Drohnentest: DJI Mini 4 Pro für Einsteiger und Profis
IM TEST:DJI Mini 4 Pro Fly More Combo (RC 2), 1129 EuroDJI ND-Filterset (ND16, ND64, ND 256), 49 EuroDJI Weiwinkel-Vorsatz, 35 Euro
Nein, wir wollen nicht so tun, als ob die Mini 4 Pro nun eine Revolution ist – wie immer handelt es sich eher um eine Evolution und doch soll die Mini 4 Pro in einem wichtigen Punkt besser geworden: Bei der Flugsicherheit. Gleich geblieben ist dagegen die Kamera, die mit einen 1/1,3 Zoll Sensor mit 48 Megapixeln arbeitet. In der weiteren Verarbeitung streicht DJI die 2,7K-Videoauflösung und bietet demnach nur noch Full-HD (1920 x 1080 Pixel) und UHD (3840 x 2160 Pixel). Dafür bietet die Mini 4 Pro allerdings nicht nur Bildraten bis 60 Bildern, sondern ermöglicht in UHD bis zu 100 und in Full-HD bis zu 200 Bilder für die Aufnahme von Zeitlupen. Neu hinzugekommen ist der D-Log M Modus dank dem man mehr Spielraum in den Farbeinstellungen in der Nachbearbeitung hat. Aufgezeichnet wir wahlweise in H.264 oder besser in H.265-Codierung mit 10-Bit 4:2:0.
Joachim Sauer hat die Mini 4 Pro wieder in der Praxis getestet und Flugaufnahmen in der Bodenseeregion erstellt. Was dabei aufgefallen ist und wie die Drohne mit den neuen Sensoren funktioniert, zeigt er mit seinem Kollegen Jonas Schupp im Video.
Zuerstmal erscheint es so, als ob zwei weitere Sensoren in die Mini 4 Pro integriert seien – Fakt ist allerdings: Das konnte auch schon die Mini 3 Pro, auch wenn deren Rücksensoren in den gleichen zwei Nasen integriert sind wie die nach vorn ausgerichteten. Bei der Mini 4 Pro sind sie nun weiter hinten und harmonischer ins Gehäuse integriert und dabei leicht seitlich geneigt, so dass die seitliche Erkennung besser sein soll. Das Sichtfeld vorne ist deshalb mit 90 Grad Horizontal und 72 Grad Vertikal geringer, dafür gibt es die gleichen Blickwinkel bei der Erkennung nach hinten, seitlich und nach oben, so dass insgesamt die Umgebung flächendeckender und zudem etwas schneller gescannt wird. Auch unten ist die Erkennung mit 106 Grad nach vorne und hinten, sowie 90 Grad nach links und rechts um wenige Grad weiter, die Erkennung des Hindernisses aber mit 5m/s erheblich schneller. Wie sichtbar schneller die Erkennung funktioniert ist im Video zu erkennen. Teils stoppt die Drohne doch recht zackig – gefühlt aber vielleicht etwas spät. Aber schließlich liegt es an einem selbst, sich nicht allein auf den Sicherheitsmechanismus zu verlassen, sondern wie vorgeschrieben umsichtig auf Sicht zu fliegen.

Die harmonischer ins Gehäuse positionierten Sensoren haben nun so eine Position, dass die seitliche Erkennung und die Überwachung des Luftraums darüber deutlich besser geworden ist.
BAUARTBEDINGTE VORTEILEMit den neuen Positionen der Sensoren sieht die Mini 4 Pro zwar ähnlich aus, ist aber dennoch kompakter. Tatsächlich fällt das auf, auch wenn die Mini 4 Pro im zusammengeklappten Zustand gerade mal drei Millimeter kürzer, zwei Millimeter niedriger und vier Millimeter schmaler geworden ist. Deutlicher wird es, wenn die Propellerarme ausgeklappt werden, denn die hinteren Arme sind kürzer, so dass sie mit 251 Millimeter doch immerhin 4,5 Zentimeter kürzer ist. Dafür haben die vorderen Propellerarme nun wieder anständige Füße bekommen, so dass die Drohne nicht wie bei der Mini 3 Pro nur auf dem Drohnengehäuse landet, sondern dem Gimbal wieder etwas mehr Sicherheitsabstand zum Boden gönnt. Die Fertigungsqualität ist auf dem gewohnt hohen Niveau von DJI, so dass zum Beispiel die Klappmechanismen der Propellerarme sehr präzise funktionieren und im ausgeklappten Zustand sicher und ohne Spielraum halten. Auch das Gehäuse ist robust genug, dass es kleine Rempler mal aushalten kann.

Die Drohne sitzt hinten immer noch knapp über dem Boden, doch die vorderen Propellerarme sorgen nun für mehr Spielraum und Schutz für das Gimbal beim Landen.
Apropos Sicherheit: Für den Transport liefert DJI nun eine geänderte und größere Schutzkappe für das Gimbal. Diese geht nun auch über die vorderen Sensoren und ist deutlich leichter anzubringen als die der Mini 3 Pro. Zudem gibt es eine Spange, die die Drohne hinten umgreift und damit die Propeller sichert. Die Demontage klappt sehr leicht, das anbringen ist dagegen etwas fummelig. Dafür muss man beim Verstauen der Drohne dann nicht mehr ganz so peinlich genau darauf achten nichts kaputt zu machen.

Wir habe die DJI Mini 4 Pro mit der RC 2 in der Fly More Combo getestet, zu der noch ein Satz Sicherheitpropeller sowie das Ladegerät für die drei Akkus gehört. Ganz links unten zu sehen sind die Abdeckung des Gimbals und darüber die Sicherheitsspange für den Transport mit angeschraubten Propellern.
FLUGMANÖVERDie DJI Mini 4 Pro hat trotz der leichten Änderungen an den Propellerpositionen kein wesentlich anderes Flugverhalten, wie die Mini 3 Pro. Das Fluggeräusch ist, nicht zuletzt dank des geringen Gewichts, leiser als bei der Mavic-Serie. Schon in 10 Metern Höhe ist das Geräusch unaufdringlich und wenig höher eigentlich nicht mehr wahrnehmbar. Was allerdings auffällt, ist dass auch die Mini 4 Pro nicht wirklich ruhig in der Luft steht. Sie bleibt stetig in Bewegung und korrigiert die Position. Hört man genau hin ist dies auch im Fluggeräusch zu erkennen, was dann in der Vorwärtsbewegung zu einem etwas merkwürdig „unrunden“ Geräusch führt – aber alles Schneegestöber, denn tatsächlich schafft es DJI mit der Mini 4 Pro saubere Flugbahnen bei sanften wie schnellen Flügen zu ziehen.

Ganz ruhig in der Luft stehen ist für die kleine Mini 4 Pro besonders bei Wind ein Problem. Die Korrekturbewegungen sind deutlich sichtbar – allerdings im Bild nur bei vergleichsweise nahen Aufnahmen auffallend.
FERNSTEUERUNGMit daran beteiligt ist natürlich die Fernsteuerung, wobei wir die teurere Variante mit der RC 2 getestet haben. Diese ist auch die klare Empfehlung, nicht nur weil sie ein gutes integriertes Display hat und damit die Fummelei mit dem Smartphone umgeht. Auch die Bedienelemente sind ein Tick besser als bei der günstigeren RV-N2, die zudem zwingend das Smartphone voraussetzt. Was allerdings durchaus auffällt und nicht der Fernsteuerung anzulasten ist: Die Mini 4 Pro bleibt am Ende einer Flugbahn nicht exakt an der letzten Position stehen, sondern bewegt sich um wenige Zentimeter zurück. Das fällt im normalen Einsatz definitiv nicht auf, doch wer sich wirklich recht nah an ein Objekt traut und dieses in den Mittelpunkt stellen will wird sich daran stören.

Das Full-HD-Display der RC 2-Fernbedienung ist hell genug, dass man auch bei starkem Sonnenlicht noch das Bild beurteilen kann.
Rein bauartbedingt ist die Mini natürlich klein und entsprechend schwer auf Sicht zu fliegen. Der Blick auf das Display und etwas an Höhe gewonnen und schon ist sie kaum noch auszumachen. Genaugenommen muss man sie die gesamte Zeit im Blick behalten, damit der kleine Punkt am Himmel noch ortbar ist. Wer dann noch sauber fliegen will braucht entweder, um den Vorschriften zu folgen, eine zweite Person oder muss sich letztlich doch darauf verlassen, was er am Monitor sieht. Letzteres wird wohl eher die Praxis sein, weshalb die größeren Drohnen von DJI mit blinkenden LEDs am Himmel leichter ausfindig zu machen sind. Aber das wäre wahrscheinlich die paar Gramm zuviel, so dass man dann wieder einen Kenntnisnachweis brauchen würde.
An Flugmanövern hat DJI derzeit nichts neues zu bieten. Natürlich unterstützt die Mini 4 Pro die üblichen Quickshots wie beispielsweise das Umkreisen oder nach oben fliegen. In den Mastershots kombiniert DJI die verschiedenen Flugmanöver oder erlaubt es eigene Pfad vorzudefinieren, die die Mini 4 Pro dann nachfliegen.
ZUBEHÖR
DJI hat uns zur Mini 4 Pro Fly More Combo noch zwei Zubehöroptionen beigepackt. Das ND-Filterset bestehend aus den drei Filter ND 16, ND64 und ND 256 sorgt dafür, dass bei viel Sonne nicht in die Überbelichtung muss, beziehungsweise nicht utopisch kurze Belichtungszeiten einstellen muss, die dann Flugbewegungen nicht mehr flüssig aussehen lassen. Damit sich die Filter vor die Optik spannen lassen muss man den eigentlich ohne Funktion vorgespannten Rahmen mit einem leichten Dreh entfernen, so dass sich in die Halterung der ND-Filter einsetzen lässt. Wir haben Mitte Oktober bei strahlendem Sommersonnenschein weitgehend mit ND64-Filter gedreht, der das Bild leicht bräunlicher einfärbt, was allerdings dank D-Log M leicht zu korrigieren ist. Das in einer kleinen praktischen Kunststoffbox gelieferte Filterset ist mit 49 Euro nicht günstig, aber eigentlich im praktischen Einsatz nahezu unverzichtbar. Das gilt nicht für den Weitwinkelvorsatz, der den Blickwinkel der Kamera von 75 Grad auf 100 Grad erweitert. In erster Linie ist dies interessant, wenn man enge Räume oder Schluchten durchfliegen will – bei normalen Landschaftsaufnahmen bringt der 35 Euro teure Weitwinkel-Vorsatz nur wenig Vorteile. Dafür aber deutliche Nachteile: Wie wir im Video zeigen, ist die Vignetierung zum Rand sehr deutlich und noch deutlicher der Schärfeabfall. Da bleiben an den Rändern eigentlich nur unscharfe Objekte übrig – das sieht wenig elegant aus.
Ganz anders sieht dies bei dem zum Lieferumfang der Fly More Combo gehörenden drei Akkus aus. DJI gibt an, dass sich die Flugzeit um etwa 10 Prozent auf 34 Minuten verlängert hat. In der Praxis können wir das nicht bestätigen, denn über 25 Minuten kamen wir kaum hinaus. Wobei die Drohne bei uns nur selten ruhig in der Luft stand, sondern sehr viel bei gleichzeitiger Videoaufnahme geflogen ist, was bei geübten Kamerafliegern wohl eher öfter vorkommt. Die kompakte Tasche ist praktisch und ordentlich gefertigt, die zusätlichen Propeller der Fly More Combo sicher keine Fehlinvestition.
DATEN UND TESTERGEBNISSE
Hersteller DJI Modell Mini 4 Pro Fly More Combo (RC 2) Preis 1129 Euro Internet dji.com DATEN Abfluggewicht 0,249 Kilogramm Abmessungen 230 × 115 × 97 mm (zusammengeklappt) 470 × 550 × 108 mm (flugfähig) Max. Flugzeit 25 bis 34 Minuten Geschwindigkeit 58 km/h Gimbal-Neigeachse -135 bis +80 Grad (steuerbar -90 bis +60 Grad) Roll-Achse -135 bis +45 Grad(steuerbar -90 bis 0 Grad) Schwenk-Achse -30 bis +30 Grad Panorama-Achse 360 Grad (durch Flugbewegung) Kamera-Sensoren 1/1,3 Zoll CMOS, 48 Megapixel Optik* 82 Grad Blickwinkel, 24 mm/F1.7 Adapterring -- Videoauflösung UHD 3840 × 2160 Pixel, 100/60/50730/25/24 BilderFull-HD 1920 x 1080 Pixel, 200/120/100/60/50/30/25/24 Bilder Videoformat MP4 (H.264/H265), max. 150 Megabit/s
FAZIT
Die Mini 4 Pro ist ein Schritt nach vorn – doch die um 100 Euro auf 899 Euro reduzierte Mini 3 Pro (in der identischen Fly More Combo) ist damit sicher nicht abgemeldet. Die Kamera ist bis auf wenige Details identisch und auch sie hatte bereits die wichtigen Sensoren nach vorn und hinten. Entsprechend bleibt die weiterhin verfügbare Vorgängerin immer noch eine Empfehlung.Doch wir wollen die Fortschritte auch nicht schmälern: Sowohl das D-Log M und die neu integrierten Zeitlupe-Modi sind Argumente, wenn man die Drohne professionell nutzen möchte. Für uns wäre die Log-Aufnahme, auch wenn die Regelungsbreite des kleinen Log-Formats geringer ist, zumindest das entscheidende Kaufargument. Einsteiger werden sich dagegen eher über die verbesserte Flugsicherheit und die Hinderniserkennung seitlich und nach oben freuen. Man merkt schon: DJI schafft es für alle Zielgruppen etwas Neues zu integrieren, damit diese möglichst doch etwas tiefer in die Tasche greifen. + gute Flugsteuerung+ sehr gute Gimbalsteuerung+ D-Log M Aufzeichnung + verbesserte Hinderniserkennung - Schiebeschalter für Flugmodi unzuverlässig - steht nicht ganz stabil in der Luft
Autoren: Joachim SauerBilder: DJI, Jonas Schupp, Joachim Sauer MEDIENBUREAU
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