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Interview: Wunschcamcorder-Fragen an Sony

Sony hat auch dieses Jahr wieder eine Vielzahl an neuen Camcorder vorgestellt und mit einigen auch eindeutig neue Marken gesetzt. So zum Beispiel mit dem neuen HD-Mini TG3. Bei dessen Produktvorstellung hat VIDEOAKTIV die Gelegenheit genutzt und die deutschen Produktverantwortlichen zum Interview gebeten.


produktmanagement_sony.jpg Das Produktmanagement von Sony. interview_team.jpg Das Interview-Team: Christian Rauch, Oliver Kaltner, Elke Hofmaier (vom VIDEOAKTV DIGITAL Team), Guido Reichelt (von links nach rechts). christian_rauch.jpg Christian Rauch, Business Group Manager Mobile Sony Deutschland GmbH.  oliver_kaltner.jpg Oliver Kaltner (zum Interview-Zeitpunkt bei Sony Deutschland GmbH als Marketing Direktor tätig).

Sony hat auch dieses Jahr wieder eine Vielzahl an neuen Camcorder vorgestellt und mit einigen auch eindeutig neue Marken gesetzt. So zum Beispiel mit dem neuen HD-Mini TG3. Bei dessen Produktvorstellung hat VIDEOAKTIV die Gelegenheit genutzt und die deutschen Produktverantwortlichen zum Interview gebeten.

Dabei hat die Redaktion natürlich auch reichlich die Fragen und Wünsche der Leser mit einfließen lassen, die konkrete Vorstellungen an die Camcorder der Zukunft haben. Denn bereits im Editorial der Ausgabe 2/2008 hat VIDEOAKTIV die Frage gestellt: "Welche Art von Kamera wünschen Sie sich eigentlich von der Industrie?" Herr Christian Rauch, Business Group Manager Mobile Sony Deutschland GmbH, Herr Guido Reichelt, Senior Product Manager Digital Imaging / Camcorder Sony Deutschland GmbH und Herr Oliver Kaltner, (zum Interview-Zeitpunkt bei Sony Deutschland GmbH als Marketing Direktor tätig) standen Rede und Antwort. Unsere Fragen: Unsere Leser verlangen am Camcorder einen Sucher und auch einen Fokusring, den es vor nicht allzu langer Zeit sogar bei Einsteiger- und Mittelklasse-Camcordern gab. Wieso kommt Sony hier den langjährigen Kunden nicht entgegen? Vor gut zwei Jahren hat Sony mit HDV ein neues Camcorder-Format eingeführt. Jetzt kommen hier kaum noch Neuheiten. Lässt Sony die HDV-Filmer wegen AVCHD schon wieder im Regen stehen, so wie früher mit Digital-8 und Micro-MV? Wie lange wird es DV-Camcorder, die auf Band aufzeichnen, noch geben? Wieso scheint Sony voll auf das neue Camcorder-Format-AVCHD zu setzen, obwohl das Format nur schwer nachzubearbeiten ist und in der Regel für den Schnitt die Anschaffung eines neuen Computers erfordert? Sie haben also das Format nicht speziell für die Hobbyfilmer gemacht, die nachbearbeiten möchten? Ist es ob der immer größeren Speicherkapazität von Festplatten und Speicherkarten vorstellbar, einen HDD/Flash-DV-Camcorder auf den Markt zu bringen, zumal dieses Format prinzipiell bessere Qualität und einfachere Nachbearbeitung bietet? Ist geplant, HDV-Camcorder für Consumer auf den Markt zu bringen, die auch auf Speicherkarte filmen, wie es der Sony-Profi Z 7 auf CompactFlash tut? Was gedenkt Sony in Hinblick auf die immer kleiner werdenden Camcorder-Chips und die daraus resultierende geringere Lichtempfindlichkeit zu tun, um Camcordern bei wenig Licht wieder auf die Sprünge zu helfen? 


VIDEOAKTIV DIGITAL Unsere Leser verlangen am Camcorder einen Sucher und auch einen Fokusring, den es vor nicht allzu langer Zeit sogar bei Einsteiger- und Mittelklasse-Camcordern gab. Wieso kommt Sony hier den langjährigen Kunden nicht entgegen? Guido Reichelt: Wir haben das ein oder andere Produkt immer im Sortiment - gerade im mittelklassigen und Highend-Segment - was Consumer-Camcorder anbelangt, das auch einen Sucher hat, in jedem Format – von DVD und Festplatte bis hin zu Flash. Auch dieser manuelle Fokusring findet sich bei dem ein oder anderen Camcorder, aber richtig, wir haben ihn nicht über das ganze Sortiment. Dies hat zwei Gründe: Viele Konsumenten streben danach, gerade wenn sie Erstkäufer sind, sehr einfach das Gerät bedienen zu wollen, das heißt, unsere automatischen Funktionen im Camcorder sind soweit ausgereift und helfen dem Konsumenten den Fokus und so weiter automatisch zu realisieren. Und das gibt uns die Möglichkeit, die Camcorder sehr klein und kompakt zu bauen. Denn gerade manuelle Funktionen bedürfen großer Mechanik und dementsprechender Optik ... Das wird eben an der Stelle zur Gunsten der kompakten Bauform im Einstieg- und Mittelklasse-Segment dann sukzessive als erstes herausgenommen. 


VIDEOAKTIV DIGITAL Vor gut zwei Jahren hat Sony mit HDV ein neues Camcorder-Format eingeführt. Jetzt kommen hier kaum noch Neuheiten. Lässt Sony die HDV-Filmer wegen AVCHD schon wieder im Regen stehen, so wie früher mit Digital-8 und Micro-MV? Guido Reichelt: Gerade Digital-8 war eigentlich der Zwischenschritt vom analogen Videoformat hin zu zur Digitalisierung - daher auch Digital-8. Aber es war immer noch die analoge Kassette in relativ großer Bauform, und da hat sich der Markt eigentlich oder der Konsument in seiner Nachfrage dahin gehend entwickelt, dass ein Camcorder im Digital-8-Format zu voluminös war. Das war an der Stelle ein logisches Resultat, unser Angebot dem Markt anzupassen und dementsprechend kleinere, kompaktere Camcorder zu bauen und letztendlich auch auf DVD-Formate zu setzten. Micro-MV als Stichwort, das war von unserer Seite aus, weil wir auch mal experimentieren, ein Beweis was auch technisch möglich war zu dieser Zeit, auf extrem kleiner Kassette.War aber, wie gesagt, vielleicht dem Konsumenten doch zu wenig greifbar als Konsumer-Medium ... Das haben wir eben in verschiedenen Produktkategorien immer wieder mal: ein Produkt, bei dem man sich sagt, das ist nicht der Markt, sondern wir zeigen, was wir können.   Oliver Kaltner: Was man da vielleicht auch noch in Betracht ziehen muss - die Frage ist durchaus berechtigt: Fakt ist, wir bekommen sehr häufig die Frage gestellt, weshalb wir denn mit einem so breiten Produktportfolio, mit einem so breiten Produktangebot ständig in den Markt gehen, warum führen wir immer wieder aktuelle Modelle ein, und werden dafür teilweise mittlerweile ein Stück kritisiert, weil Leute einfach sagen, wir haben den Überblick verloren, was soll ich jetzt tatsächlich kaufen als Einsteiger, was ist mein Medium? Wir versuchen schon das Ganze, wie in den letzten Tagen gezeigt, eher stark unter dem Gesichtspunkt der Zielgruppensegmente zu betrachten, das heißt, wir sehen die Zielgruppe nicht mehr unter dem soziodemografischem Merkmal, sondern wir sehen Zielgruppen ganz klar nach Lebenseinstellung und nach Verhaltensweisen, Bedürfnissen und versuchen dort tatsächlich spezifisch die Produkte hin zu entwickeln. Das führt übrigens dazu, dass wir eine gewisse Bandbreite an unterschiedlichen Produkten haben, Fakt ist aber auch, dass wir gerade für die Kategorie der Einsteiger sehr viele Hybrid-Format-Angebote machen, um die Entscheidung abzunehmen, setze ich auf das eine Format, oder muss ich mir gleich einen zweiten Camcorder wegen eines anderen Formats kaufen. Das ist durchaus auch immer eine gewisse Herausforderung für den Industrie-Hersteller, tatsächlich den Markt immer so zu bedienen, dass sich der Einzelne auf der einen Seite wiederfindet im Produktangebot, aber man gleichzeitig im Gesamten gut aufgestellt ist.


VIDEOAKTIV DIGITAL Wie lange wird es DV-Camcorder, die auf Band aufzeichnen, noch geben?  Christian Rauch: DV-Camcorder wird es so lange geben, solange wir einen spürbaren Konsumenten-Wunsch danach feststellen werden. Das möchte ich noch zu den ersten beiden Fragen ergänzen: Es ist ja nicht so, dass sich unsere Ingenieure im dunklen Kämmerchen irgendetwas überlegen, wie wir den Markt gestalten wollen. Bei der Entwicklung unserer Produkte hören wir sehr sehr stark auf das wirkliche Bedürfnis unserer Konsumenten und wir entwickeln nichts, das wir nicht vorher intensiv testen würden, allein weil wir das Risiko gar nicht eingehen wollen, etwas zu entwickeln was letztendlich keiner braucht. Also das heißt, ein Format wie AVCHD, das wir zusammen mit Panasonic entwickelt haben, haben wir auch entwickelt, weil wir ein spürbares Konsumentenbedürfnis danach im Markt gefunden haben, auch nach mehr Flexibilität übrigens. Hier geht es nicht darum, Konsumenten, die im HDV-Segment unterwegs sind zu verprellen, sondern ganz im Gegenteil. Die Bedürfnisse verändern sich von Zeit zu Zeit mit der Technologie, und dem wollen wir und müssen wir Rechnung tragen. Und das heißt, so lange es eine gute Nachfrage geben wird, verbal oder mit dem Kassenzettel (das Zweite ist uns natürlich lieber), wird es auch das Band geben. VIDEOAKTIV DIGITAL Wieso scheint Sony voll auf das neue Camcorder-Format-AVCHD zu setzen, obwohl das Format nur schwer nachzubearbeiten ist und in der Regel für den Schnitt die Anschaffung eines neuen Computers erfordert? Christian Rauch: Da gibt es zwei Antworten, die erste will ich geben, die zweite würde ich den Herrn Reichelt bitten zu geben. Die erste Antwort ist die, dass die Eignung zur Nachbearbeitung nur ein Kriterium für ein gutes Aufnahmeformat ist. AVCHD ist wie gesagt, kein Sony-Format, sondern das haben wir zusammen mit Panasonic entwickelt. Die beiden Marktführer haben das getan. Und der wesentliche Benefit dieses Formates ist die ungeheure Flexibilität, die es ermöglicht, und Sie müssen sich vorstellen, dass es eine ganze Menge Filmer da draußen gibt, die nicht nachbearbeiten, die aufnehmen und die abspielen und das ist sicherlich, zumindest, wenn wir unseren Konsumenten-Daten trauen darf, die große Mehrheit da draußen. Und denen wollen wir den Einstieg in High Definition ermöglichen, eben ohne alles nachbearbeiten zu müssen, ohne schneiden zu müssen. Sondern wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, schnell ihre Resultate zu genießen. Das sind sicherlich Filmer, an die Sie jetzt nicht unbedingt denken, und nicht die Schicht, die der Ihrer Leser entspricht. Aber glauben Sie uns, es gibt eine riesengroße Masse da draußen, die wirklich Konsumenten sind, die einfach nur schöne Augenblicke im Leben festhalten wollen - und für die haben wir dieses Format gemacht.


VIDEOAKTIV DIGITAL Sie haben also das Format nicht speziell für die Hobbyfilmer gemacht, die nachbearbeiten möchten? Guido Reichelt: Grund der Kompatibilität, und weshalb wird das eben mit Panasonic entwickelt haben, ist auch, dem Konsumenten gegenüber zu zeigen, du brauchst dich nicht allein gelassen fühlen, es ist ein Format worauf sich mehrere geeinigt haben. Gerade der deutsche Konsument schaut nach, was ist auf dem Markt als breites Medium oder als breites Format verfügbar und worauf kann ich vertrauen? Und da ist es eben der Schritt diese Technologie zu nutzen, quasi als MP-3 Format für High Definiton-Video. Und wie bei der Musik, die man irgendwie teilen möchte, haben sich Entwicklungen aufgetan, die möglicherweise auch per Video mal Einzug halten, wenn die Bandbreiten dementsprechend groß genug. Und AVCHD leistet genau das, was der Konsument von morgen unserer Meinung nach wünscht, und das kann es eben auf qualitativ sehr hohem Niveau. Zu dem Punkt der Nachbearbeitung: Da erkennen wir natürlich, dass die Hardware vielleicht nicht mehr reicht. Dies liegt nicht unbedingt an AVCHD, dies liegt primär an High Definition, weil damit eben ein riesiges Datenvolumen verbunden ist. Und um momentan eben Konsumenten eine Lösung anzubieten, haben wir einerseits eine Software beigepackt, die auch die kurzen Schnitte realisiert, und das funktioniert auch auf einfachen, kleineren Rechnern noch von der Power. Aber wenn der Schnittkonsument mehrere Effekte haben möchte, nachvertonen möchte, auf mehreren Spuren ineinander blenden möchte, dann geben wir ihm momentan die Möglichkeit, zumindest von der Software-Seite aus, alles das zu realisieren mit der Vegas 8-Software. Der Konsument spürt dann: „Oh, das dauert aber sehr lange, wenn ich da etwas schneiden möchte“, und hat dann irgendwann den Drang zu einem neuen Rechner. Ich finde an dieser Stelle das ja einen lohnenden Schritt, mal eine Investition in einen neuen und schnelleren Rechner zu tätigen. Oliver Kaltner: Ich will noch ein anderes Merkmal dazu beitragen. Wann ist denn AVCHD entstanden? Zu dem Zeitpunkt haben wir uns als Industrie generell um das Thema High Definition zum ersten Mal intensivst gekümmert. Und High Definition ist eben erstmalig kein Format, das ein einzelnes Produktsegement in irgendeiner Form bearbeitet, sondern tatsächlich über alle Produktsegmente hinausgehend. Das heißt wir als Vollsortimenter waren tatsächlich gefordert, eine Lösung zu finden, die beispielsweise in der Kompatibilität mit einem High Definition-TV-Gerät auch funktioniert ... Die beiden Treiber dieses Segments Camcorder, Sony und Panasonic, haben sich auf ein Format verständigt. Es gibt also kein geschlossenes Einzelsystem eines der großen Anbieter, sondern wir gehen hier gemeinsam auch den Weg in die Formatentwicklung. Fakt ist: Es gibt nicht das perfekte Format, und ich glaube auch in der digitalen Welt wird es das nicht geben, weil die unterschiedlichen Bedürfnisse der unterschiedlichen Konsumentengruppen tatsächlich über ein Format nicht abdeckbar sind ... Und das AVCHD-Format war für uns zu dem Zeitpunkt und ist auch heute noch das beste Format, um wirklich eine Kompatibilität herzustellen für denjenigen, der sagt, ich möchte gar nicht so wahnsinnig viel schneiden, sondern ich möchte sofort mit meinem fertigen Produkt über ein Kabel - idealerweise HDMI - direkt auf mein HD-ready- oder Full HD TV-Gerät gehen und da funktioniert das natürlich sehr sehr gut. Es ist eine große Herausforderung, wir versuchen, über Zusatzangebote tatsächlich dann auch sehr sehr konsumentenfreundlich zu sein, und um das auch nochmals zu untermauern, die Vegas-Software die mittlerweile in der Version 8 vorliegt: Das ist ein sehr großes Angebot, das wir auch an Konsumenten weitergeben. Das ist ein Preis von 599 Euro, und jeder der ein High Definition-Gerät von Sony kauft, bekommt die Software umsonst mit dazu, also wir gehen auch schon ganz bewusst in eine sehr große Investition rein, weil wir das natürlich auch sehen. Fakt ist: Auch ein Vollsortimenter wie Sony hat eine besondere Aufgabenstellung, nämlich den Experten genauso zu bedienen wie denjenigen, der im Grunde mit einer sehr sehr leichten Art und Weise sehr sehr schnell Zugang zu seinem Entertainment-Erfolg haben möchte. Beide Gruppierungen sind eminent wichtig.


VIDEOAKTIV DIGITAL  Ist es ob der immer größeren Speicherkapazität von Festplatten und Speicherkarten vorstellbar, einen HDD/Flash-DV-Camcorder auf den Markt zu bringen, zumal dieses Format prinzipiell bessere Qualität und einfachere Nachbearbeitung bietet? Guido Reichelt: Der Standard ist ja schon einige Jahre etabliert, AVC ist eben durch die neuen Technologien oder neuen Entwicklungen bei High Definiton dazu gekommen, denkbar ist es natürlich. Die Profi-Version (HVR-Z 7, Anm. d. Red.) zeigt, dass wir auch das DV- oder HDV-Format auf Flashkarte bekommen können. Aber nochmal zu dem Thema Kompatibilität und Formatsicherheit gegenüber dem Konsumenten, der ja eigentlich das Grundbedürfnis befriedigt haben möchte, seine Momente in der Familie festzuhalten: Den konfrontieren wir damit wieder mit einer Lösung, die wieder eine Alternative zu einer bestehenden ist ... Um die Formatvielfalt nicht zu potenzieren wollen wir versuchen, uns schon eben in der Breite zu konzentrieren und das dementsprechende Format mit dem Aufnahmemedium so zu vereinheitlichen, dass der Konsument wirklich nicht Fragen zu stellen braucht.  Oliver Kaltner: Die Frage geht ja einher mit der Thematik, die wir am Anfang schon diskutiert hatten. Wie viele Formate muss ich tatsächlich anbieten? Als Hersteller haben wir natürlich auch immer nach einem gewissen kaufmännischen Grundprinzip zu operieren. Das heißt, da haben wir tatsächlich ein Nische, wie attraktiv ist diese Nische und kann ich eventuell eine Nische erweitern? Und ich muss natürlich dann in den Markt hineinschauen, das heißt, ich muss mich sogar von der technologischen Entwicklungsseite her wirklich ausbremsen, denn praktisch ist das technologisch möglich. Kernfrage ist nur: Ist der Markt groß genug, und ist der Markt auch nachhaltig groß genug, dass ich die gesamten Investitionen, in der Forschung, in der Entwicklung bis hin zur Produktion tätige. Rechnet sich das? Fakt ist, als Sony gehen wir sehr sehr gezielt genau in diese Betrachtungsweise rein, wir schauen sehr sehr gezielt, welches Kundenfeedback wir bekommen. Als Hersteller ist das im Internetzeitalter ein sehr direktes Feedback, ungefiltert, direkt, sehr kritisch, sehr fordernd. Aber auch sehr erkenntnisreich und sehr lehrreich, und das verarbeiten wir sehr sehr intensiv und nutzen dies auch, indem wir dann wiederum unsere Gespräche mit den Ingenieuren gänzlich anders führen. Ingenieure bei Sony haben sicherlich vor zwei, drei Jahren sich ganz wenig mental damit beschäftigt, was Konsumenten eventuell brauchen könnten. Also sie haben auch sehr stark aus der eigenen Ingenieurleistung heraus entwickelt, aus dem eigenen Herd. Heute gehen wir gänzlich anders ran an, wir schauen erstmal in Konsumentengruppen rein und fangen dann an, sukzessive die Entwicklung auch zu beeinflussen. Fakt ist aber natürlich: Es muss ein Markt auch dafür so groß sein, dass er attraktiv ist, einzusteigen und so relevant groß, dass wir diesen sukzessiv ausbauen können. Denn ein neues Format, das wir einführen würden, müsste ja das bereits existierende Format irgendwann auch mal ersetzen. Ansonsten haben wir wieder eine zu große Bandbreite an unterschiedlichen Formaten und stecken im Grunde wieder ein bisschen in diesem Teufelskreis ... Aber klar - es wird diskutiert: was kann am Ende des Tages die beste Lösung sein.


VIDEOAKTIV DIGITAL Ist geplant, HDV-Camcorder für Consumer auf den Markt zu bringen, die auch auf Speicherkarte filmen, wie es der Sony-Profi Z 7 auf CompactFlash tut? Guido Reichelt: Da hat es eben schon eine kurze Anleitung zu gegeben. Ich greif dass nochmal auf mit der Formatvielfalt, die geht ja damit einher. Ich versuche auch - in Richtung Handel, in Richtung Konsumenten - mehr und mehr diese technische Formatvielfalt in den Hintergrund rücken zu lassen. Was ist für den Konsumenten spürbar? Das Format, oder eher das Medium, worauf er aufnimmt? Im Hintergrund sollte eigentlich etwas automatisch gelöst werden, ohne dass sich der Konsument sich diese Frage stellen muss. Mir persönlich passt auch eigentlich nicht, dass hier von AVCHD gesprochen wird - ich möchte einfach nur High Definition auf der Festplatte haben. Das ist eigentlich das Bedürfnis, und von daher, das würde ich gerne mehr und mehr in den Vordergrund schieben, dass er sich die Frage stellt, worauf zeichne ich auf und wo nutze ich nachher meine Videos, und nicht: Mit welchem Kompressionsformat wird es denn klein gerechnet, damit es irgendwo hin passt. Die Frage sollte er sich eigentlich nicht stellen, weil es beschäftigt ihn ja und lenkt ihn eigentlich vom seinem Grundbedürfnis ab.  Oliver Kaltner: Der Camcordermarkt in Deutschland ist ja durchaus in einer stagnierenden Situation, wenn nicht sogar rückläufig, und natürlich haben wir sehr stark analysiert, weshalb ist er rückläufig und welche neuen Impulse müssen wir als Hersteller in den Markt setzen um, wie wir das nennen, ein so genanntes „Refreshment“ zu bekommen. Fakt ist, dass wenn wir mal die letzten drei Jahre betrachten, genau das Camcordersegment extremst technologisch in der Kommunikation getrieben wurde. Das bedient natürlich auf der einen Seite eine ganz große Zielgruppe, die genau diese Technik braucht, diese Gruppe ist extremst wichtig und die Gruppe ist auch sehr sehr groß. Entscheidend ist aber auch, dass vielleicht sogar dadurch, dass das überall in der Kommunikation auf einmal sehr technisch ausgelegt war, eine Einstiegshürde aufgebaut wurde bei Leuten, die bis dato nur kleine Filmchen auf einem Handy gemacht haben und sagen, im Grunde will ich schon mehr, aber ich muss da ein hochtechnologisches Gerät in die Hand nehmen und ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich das beherrschen kann. Die Angst vor dem Beherrschen von Technik oder Nichtbeherrschen von Technik nimmt zu, und deshalb sagen wir in der Kommunikation gehen wir viel mehr dahin, dass wir sagen, das ist doch am Ende des Tages gar nicht die Technik das entscheidende, weshalb ich einen Camcorder kaufe, sondern welches Ergebnis kann ich damit produzieren und wie schnell. Das heißt, es kauft sich niemand einen Camcorder, um einen Camcorder zu haben, Menschen kaufen sich einen Camcorder, um gute Filme zu machen - und da müssen wir wirklich auch in der Kommunikation darauf achten, dass wir sagen, das ist leicht in der Handhabung und wenn du in den ersten Schritten zehn Prozent der tatsächlichen Technologie des einzelnen Modells beherrscht, hast du bereits gute Ergebnisse erzielt. Idealerweise ist ein Umgang mit diesem Camcorder aber so angenehm, dass du fast spielerisch die restlichen 90 Prozent der technologischen Wirklichkeiten erfährst im Laufe der Zeit, und idealerweise das Ganze auch noch ohne das Lesen einer Bedienanleitung ... Die, die eine technische Features-Diskussion haben wollen, die müssen bedient werden, das ist ganz wichtig, bitte nicht mißverstehen. Aber Fakt ist, der Kragen muss aufgeweitet werden, damit wir wieder mehr Leute für das Thema Camcorder begeistern können - und das sind eben nicht nur die Leute, die jetzt gerade eine neue Familie gegründet haben oder irgendwie Familienevents machen. Der Camcorder aus unserer Sicht kann heute ein absolutes Highlight im Alltag darstellen und sollte - ähnlich wie Mobile - auch mal mitgeführt werden. Und so versuchen wir auch über die Miniaturisierung das Gerät im Grunde genommen mobiler zu machen, indem ich es dabei haben kann. Das ist eine vielschichtige Perspektive, die man da aufbauen muss.


VIDEOAKTIV DIGITAL Was gedenkt Sony in Hinblick auf die immer kleiner werdenden Camcorder-Chips und die daraus resultierende geringere Lichtempfindlichkeit zu tun, um Camcordern bei wenig Licht wieder auf die Sprünge zu helfen?  Christian Rauch: Grundsätzlich würde ich nicht sagen, dass unsere Camcorder in der Lichtempfindlichkeit im Durchschnitt abnehmen. Es ist eher so, wie es Herr Kaltner gerade ausgeführt hat, dass wir versuchen, für die heterogene Zielgruppe, die wir draußen vorfinden, tatsächlich auch ein heterogenes Angebot anzubieten. Das heißt, wenn jemand einen sehr kleinen Camcorder mit einem Flashspeicher beispielsweise möchte, ist er eventuell auch bereit, bei der Lichtempfindlichkeit einen Abstrich zu machen. Es gibt auch vielleicht Filmer, so wie ich, die sagen, mir ist Lichtempfindlichkeit extrem wichtig, aber ich muss nicht unbedingt auf einen Flashspeicher aufnehmen oder ich brauche da nicht unbedingt diese wahnsinnig kompakte Bauweise. Also ja, sie haben Recht, eine ultrakompakte Bauweise führt in der Regel zu einer Verschlechterung der Lichtempfindlichkeit oder des Lichtsammelvermögens. Je unterschiedlicher die Produkte sind, die wir anbieten, desto unterschiedlicher sind eben auch diese Kombinationen aus Features. Der eine wird eine tolle Lichtempfindlichkeit haben, ist dafür ein bisschen größer, hat sicherlich einen größeren Sensor, der andere ist wirklich wirklich klein, ist ultraschnell, kompakt - und bringt dann vielleicht aus diesen Gründen Einbußen in der Lichtempfindlichkeit oder in der Objektivleistung mit sich. Uns geht es nicht darum, jedem Konsumenten das gleiche Produkt anzubieten, sondern wir versuchen die Feature-Pakete unterschiedlich zu machen - und dann führt es eben mal auch dazu, dass die Lichtempfindlichkeit vermeintlich geringer sein kann. Aber ich bin mir sicher, dass jeder Konsument bei uns auch einen Camcorder findet mit einer ganz tollen Lichtempfindlichkeit, die wir vor fünf Jahren so hätten auch nicht realisieren können. Guido Reichelt: Ergänzend dazu, was wir machen, um dem Rechnung zu tragen. Das war auch ein Grund, warum wir von der herkömmlichen CCD-Technologie den Schritt getätigt haben, in CMOS zu investieren, von der Entwicklungsseite her. Diese Technologie ermöglicht es eben auch, auf gleicher Bauform eben höhere Auflösung unterzubringen, aber auch ein höheres Lichtsammelvermögen auf den Sensor zu bekommen. Und das ist eben unser Schwerpunkt in der Entwicklung, diese Technologie mehr und mehr auch in diese Richtung zu entwickeln - nicht nur die Frage der Auflösung, die haben wir jetzt gelöst, sondern auch sukzessive den Anspruch der höheren Lichtempfindlichkeit bei Beibehaltung der Bauformgröße. Und da hatte ich gestern ja schon einiges präsentiert, was unsere Kombination CMOS-Bionz tun kann, wenn die Lichtverhältnisse mal etwas schwieriger sind ... Das sind jetzt alles Technologien, die es im 2008er Line-Up möglich machen, eben so etwas zu kompensieren. Ich denke mal, die Kollegen bei Euch wie Martin Biebel und Sven Heinzer, die werden sich den Kameras ganz neugierig stellen und schauen, was sie denn so leisten, und ich denke mal, da haben wir mal wieder einen guten Schritt getan, um dem Rechnung zu tragen.

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