Still Life
Malen mit Licht
Das perfekte Arrangement von Gegenständen oder auch eines wertvollen Objekts will ins rechte Licht gerückt werden.
Sie sollen Gegenstände, etwa ein paar Schmuckstücke, ein Teeservice oder – der Klassiker – eine Schale voller Obst schön arrangieren und abfilmen. Warum die Obstschale? In fast jeder Gemäldesammlung hat sich ein alter Meister daran versucht – aus gutem Grund. Es kam ihm darauf an, eine möglichst harmonische Bildgestaltung zu erreichen und das Spiel mit Licht und Schatten zu studieren. Wer Bildkomposition lernen möchte, sollte hier in die Lehre gehen. Das Studium dauert ein Leben lang, wir beginnen mit den ersten zehn Minuten: Arrangieren Sie die Objekte so, dass sie nicht hingestellt, sondern wie zufällig verteilt wirken. Man soll die ordnende Hand nicht gleich sehen. Also bauen Sie kleine Defekte (Disharmonien) ein. Definieren Sie zwei Hauptobjekte, um die Sie den Rest drapieren. Diese Hauptobjekte sollten nach den Regeln des goldenen Schnitts im Bild angeordnet sein.
Das bedeutet in der vereinfachten Form: Nehmen Sie zwei Schnittpunkte, an denen eine gedachte horizontale Linie und eine gedachte vertikale Linie sich schneiden. Beide sollten in einer Entfernung von 1/3 zu 2/3 der Seitenlänge durchs Bild laufen (siehe „Gitter" im Foto rechts). Vier solcher Stellen gibt es im Bild – nehmen Sie die Diagonale, welche, ist egal. Haben Sie nur ein Objekt, postieren Sie es nicht zentral, vor allem nicht bei 16:9-Aufnahmen. Das wirkt langweilig. Auch hier ist rund ein Drittel zum Rand hin optimal. Alles arrangiert? Prima. Jetzt Licht setzen. Sie brauchen drei Lampen: im Freien die Sonne und zwei gute Reflektoren, in Innenräumen drei Glühlampen, je stärker, desto besser. Oder Sie kaufen drei Dauerlicht-Strahler mit Tageslicht- Leuchtmittel. Das ist professionell, aber teuer.
Die stärkste Lampe positionieren Sie schräg links oder rechts von der Kamera so, dass sie das wichtigste Objekt gut ins Licht setzt. Die zweite in geringfügig anderem Winkel auf der anderen Seite. Sie darf nicht so hell aufs Motiv strahlen, muss die Schatten der sonnenabgewandten Seite aber gut aufhellen. Nun stellen Sie schräg gegenüber der Kamera eine Leuchte auf, aber so, dass ihr Licht keinesfalls die Linse erreicht, auch nicht als Streulicht. Sie scheint steil von oben und ist stärker gebündelt als die anderen. Jetzt erhalten die Objekte einen Glanz auf der Oberseite und setzen sich besser vom dunklen Hintergrund ab.

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