Test: Sigma 24-70mm DG DN Mark II | Art – fürs Filmen optimiert
IM TEST:Sigma 24-70mm DG DN Mark II | Art, 1349 Euro**getestet mit L-Mount an der S5II X
Zoomobjektive mit Brennweiten von 24-70 Millimetern und einer Blende von F2.8 haben sich mit zu den beliebtesten Objektiven für Filmer gemausert. Das liegt vor allem an ihrer Variabilität, decken sie doch vom Weitwinkel bis zum Telebereich die gängigsten Brennweiten ab und sind zudem lichtstark. Auch das Sigma 24-70mm DG DN erfreute sich großer Beliebtheit, was auch daran lag, dass es mit etwa 1200 Euro zu den günstigen Modellen gehörte und gleichzeitig hohe Qualität in einem kompakten und leichten Gehäuse lieferte. Angesichts des Preises fielen Schwächen, wie bei der Zuverlässigkeit des Autofokus oder der kurze und schwammige Fokus-Regelweg, nicht weiter ins Gewicht. Auch bei uns ist die Optik seit knapp sechs Jahren im Einsatz, aufgrund des schwachen Autofokus jedoch primär zur Fotografie. Sigma will das neue Modell nun für das Filmen optimiert haben und hat dafür unter anderem neue Autofokusmotoren eingebaut. Doch bevor wir auf den Autofokus eingehen, widmen wir uns erstmal den äußeren Werten - denn auch da hat sich einiges verändert.
Das Sigma-Objektiv musste sich im Test bei stark wechselnden Bedingungen von strahlendem Sonnenschein bis strömendem Regen beweisen. Wie sich das Objektiv im Test geschlagen hat, erklärt Joachim Sauer im Video.
ÄUßERE WERTE
Schon auf den ersten Blick wird klar: das neue Objektiv ist keine Weiter-, sondern viel mehr eine Neuentwicklung. Die beiden Bedienringe für Fokus und Zoom sind schmaler ausgefallen, dazu gesellt sich jedoch ein Blendenring mit deklickbarer Regelung. Die Ergonomie bleibt trotz der schmaleren Ringe gut, die linke Hand kommt ohne Probleme an alle Bedienelemte. Die Fokuswahl erfolgt über einen Schiebeschalter, zu welchem sich eine Autofokus-Lock-Taste gesellt, welche individuell belegt werden kann – vorausgesetzt, die Kamera unterstützt diese Funktion. Die Maße sind mit 8,8 x 12,0 Zentimetern etwas schmaler als beim Vorgänger, dafür bleibt es beim Ausfahr-Zoom und dem Filtergewinde mit 82mm-Durchmesser. Das Gewicht beträgt 745 Gramm, damit ist das Sigma 90 Gramm leichter als die Mark I-Version. Geringes Gewicht und kompakte Maße sind vor allem im Gimbaleinsatz von Vorteil. Wie für Sigma üblich ist die Verarbeitungsqualität der ganz in schwarz gehaltenen Optik gut.

Der Blendenring ist mittels Schalter auf eine stufenlose Regelung umstellbar, wodurch die Helligkeitsunterschiede zwischen den Blendenstufen deutlich geringer ausfallen.
LENS FLARE, BOKEH & FOCUS BREATHING
Im Objektiv sind 19 Linsenelemente in 15 Gruppen verbaut. Um störende Lens-Flare-Effekte zu vermeiden, trägt Sigma auf die Linsen eine dünne Siliziumoxidschicht auf die Linsen auf, welche das Licht durchlassen sollen, ohne es dabei zu streuen. Zusätzlich zu diesem als „Nano Porous Coating“ bezeichneten Prozess will Sigma die Linsen besonders vergütet haben. Versprechen hin oder her, eines können wir im Test feststellen: das Objektiv verfügt über exzellente Lens-Flare-Eigenschaften. Das Bild bleibt auch bei starken Gegenlichtquellen wie entgegenkommenden Autos klar, um die Lichtquellen bilden sich kleine Sterne mit kurzen, fein aufgelösten Strahlen. Lichtringe? Minimal und nur im unmittelbarem Umfeld der Lichtquelle. Auch Spiegelungen einzelner Linsen muss man, wenn sie denn auftreten, mit der Lupe suchen.

Der Lens Flare des Sigma-Objektives gehört mit zu den besten, die wir bisher getestet haben. Das Bild bleibt stets klar, die auftretenden Effekte bleiben minimal.
Konnte man beim Vorgänger schon bei Offenblende leichte Ecken und Kanten im Bokeh ausmachen, ist das Bokeh des Mark II bei Blende F2.8 zumindest in der Bildmitte kreisrund. Bei beiden Objektiven treten Katzenaugen-Effekte an den Bildrändern auf, wobei diese beim neuen Modell deutlich symmetrischer sind. Bei Blende F4 ist das Bokeh des neuen Sigma in etwa mit dem Bokeh des Vorgängers bei Offenblende vergleichbar, sprich Ecken und Kanten sind im Bokeh erkennbar, jedoch nicht dominant. Bei Blende F8 hingegen ist das Bokeh mehr eckig als rund und man erkennt, dass auch die neue Optik wieder über elf Blendenlamellen verfügt. Zwangsläufig muss Sigma im Rahmen der Modellpflege auch die Blendenlamellen überarbeitet haben.

Bei Blende F2.8 ist das Bokeh in der Bildmitte rund, während an den Seiten Katzenaugen-Effekte auftreten. Bei Blende F4 schleichen sich erste Ecken und Kanten in das Bild, bleiben aber unauffällig.
Der vom Bokeh bekannte Trend setzt sich beim Fokus Breathing, also der Veränderung der Brennweite bei Veränderung der Fokussierung, weiter fort. Im Weitwinkel bei 24mm-Brennweite ist das Focus Breathing kaum merkbar, im Telebereich bei vollen 70mm-Brennweite immer noch gering und etwa auf dem Niveau des Vorgängers bei 24mm.
AUTOFOKUS
Eine der größten Schwächen des alten Sigma-Zooms war der unzuverlässige Autofokus. Natürlich lassen sich im Autofokus nur Urteile über die Kombination aus Kamera und Objektiv treffen. Dennoch – mit der Konkurrenzoptik S-E2470 aus dem Hause Panasonic/Lumix arbeitet der Autofokus der Testkamera, einer Panasonic Lumix S5 Mark II X, wesentlich präziser. Uns bot sich während des Tests die Möglichkeit, im Rahmen einer Veranstaltung beide Sigmas unter identischen Bedingungen miteinander zu vergleichen. Dabei fand die Handlung auf der Bühne statt, auf der sich große Monitorlautsprecher befanden. Stand eine Person so, dass ihr Körper zur Hälfte vom Lautsprecher verdeckt wurde und nur noch ihr Oberkörper zu sehen war, verlor das alte Zoomobjektiv schnell den Fokus. Demgegenüber bleibt die Mark II-Version auf der Person drauf und arbeitet auch sonst sehr zuverlässig. Erst bei drei Blendenstufen Unterbelichtung hapert es mit der Personenerkennung. Damit liegt das Sigma nicht ganz auf dem Niveau des 650 Euro teureren Panasonic-Objektives, der Autofokus ist dennoch uneingeschränkt praxistauglich und im Drehalltag nutzbar.

Während der Autofokus des Vorgängermodells (links) immer wieder von der Person auf die Monitorbox umschwenkt, bleibt der Fokus bei der neuen Optik (rechts) stets auf der Person.
Auch beim manuellen Fokus hat Sigma nachgebessert und den Fokusweg mehr als verdoppelt. Erreichte man beim Vorgänger die Endpunkte schon mit einer Viertelumdrehung, braucht es beim neuen Modell etwa eine ganze Umdrehung, um von der Naheinstellgrenze zum Unendlich-Schärfepunkt und umgekehrt zu gelangen. Dadurch lässt sich auch mit manuellem Fokus präzise arbeiten. Etwas Geschmackssache ist die Farbwiedergabe, die für unseren Geschmack etwas zu poppig ist. Hier ist uns die Panasonic-Vergleichsoptik eine Nuance natürlicher - letztendlich aber natürlich Ansichtssache.
DATEN UND TESTERGEBNISSE
Hersteller Sigma Serie Art-Line Brennweite 24-70 Millimeter Internet sigma-foto.de Preis 1349 Euro DATEN Verfügbare Bajonette L-Mount, Sony E Bildfeldabdeckung Vollformat Lichtstärke F2.8 Länge 120 Millimeter Gewicht 745 Gramm Filterdurchmesser 82 Millimeter Frontdurchmesser 87,8 Millimeter Anzahl der Blendenlamellen 11 Besonderheiten Custom-Knöpfe BEWERTUNG Lens Flare hervorragend Bokeh gut Fokus Breathing sehr gut
FAZIT
Die Mark II-Version des Sigma 24-70mm DG DN ist ein großer Schritt nach vorne. Auch wenn der Autofokus nicht ganz an die Konkurrenz von Sony und Panasonic heranreicht, ist er im Normalfall uneingeschränkt praxistauglich. Die manuelle Fokussteuerung ist jetzt so präzise, wie wir sie uns vom Vorgängermodell gewünscht hätten. Die klassischen Sigma-Farben, auch schon vom 70-200mm-Objektiv bekannt, sind Geschmackssache. Demgegenüber ohne Zweifel hervorragend ist der Lens Flare, der kaum merkbar, klar und frei von milchigen Effekten ist. Auch das Focus Breathing ist für ein Zoomobjektiv sehr gut. Das macht das Sigma insgesamt zu einem ernstzunehmenden, günstigeren Mitbewerber zu den etablierten Modellen. Für den Preis von 1349 Euro - etwa 150 Euro mehr als beim Vorgänger - bleibt es noch für ambitionierte Hobbyfilmer interessant, während Profis vom geringen Gewicht und den kompakten Maßen profitieren.+ hervorragender Lens Flare+ guter Autofokus (bei Normalbelichtung)+ sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis- Autofokus bei Unterbelichtung unzuverlässig
Autor: Joachim Sauer / Bilder: Jonas Schupp, Joachim Sauer MEDIENBUREAU
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