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Hands-on: Panasonic Lumix S5II - Test von Autofokus, Bildstabilisierung und ISO-Aufnahmen

Jetzt ist es endlich so weit: Panasonic integriert in seine erste Kamera einen Phasen-Hybrid-Autofokus. Zudem gibt es einen besseren Sucher und mehr Videomodi. Wir haben die brandneue Lumix S5II bereits genauer unter die Lupe genommen.


VA kamera logo 50px IM HANDS-ON:Panasonic Lumix S5II, 2199 Euro (Vorserie) mit: 20 - 50 mm / F3,5 – 5,6 (S-R2060), 699 Euro (künftige Kit-Optik)50 mm / F1.8 (S-S50E), 469 Euro24 - 70 mm / F2,8 (S-E2470E), 2499 Euro70 - 200 mm / F2,8 (S-E70200E), 2799 Euro

Mit der S5 hat Panasonic im Vollformat-Kamerasegment Fuß gefasst, denn die ist deutlich kompakter als die erste Serie der Panasonic Vollformatkameras S1 oder S1R – konnte aber bereits vieles, was zuvor der S1H vorbehalten war. Kurz gesagt: Die S1 war zu klobig, die teurere S1R mit der höheren Auflösung klar auf die Bedürfnisse von Fotografen zugeschnitten und die S1H dagegen ganz deutlich an Filmschaffende gerichtet. Doch gefragt sind Hybrid-Modelle – weshalb Panasonic nun mit der S5II die logische Nachfolgerin bringt: Sie kann nun nahezu alles, was eine S1H kann - so ist etwa der neue Sensor mit seinen 24,2 Megapixel mit zwei nativen ISO-Empfindlichkeiten auslesbar. Die S5 konnte das zwar auch schon, doch hier musste man die Wahl, welche Empfindlichkeit ausgelesen wird, der Automatik überlassen. Bei der S5II lässt sich nun zusätzlich zwischen ISO-Low und -High wählen. Die untere Empfindlichkeit liegt bei ISO 640, die höhere bei ISO 4000 – zumindest, wenn man mit V-Log arbeitet. Ohne ND-Filter kann man also auch mit der S5II nicht mit Offenblende filmen. Entsprechend vermissen wir nach wie vor einen integrierten ND-Filter. Denn schließlich soll die S5II genau hier die eigentliche Neuheit bieten: Einen Hybrid-Phasen-Autofokus, der zuverlässiger die Objektverfolgung beherrscht.

Joachim Sauer hat mit der S5II bereits in Valencia gedreht und diese auch in der Redaktion nochmal ausgiebig getestet. Wir weisen hier aber ausdrücklich darauf hin, dass wir ein Vorserienmodell hatten, das zwangsläufig nicht im vollen Umfang testfähig war und sich somit in der finalen Serie noch Verbesserungen ergeben können.

 

 

Gearbeitet haben wir mit der S5II mehrere Stunden am Tag der Pressevorstellung in Valencia, wo viele der Testaufnahmen entstanden sind. Zudem haben wir die Kamera noch für einige Tage in die Redaktion bekommen, sodass wir weitere Tests mit anderen Optiken machen konnten. Denn die Standard-Optik 20 - 60 Millimeter hat keinen optischen Bildstabilisator. Entsprechend haben wir den Bildstabilisator nochmal mit unserer 24 – 85-Millimeter-F2,8-Optik getestet. Der Bildstabilisator hat zudem einen neuen „Active-I.S-Modus“ bekommen, den wir dann ebenso mit den verschiedenen Optiken getestet haben.

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Die Panasonic S5II hat einen verbesserten Bildstabilisator-Modus, der besser zupackt. Der Dual I.S mit stabilisierenden Optiken ist dennoch vorhanden – und besser.


ERGONOMIE & BEDIENUNGAuf den ersten Blick sieht das Gehäuse unverändert aus – tatsächlich ist es wenige Millimeter größer, was sich durch die vernachlässigbaren 26 Gramm Gewichtszunahme bemerkbar macht. Die Ergonomie leidet darunter mit Sicherheit nicht. Was viel eher auffällt, ist der um einige Millimeter weiter nach hinten ragende Sucher, was bei europäischen Langnasen dafür sorgen soll, dass man nicht mehr ganz so leicht das Display berührt. Gleichzeitig hat die Auflösung des OLED-Displays zugenommen (1.226.667 RGB-Pixel), sodass man einzelne Pixel nur noch bei sehr genauem Hinschauen erkennen kann, in der Realität aber nicht bemerkt. Die Bildwiederholfrequenz liegt mit 120 Bildern doppelt so hoch wie beim rückwärtigen Display, das unverändert ist. Die Drehaufhängung ist etwas dicht an den Buchsen, so dass man das Display nicht schwenken kann, wenn diese belegt sind.

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Panasonic hat die üblichen Hilfswerkzeuge integriert, doch lässt nur eines von den drei Werkzeugen für Histogramm, Waveform oder Vectorskope aktivieren. Zumindest bei der Waveform-Darstellung wird der Platz auf dem Monitor sehr eng.

Etwas nervös ist die Umschaltung zwischen dem rückwärtigen LCD und Sucher. Deutlich besser wird das allerdings, wenn man im Menü den Menü-Punkt für die Augensensor-Empfindlichkeit gefunden hat und auf „low“ setzt. Wer schon mal hier ist, sollte zudem gleich die automatische Helligkeitsregelung für den Monitor ausschalten, denn unserer Meinung nach stimmt diese selten, was die Möglichkeit das Bild beurteilen zu können einschränkt. Im Videomodus ändert Panasonic die Belichtungszeit in die unter Filmschaffenden gern genutzte Gradzahl. Natürlich helfen die Wasserwage, Gitterlinien oder Rahmen bei der Bildeinteilung. Neben zwei Zebra-Funktionen sind Histogramm, Waveform oder Vektorscope anwählbar. Wobei diese so viel Platz auf dem Monitor belegen, dass man sie eigentlich nur dann einschalten kann, wenn ein externer Monitor angeschlossen ist. Das Menü ist weitgehend unverändert, wobei wir noch keine Option gefunden haben im Record-Modus die Aufnahmeanzeige neben der Aufnahmetaste zu aktivieren. Statt des sehr dezenten roten Punkts lässt sich aber bereits jetzt ein dominanter roten Rahmen in den Displays anzeigen. Die Menüstruktur ist weitgehend gelungen – auch wenn es sehr viele Untermenüs gibt und die Einsortierung in diese manchmal durchaus auch an anderen Stellen logisch wäre.

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Das Menü ist noch nicht konsistent übersetzt – hoffen wir mal auf die Serie, die hoffentlich nicht mit dem Sprachmix ausgeliefert wird.

Dafür navigiert man mittels Touchscreen oder sogar noch schneller mit dem Joystick durch das Menü. Wir haben es schon angedeutet: Das Menü ist zwar Deutsch, aber letztlich doch in einem bunten Sprachmix: Viele Begriffe sind eben bereits im deutschen Fachvokabular angekommen, sodass das durchaus legitim ist, doch „low“ und „high“ lässt sich durchaus genauso übersetzen wie viele andere Begriffe, weshalb wir uns mit dem englischen Menü fast wohler fühlen. Die Kamera bietet, wie bei Panasonic inzwischen allgemein üblich, unlimitierte Aufnahmezeit. Zumindest bei Temperaturen zwischen 0 und 40 Grad. Im Menü hat man die Option die Lüftergeschwindigkeit selbst auszuwählen, wobei man wohl besser die Automatiken nutzt. Die eine bietet ideale Kühlung (Auto 1), die andere optimiert die Kamera auf minimale Lüftergeräusche (Auto 2). Dreht der Lüfter hoch, ist dieser durchaus deutlich zu hören und zumindest bei Tonaufzeichnung mit dem integrierten Mikro deutlich wahrnehmbar. Apropos Ton: Die S5II kann nun auch vier Kanäle aufzeichnen und das wahlweise mit 96kHz/24-bit. Zwangsläufig bietet sie diese Option allerdings nur, wenn man den optionalen XLR-1-Audioadapter auf den Zubehörschuh steckt.

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Die S5II lässt sich mit dem bereits seit längerem bekannten XLR-1-Tonadapter kombinieren und bietet so die Vierkanal-Aufzeichnung an.


VIDEOFORMATEDie Formatvielfalt ist inzwischen bei den meisten Kameras so hoch, dass wir kaum noch alles aufzählen können. Die höchste Auflösung ist 6K im 17:9 Bildseitenverhältnis. Im üblicheren 16:9 sind es dann 5,9K-Auflösung, wobei die Kamera bei beiden Formaten den kompletten Sensor ausliest. Es bleibt bei 25 respektive 30 Bildern in der Sekunde, dafür steigert Panasonic die Farbtiefe auf 4:2:0 mit 10-Bit. In diesen Formaten kann man ausschließlich im MOV-Format aufzeichnen. In Cine4K und UHD können die Kameras nun mit 60 Bildern in 4:2:2 und 10-Bit Farbtiefe aufnehmen. Wobei man in Cine4K ebenfalls nur das MOV-Dateiformat, ab UHD dann auch MP4 wählen darf. Allerdings liest die Kamera bei UHD mit 50/60 Bildern nur den APS-C-Bereich aus, bei 25/30 Bildern hat man dann wieder das Vollformat zur Verfügung.

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Die S5II bietet das Speichern als MOV oder MP4 an, wobei die höheren Auflösungen nur im Apple-Dateicontainer gespeichert werden.

Um es kurz zu machen: Wir halten in der Praxis die 5,9K-Auflösung mit 25 Bildern für das wohl kompatibelste Format – zumindest, wenn man für verschiedene Ausgabeformate, zum Beispiel auch im Hochformat eine Filmproduktion plant. Was sicherlich viele vermissen, ist ein All-Intra-Format mit höheren Datenraten, was - genauso wie die interne ProRes-Videoaufzeichnung - erst der im Frühjahr erscheinenden S5IIX vorbehalten bleibt. Ein weiteres Argument auf diese Kamera zu warten: Sie kann direkt auf USB-C-SSDs speichern und beherrscht auch die RAW-Video-Ausgabe via HDMI auf einen Fieldrecorder. Immerhin kann man die RAW-Ausgabe optional hinzubuchen, wobei Panasonic dafür noch keinen Preis kommuniziert. Ob es eine passende Entscheidung ist die eigentlich inzwischen bei nahezu allen Kameras vorhandene Webcam-Funktion, mit der man sie am Rechner fürs Livestreaming verwenden kann, beim „kleineren“ Modell unter den Tisch fallen zu lassen, wagen wir zu bezweifeln. Letztlich wertet Panasonic mit diesen Einschränkungen die S5II bei Filmern ab und macht die S5IIX zur eigentlichen Nachfolgerin der S1H. Die S5II beherrscht also „nur“ das Speichern auf die zwei eingebauten SD-Kartenschächte, wobei nun beide für UHS-II gerüstet sind.

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Panasonic bleibt bei den SD-Karten, wobei nun beide Schächte für UHS-II-Speicherkarten gerüstet sind. Höhere Datenraten, für die schnellere Speicherkarten nötig sind, bietet die S5II nicht.

Die maximale Datenrate der S5II lag zum Testzeitpunkt bei maximal 200 Megabit pro Sekunde. Wie schon bekannt, kann man beide Laufwerke nacheinander oder parallel beschreiben sowie das eine Laufwerk für Fotos, das andere für die Videoaufzeichnung nutzen. Die Möglichkeit die beiden Laufwerke mit unterschiedlichen Dateiformaten zu beschreiben, gibt es leider nicht. Die Funktion des „Loop Recordings“ bietet das Menü bereits an, doch durch das Vorserien-Gerät funktionierte diese noch nicht. Die S5II nutzt das bereits von der S5 und GH6 bekannte Akkuformat mit 2200 mAh Kapazität. Geladen wird der Akku via USB-C über die Kamera, wobei diese über das kleine mitgelieferte Netzteil auch mit Dauerstrom versorgt werden, aber nicht parallel dazu den Akku beladen kann. Entsprechend muss die Kamera zum Aufladen ausgeschaltet sein. Einen vollständigen Test der Laufzeit machen wir dann mit dem Serienmodel, doch mit einer Akkuladung konnten wir bei diesem Test mit der Vorserie immerhin einen dreiviertel langen Tag arbeiten, wobei wir allerdings viel Zeit im Menü verbracht haben und vergleichsweise wenig gefilmt haben.


EMPFINDLICHKEIT & V-LOG-MODIDie automatische Umschaltung der nativen ISO-Empfindlichkeit ist komfortabel – aber eben nicht immer gefragt. Schön also, dass Panasonic den Kameraleuten nun wieder die manuelle Wahl lässt, ob man die hohe oder niedrige Empfindlichkeit auslesen möchte. Wenig überraschend ist, dass die Kamera bei der ISO-Empfindlichkeit überzeugen kann – immerhin ist dies auch eine der Stärken der S1H. So lästig ist es, dass man die Kamera mit ISO 100 nur im Standardprofil und nicht im V-Log-Modus nutzen kann. Stattdessen liegt die minimale Empfindlichkeit bei ISO 640, wodurch man schon an Tagen mit bedecktem Himmel einen ND-Filter benötigt. Die zweite native Empfindlichkeit liegt im V-Log-Modus bei ISO 4000. Entsprechend ist ISO 6400 noch weitgehend rauschfrei und selbst ISO 12.800 noch so gut, dass man es im dokumentarischen Bereich durchaus mal einsetzen kann.

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Die S5II erlaubt die manuelle Auswahl der zwei nativen ISO-Empfindlichkeiten, bietet aber auch weiterhin die automatische Umschaltung. Im V-Log-Modus liegen die zwei Empfindlichkeiten bei ISO 640 und 40000, im Standard-Modus bei ISO 100 und 640.

Auf der anderen Seite sind bereits bei ISO 12.800 erste Detailverluste sichtbar. Darüber wird das Bildrauschen in dunklen Bildpassagen dominanter, die Detailverluste größer. So wie wir es derzeit beurteilen können, sind ISO 16.000 und zur allergrößten Not auch mal ISO 25.600 durchaus so nutzbar, dass es unbedarften Zuschauern nicht wirklich auffällt. Die täglich im Fernsehen zu sehenden Reality Soaps nutzen oftmals weit schlechteres Bildmaterial. Neu unter den Profilen findet man ein „Echtzeit LUT“, das genau das macht, was man sich aus dem Namen zusammenreimen kann: Die Kamera liest die Videodaten mit flachem Profil vom Sensor aus, doch die Kamera wendet noch vor dem Speichern ein entsprechendes LUT-Profil auf die Videodaten an. Bedingung ist, dass man entweder das eingespeicherte VLOG_709-Profil nutzt oder aber bereits eigene LUT-Profile auf die Kamera gespeichert hat. Zehn Speicherplätze bietet die S5II dafür an, die man von einer SD-Karte aus mit LUTs versorgen kann. Die Idee ist prinzipiell gut, denn so nutzt man den höheren Dynamikumfang und „presst“ diesen gleich in das passende Profil. Entsprechend entfällt der Nachteil, dass man in der Nachbearbeitung jeden Clip bearbeiten muss. Auf der anderen Seite fehlt zwangsläufig die Möglichkeit bei kritischer Belichtung nochmal mit einer individuell auf den Clip angepassten Nachbearbeitung etwas herausholen zu können.

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Die S5II kann mit flachem Profil vom Sensor ausgelesen werden, bietet aber die Option das passende Korrekturprofil direkt vor dem Abspeichern anzuwenden.


AUTOFOKUSKeine Frage: Die eigentliche Neuheit heißt Phasenautofokus, denn bisher hat Panasonic ausschließlich auf den Kontrast-Autofokus gesetzt, was diesen zum einen etwas langsamer und unzuverlässiger in der Verfolgung macht. Denn über einen Kontrast-AF lässt sich keine Distanzänderung und entsprechend auch nicht deren Geschwindigkeit ermitteln. Vorhersagen, wohin sich ein Motiv bewegt, sind damit schwer, auch wenn der Kontrast-AF eben den Vorteil hat, dass man quasi das gesamte Bild für die Messung hat. Jetzt baut Panasonic 779 Sensoren für die Phasen-Messung ein, wobei aus den technischen Unterlagen bisher nicht hervorgeht, welche Bildfläche man damit abdeckt. Sicher ist: Sie deckt nicht die gesamte Vollformatfläche ab und Phasen-Sensoren liefern bei abnehmendem Licht keine Ergebnisse.

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Wir haben die harmonischere Autofokus-Steuerung nur mit einer deutlicheren Verlangsamung der Erkennung und Geschwindigkeit erreicht.

Doch der Vorteil des Phasenautofokus ist die höhere Geschwindigkeit, kombiniert mit der Möglichkeit Richtungs- und Entfernungsinformationen zu verarbeiten. Wie branchenweit inzwischen üblich, kombiniert Panasonic den Kontrast- und den Phasenautofokus und spricht deshalb von einem Hybrid-Phasenautofokus. Damit sollen die Vorteile der beiden Systeme kombiniert und die Nachteile ausgeglichen werden. Wann welches System arbeitet, ist dabei nicht zu beeinflussen. Im umfangreichen Focus-Menü kann man aber weiterhin die Motiverkennung beeinflussen, wobei es neben der Mensch-Erkennung auch die Gesichts-/Augenerkennung und einen weiteren Modus für die Mensch-/Tiererkennung gibt. Festhalten können wir, dass die Erkennung von Gesichtern, Mensch und Tier (in unserem Fall die Katze) gut funktioniert. Die gelben Rahmen im Display zeigen an, was erkannt wird. Etwas kritischer sehen wir das bei der Augenerkennung, die uns derzeit noch etwas unsicher erscheint. Der größere Haken ist hier aber noch die Abstimmung des Autofokus, denn auch wenn die Erkennung offensichtlich funktioniert, sitzt der Autofokus noch nicht zuverlässig auf der richtigen Ebene. Zudem reagiert der Autofokus in der Standardeinstellung deutlich zu nervös, wenn mehrere Menschen im Bild sind. Hier springt der Fokuspunkt deutlich zu wild hin und her. Das lässt sich zwar mit dem bekannten Menü beeinflussen: Aus unserer Sicht wurde der Autofokus mit der langsamsten AF-Empfindlichkeit (-3) und einer auf -2 oder -3 reduzierten AF-Geschwindigkeit deutlich harmonischer – allerdings ohne das Niveau von Canon oder Sony zu erreichen.

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Damit der Fokus schneller am Ziel ist, kann man vorher bestimmen in welchem Abstand das anvisierte Ziel liegt. Das ist zum Beispiel bei Bühnenaufzeichnungen eine gute Hilfe.

Doch auch hier nochmal der Hinweis: Wir hatten ein Vorserienmodell, bei dem Panasonic auch ausdrücklich noch darauf hinweist, dass die Autofokusabstimmung bis zur Auslieferung (und in der Regel noch weit darüber hinaus) in der Weiterentwicklung ist. Unverändert gut ist das Fokus-Peaking, das beim manuellen Scharfstellen genauso hilft wie die Sucherlupe, deren Vergrößerungsfaktor man mit dem hinteren Drehrad schnell und bequem beeinflussen kann. Um auch den passenden Punkt im Bild zu vergrößern, lässt sich die Lupe auf dem Bildschirm verschieben, wobei der Joystick nun besser in der Querrichtung funktioniert, so dass man deutlich zielgenauer an die passende Stelle gelangt. Der verbesserte Joystick hilft auch beim Autofokus, wenn man den Fokuspunkt manuell verschieben möchte.


BILDSTABILISIERUNGIn die S5II integriert Panasonic nicht nur einen neuen Sensor, der weiterhin beruhigt wird. Damit dieser etwas kräftiger zupacken kann, bietet man einen neuen Active I.S-Modus, bei dem Panasonic aber auch gleich vorwarnt, dass dies für statische Aufnahmen aus der Hand gedacht ist und man den Modus besser nicht verwendet, wenn man die Kamera bewegen möchte. Wir haben das mit der Kit-Optik 20 - 60 mm F3,5 - 5,6 (S-R2060) natürlich dennoch ausprobiert – schließlich weiß man oft doch nicht genau, ob man die Kamera nicht doch bewegen will. So wie wir das sehen, ist hier nicht nur der Sensor beruhigt, sondern offensichtlich auch der Bildprozessor beschäftigt. Auch wenn sich der Bildwinkel offensichtlich nicht verändert, sehen wir an den Rändern sehr eindeutige „Verschiebungen“, die unserer Meinung nach so eigentlich kaum direkt vom Sensor kommen können.

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Immer noch unlogisch finden wir, dass die Anamorph-Entzerrung beim Bildstabilisator untergebracht ist. Mit „Bildstabilisator verstärken“ bekommt man einen Modus, der bei statischen Aufnahmen gut funktioniert.

Dabei hat Panasonic natürlich weiterhin eine E-Stabilisierung, mit der sich dann ganz deutlich der Blickwinkel verändert, sprich ein Bildbeschnitt „aus“ dem Sensor ergibt. Wir halten jedoch fest: Den besten Bildstabilisator gibt es immer noch mit den passenden Optiken, die ebenfalls einen optischen Bildberuhiger haben. Mit dem Dual I.S. erreicht die S5II immer noch die deutlich bessere Stabilisierung, wobei diese Optiken eben sehr viel teurer sind. Allerdings liefern sie eben auch die höhere und durchgehend über die Brennweite gleichbleibende Lichtstärke. Schon das ist ein klares Argument statt der als Kit-Optik angedachten 20 - 60 mm besser gleich das 24 - 70 mm mit F 2,8 zu nehmen.

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Die S5II kostet als Kamera ohne Optik 2199 Euro, als Kit-Objektiv soll es zum Start das S-R2060 geben, wobei der Kit-Preis noch nicht kommuniziert wurde.


FAZIT

Joachim Sauer VIDEOAKTIV AutorEndlich, so können wir festhalten, hat Panasonic seine Hausaufgaben gemacht und ist mit dem Hybrid-Phasen-Autofokus nun auf Augenhöhe mit den anderen Herstellern. Dass der Autofokus der S5II-Vorserie Objekte zuverlässig erkennt, ist schon mal genau der richtige Weg. Doch die Schärfe sitzt noch nicht ganz so exakt und die Übergänge sind noch nicht ganz so harmonisch wie bei anderen Herstellern. Wir sind der Überzeugung: Das bekommt Panasonic noch in den Griff, wenn auch vielleicht nicht zum Serienstart, dann aber mit dem ersten oder zweiten Firmware-Update. Die Detailverbesserungen beim Sucher und durch den verbesserten Joystick machen die Bedienung leichter. Beim Menü dürfen sich die Entwickler nochmal Gedanken über die Sortierung beziehungsweise Zuordnung zu den Menüs machen. Zudem wäre es wünschenswert, dass man sich bei der Übersetzung nochmal etwas mehr Mühe gibt. Gut gefällt uns die Idee der „Realtime LUT-Funktion“, denn so kombiniert Panasonic die Vorteile des Filmens mit LUT-Profil, sprich den höheren Dynamikumfang, mit dem Vorteil einer normalen Videodatei, die sich leichter und schneller nachbearbeiten lässt. So entfällt das Argument, man braucht wegen des Color Gradings mehr Rechenleistung. Das könnte die überzeugen, denen die Farbnachbearbeitung bisher zu aufwändig war. Damit ist die S5II eine Vollformatkamera für Fotografen mit Videoambitionen. Für sie spricht immer noch die unbegrenzte Aufnahmezeit, zumal das verbesserte Wärmemanagement den Lüfter nur noch selten hochlaufen lässt. Doch Filmschaffende werden dann wohl trotzdem auf die in wenigen Monaten erscheinende S5IIX warten, die mit den besseren Videoeigenschaften, unter anderem auch in den Zeitlupe-Modi, eben doch die passenden Argumente für den Aufpreis liefert. Bleibt zu hoffen, dass Panasonic bis dahin die guten Anlagen des Autofokus über die Firmware weiter verbessert und so den Abstand zur Konkurrenz weiter verkürzt hat.+ gute Realtime-LUT-Funktion+ verbesserter Bildstabilisator+ guter Sucher+ Hybrid-Phasen-Autofokus- etwas zu hektische Objekterkennung (Vorserie)

Autoren: Joachim Sauer / Bilder: Joachim Sauer MEDIENBUREAU

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