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Drohnentest DJI Mini 3: ohne Pro, aber lichtstark?

Bei Sensoren bedeuten weniger Megapixel in der Regel größere Pixel und somit mehr Lichtstärke – das ist der Grund, warum für Filmer ausgelegte Kameras meist nicht mit extremen Auflösungen daherkommen. Doch DJI zielt mit der Mini 3 und ihrer 12-Megapixel-Kamera eher auf die Flug-Einsteiger – ob sie sich dennoch auch bei Dämmerung und Dunkelheit gegen die DJI Mini 3 Pro behaupten kann?


VA kamera logo 50px Im Test:DJI Mini 3 (RC) Fly More Combo, 938 Euro

Die Mini-Serie wird bei DJI zunehmend größer – und wichtiger. Denn Drohnen unter 250 Gramm unterliegen geringeren Auflagen aus der aktuellen EU-Drohnenverordnung von 2021. Genau deshalb sind sie für Einsteiger besonders interessant, denn ob man fliegen kann oder nicht, muss man nicht mal mit dem vergleichsweise leicht zu bekommenden EU-Fernpiloten-Zeugnis nachweisen. Gleichzeitig dürfen die Mini-Drohnen aber auch teils dort fliegen, wo man mit größeren Modellen nicht mehr abheben darf. Deshalb hat DJI Mitte 2022 mit der Mini 3 Pro ein neues Top-Modell der Mini-Serie gekürt (siehe Test). Nun folgt mit der Mini 3 eine Drohne für Flug-Einsteiger. Zwar bietet der chinesische Branchenprimus eine nochmals deutlich günstigere Mini SE – doch die ist für engagierte Filmer wegen des kleinen Sensors und der geringeren Video-Auflösung wenig interessant. Die neue Mini 3 bietet dagegen, wie schon ihre Vorgängerin die Mini 2, UHD-Auflösung. Mit etwas mehr Sensoren ausgestattet soll sie sicherer fliegen als die Vorgängerin. Wir haben dies unter verschiedensten Bedingungen natürlich gleich getestet und liefern deshalb im Test nicht nur die Bewertung der Flug- sondern auch der Filmeigenschaften.

Die DJI Mini 3 kam bereits vor einigen Tagen bei uns an, sodass wir sie unter verschiedenen Lichtbedingungen fliegen lassen konnten und hier aussagekräftige Bilder, selbst bei Nacht liefern.

Wir haben die DJI Mini 3 in der luxuriösesten Ausstattung und entsprechend mit drei Akkus, Ersatzpropellern, Tragetasche und der RC-Fernbedienung bekommen. Die bereits länger bekannte Fernbedienung ist auch für andere Fluggeräte des Herstellers nutzbar, weshalb DJI die Drohne ohne Steuereinheit für 489 Euro anbietet. DJI hofft also auch bei der Mini 3 auf ein „Zweitdrohnen“-Geschäft. Auf den ersten Blick sieht die Mini 3 aus wie die „große“ Mini 3 Pro – doch schon beim ersten Aufstellen fällt auf, dass ein wichtiger Kritikpunkt an der „Pro“ hier offensichtlich beseitigt ist: Die Mini 3 hat an den vorderen Auslegern wieder Stelzen, die für den nötigen Abstand zum Boden sorgen. Damit haben Rotoren und Gimbal mehr Abstand zum Boden, so dass man es sich auch wieder trauen kann mal auf rauerem Untergrund zu starten.


DIE KAMERADer wichtigste Unterschied zwischen der Mini 3 und Mini 3 Pro: Die Neue hat einen Sensor mit 12 Megapixel, wobei die gute Nachricht für Filmschaffende entsprechend lautet: Das reicht locker für UHD-Auflösung und erlaubt sogar noch einen 2-fach Zoom bei UHD-Auflösung, einen 3-fach-Zoom bei 2,7K und entsprechend einen 4-fach-Zoom bei Full-HD. Allerdings bietet sie in der höchsten Auflösung nur eine Bildrate von maximal 30 Bildern – und somit dann doch weniger als die Mini 3 Pro. Bei den beiden geringeren Auflösungen kann man dagegen bis zu 60 Bilder auswählen. Die niedrigere Bildrate bei UHD könnte gerade für Professionelle ein Knackpunkt sein, denn Drohnenaufnahmen werden gerne mit einer leichten Zeitlupe versehen. Wobei uns vielmehr der Verzicht auf den den D-Cinelike-Modus stört, der mehr Spielraum in der Nachbearbeitung erlaubt. Statt dessen zeigt die Kamera die inzwischen üblichen, satten Farben – wir finden es schon etwas zu "satt".

DJI Mini3 1050650

Die Kamera sieht nahezu unverändert aus, doch in ihr arbeitet ein 12, statt einem 48 Megapixel-Sensor. Damit streicht DJI aber auch die höheren Datenraten sowie den Cine-D-Modus.

Bei Drohnen ist man, zumindest wenn man nicht gezielt mehrfach die gleiche Flugbewegung ausführen will, auf die Belichtungsautomatiken angewiesen. Denn mit jeder Drehung ändern sich zwangsläufig die Lichtverhältnisse, denn die manuelle Steuerung während eines Flugmanövers ist genau genommen nur mit einer dritten Hand an der Fernbedienung machbar. Wieviel Knowhow DJI hier bereits aufgebaut hat, beweist die Mini 3, mit nahezu unmerklicher Nachregelung der Blende, des Shutters. Nur schade, dass sich die an Smartphone-Kameras orientierte Bedienung der manuellen Belichtungskorrektur viel zu ungenau und fummelig einstellen lässt. Diese Einstellung während einer Flugbewegung machen zu wollen, ist unrealistisch oder allenfalls von einer anderen Person machbar. Der Dreh ins Gegenlicht führt also automatisch zu dunklen Bildern. Entsprechend muss man eben doch manuell die Kamera einstellen, was durchaus machbar ist, aber eben nicht sanft sondern nur in Sprüngen.

Mini 3 Beispielbild kl web

So grün wie hier im Bild ist das Gras Mitte Dezember nicht mehr. Unserem Geschmack nach ist das schon zu bunt.

Und mit einer weiteren Einschränkung muss man leben: Statt des H.265-Codecs liefert die Mini 3 ausschließlich den H.264-Codec und begrenzt zudem die Datenrate auf 100 Megabit. Das ist gerade für Einsteiger kaum eine Einschränkung, denn schließlich ist der H.264-Codec weniger komprimierend und somit leichter auf einem Standard-Rechner zu bearbeiten. Auch die Datenrate ist hoch genug. Dennoch ist es aus Profi-Sicht ein klares Argument für die Pro – DJI weiß offensichtlich sehr genau, seine Zielgruppen einzuschätzen und zu trennen.

Mini 3 ISO 800 kl web

Selbst bei ISO 800 macht die Mini 3 noch ein wirklich gutes Bild, auch wenn die Bilddynamik nicht mit professionellen Maßstäben mithalten kann.

Erfreulicherweise gibt es beim guten Gimbal keine Änderungen, denn es bügelt auch mal hektische und ungeübte Flugbewegungen sehr gut glatt. Gut ist die Möglichkeit die Kamera direkt nach unten, als auch vergleichsweise weit nach oben schauen zu lassen. Durch die Stellung des Fluggeräts kommen die Rotoren erst relativ spät ins Bild. Das Gimbal kann allerdings nicht die Kamera horizontal schwenken – hier ist man auf die entsprechende Flugbewegung angewiesen. Dafür kann das Gimbal die Kamera hochkant stellen, was gerade die Social-Media-Vlogger anspricht. Unverändert fummelig bleibt dagegen das Anbringen der Schutzkappe.

Mini 3 ISO 3200 kl web

Wenn die Drohne hier abhebt, ist besondere Vorsicht gefordert, denn sobald sie etwas entfernt ist, sieht man sie nicht mehr. Doch die Aufnahmen mit ISO 3200 können sich durchaus noch sehen lassen. Die Bildschärfe leidet zwar deutlich, doch das Bildrauschen hält sich in Grenzen.


FLUGBETRIEBAls einen der größten Vorteile der kleinen Mini 3 Pro haben wir das geringe Fluggeräusch gelobt – und erfreulicherweise gilt das gleiche für die Mini 3. Sie ist schon bei wenigen Metern Flughöhe kaum noch wahrnehmbar. Das ist im Besonderen durch das Recht mit der Mini 3 auch in Wohngebieten und in der Nähe unbeteiligter Personen aufsteigen zu dürfen wichtig, denn auf das Betriebsgeräusch der Drohnen reagieren viele sehr ungehalten.Die Mini 3 gibt es wahlweise mit der RC-N1 Fernbedienung, die als Monitor und Betriebssystem aufs Smartphone setzt. Entsprechend ist diese Fernsteuerung günstiger, so dass die Mini 3 mit ihr nur 579 beziehungsweise mit dem wichtigen Zubehör der Fly More Combo dann 768 Euro kostet.

DJI Mini3 1050653

Mit den Stelzen an den vorderen Auslegern hat die Mini 3 jetzt mehr Bodenspielraum und lässt sich damit auch im etwas raueren Gelände starten und landen.

Wir empfehlen dennoch auf die teurere RC-Fernbedienung zu setzen, denn sie liefert einen guten, integriertem 5,5 Zoll großen Monitor und somit gleicht die passende Software. Die RC-Fernsteuerung ist zudem kompakter und leichter und bietet unserer Meinung nach die etwas exakteren Steuerhebel, was sich besonders bei der Steuerung in zwei Flugrichtungen bemerkbar macht. Alle Steuerelemente sind sinnvoll dort untergebracht, wo man sie schnell erreicht. Die Tasten auf der Unterseite lassen sich individuell mit Funktionen belegen. Allerdings sind diese standardmäßig mit der Hochkant-Funktion sowie dem automatischen Schwenk des Gimbals in die Bodenansicht eigentlich schon sinnvoll besetzt. Immer noch gut und einfach lassen sich mit der Drohne die voreingestellten Kunstflug-Abläufe aufrufen, bei denen die Drohne Rückwärts aufsteigend sich vom gesetzten Punke entfernt. Es gibt die Umrundung sowie das Umrunden bei gleichzeitigem Aufsteigen. Auch der Bumerang sieht gut aus – aber das kennt man eigentlich bereits von allen DJI-Drohnen. Ebenso bekannt ist, dass man die eigentlich für höhere Flugsicherheit eingebauten Sensoren abschalten kann. Sinnvoll ist das dann, wenn man schon reichlich Übung hat und in enger Umgebung sehr kontrolliert fliegen will. Bei solchen Experimenten sind aber vorsichtige Testflüge elementar.

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Die Mini 3 steht ruhig in der Luft und lässt sich sehr zielsicher fliegen. Das Gimbal gleicht auch etwas ruckelig ausgeführte Steuerbefehle gut aus.

Wer noch nie geflogen ist, sollte sich nicht zu viel zumuten, denn zwangsläufig muss man bei den Steuerbewegungen je nach Flugrichtung umdenken: Bewegt sich die Drohne von einem selbst weg, dreht sich die Drohne beim Kippen des Steuerknüppels nach rechts ebenfalls nach rechts. Doch kommt sie einem entgegen, dreht sie sich (in Sichtbeziehung) natürlich nach links, auch wenn sie weiterhin, aus Flugrichtung betrachtet, eine Drehung nach rechts macht. Einzig das Aufsteigen und Absinken bleibt logischerweise unabhängig von der Flugrichtung. Stets erhöhte Vorsicht ist beim Aufsteigen sowie beim seitlichen und Rückwärts-Flug nötig, denn in diese Richtungen hat die Mini 3 auch weiterhin keine Sensoren.

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Wir haben die Mini 3 mit der teureren RC-Fernbedienung geflogen, die im Vergleich zur günstigeren RC-N1 die etwas besseren Steuerknüppel hat und sich so etwas genauer steuern lässt. Der integrierte Monitor ist für die meisten Einsatzbedingungen hell genug.


FLUGZEITMit der Mini 3 Pro konnten wir mit einer Akkuladung sogar länger in der Luft bleiben, als die maximal versprochenen 34 Minuten. Bei der Mini 3 hat DJI nun die Angaben auf 38 Minuten angehoben. Zwangsläufig hat es die Mini 3 mit den derzeitigen Temperaturen um den Gefrierpunkt deutlich schwerer als die Mini 3 Pro im Sommer. Wir konnten aber dennoch knapp eine halbe Stunde in der Luft bleiben, was unter diesen Voraussetzungen wirklich gut ist. Wir gehen davon aus, dass bei wärmeren Temperaturen die 38 Minuten realistisch sind, sobald man nicht stetig auf die „Tube“ drückt und nur die Flugbewegungen gezielt filmt, anstatt die Kamera permanent mitlaufen zu lassen. Dennoch: Wer wirklich mit der Drohne Aufnahmen machen will, wird wohl kaum um die Investition in weitere Akkus respektive die Fly More Combo herumkommen.

 

DATEN UND TESTERGEBNISSE

DJI Mini 3 VA Kauftipp web

Hersteller DJI Produkt Mini 3 (RC) Fly More Combo Preis 938 Euro Internet dji.com Abmessungen 145 × 90 × 62 mm (zusammengeklappt)251 × 362 × 70 mm (flugfähig) Abfluggewicht 249 Gramm FLUG-DATEN Max. Flugzeit 28-36 Minuten Geschwindigkeit 57 km/h Gimbal-Neigeachse -135 bis +45 Grad / -30 bis +30 Grad Panorama-Achse 360 Grad (durch Flugbewegung) KAMERA-EIGENSCHAFTEN Kamera-Sensor 1/1,3 Zoll CMOS, 12 Megapixel Optik 82 Grad Blickwinkel, 24 mm/1,7 (KB Äquvivalent) Adapterring — Videoauflösung 3840 × 2160 Pixel, 30/25/24 Bilder; 2720 x 1530 Pixel, 60/50/30/25/24 Bilder; 1920 x 1080 Pixel, 120/100/60/50/30/25/24 Bilder Videoformat MP4/MOV (H.264), max. 100 Megabit/s va logo kl 100   Urteil gut Preis/Leistung sehr gut

FAZIT

Joachim Sauer VIDEOAKTIV AutorEinen Kauftipp hat sich die Mini 3 verdient, auch wenn sie in der getesteten Ausstattung mit 938 Euro für Einsteiger vielleicht etwas teuer ist. Doch wer wirklich Flugaufnahmen für seine Filme ohne großen Aufwand und Behördenkram machen will, findet in der Mini 3 mit der RC-Fernbedienung ein sicheres sowie einfach und exakt zu steuerndes Fluggerät. Die Kamera mit der geringeren Auflösung werden Filmamateure leicht verschmerzen, denn auch wenn hier noch der H.264-Codec mit geringerer Datenrate arbeitet, reicht das problemlos aus um wirklich schicke Bilder einzufangen. Dabei hilft auch die sehr gute, automatische Belichtung. Allerdings weiß DJI seine Zielgruppen sehr exakt zu trennen – schließlich sollen Profis weiterhin zur DJI Mini 3 Pro (Test hier) greifen. Mit den vergleichsweise bunten Bildern mit geringerer Bilddynamik wollen sich Profis wohl eher nicht zufrieden geben. Deshalb schmerzt der Verzicht auf die 60 Bilder in der höchsten Auflösung und noch viel mehr auf den Cine-D-Log-Modus. Zudem bleibt als Argument für die Mini 3 Pro die höhere Fotoauflösung, denn wenn man schon in der Luft ist, soll man im professionellen Umfeld unserer Erfahrung nach doch meist auch noch Fotos machen.+ leichte Flugklasse mit geringeren Auflagen+ vergleichsweise leise Fluggeräusche+ stabiler Flug bis mittlere Windstärken+ gute Schwachlichteigenschaften- kein Log-Modus (Cine-D)

 

Autoren: Joachim Sauer / Bilder: Joachim Sauer, Jonas Schupp MEDIENBUREAU

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