetriebene Autofokus ist in Kombination mit der Panasonic Lumix S5 Mark II uneingeschränkt praxistauglich. Auch wenn er nicht ganz das Niveau von Panasonics eigenen Objektiven erreicht, kann man sich beim Sigma auf den Autofokus und dessen Präzision und Schnelligkeit verlassen. Wer sich Schärfe gerne selbst legen will, wird es zu schätzen wissen, dass die Optik parfocal ist, sprich bei Veränderung der Brennweite bleibt die Schärfe auf dem Objekt und „wandert“ nicht mit.
Im Test fielen die fehlenden vier Millimeter im Weitwinkel tatsächlich stärker auf als vermutet. Dennoch konnte sich das Objektiv als neues Hauptobjektiv an unseren Kameras etablieren.
DATEN UND TESTERGEBNISSE
Hersteller Sigma Serie Art-Line Brennweite 28-105 Millimeter Internet sigma-foto.de Preis 1649 Euro DATEN Verfügbare Bajonette L-Mount, Sony E Bildfeldabdeckung Vollformat Lichtstärke F2.8 Länge 158-200 Millimeter Gewicht 995 Gramm Filterdurchmesser 82 Millimeter Frontdurchmesser 87,8 Millimeter Anzahl der Blendenlamellen 12 Besonderheiten Custom-Knöpfe BEWERTUNG Lens Flare sehr gut Bokeh sehr gut Fokus Breathing gut
Urteil
sehr gut Preis/Leistung sehr gut
FAZIT
Sigma ist aktuell wohl der Hersteller mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis, zumindest was das L-Bajonett betrifft. Auch das 28-105mm F2.8 DG DN | Art ist da keine Ausnahme und bietet vor allem gemessen am Preis eine sehr gute optische Leistung gepaart mit präzisem Autofokus. Dazu kommt ein auch bei höheren Blenden noch rundes Bokeh sowie ein sehr guter Lens Flare.Tatsächlich schrammt das Objektiv aufgrund seiner Eigenschaften haarscharf an der Note „hervorragend“ vorbei – dazu hätte es entweder die volle 24-105mm-Brennweite oder aber eine optische Stabilisierung gebraucht. Dennoch: Objektive mit vergleichbaren Eigenschaften zu einem ähnlichen Preis sucht man beim L-Bajonett vergeblich, bei Sonys E-Mount können lediglich Dritthersteller wie Tamron oder Samyang mithalten. Damit hat sich das Sigma 28-105mm F2.8 DG DN | Art das „hervorragend“ in der Kategorie Preis/Leistungsverhältnis redlich verdient. Der Kauftipp erklärt sich da quasi von selbst. + Variabilität+ rundes Bokeh über mehrere Blendenstufen hinweg+ geringer Lens Flare- nur 28 statt 24 Millimeter im Weitwinkel
Autor: Jonas Schupp / Bilder: Sigma, Joachim Sauer, Jonas Schupp MEDIENBUREAU
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