Praxistest: Datacolor LightColor Meter – mehr als ein Belichtungsmesser
Mit dem LightColor Meter betritt Datacolor Neuland und kombiniert einen Belichtungsmesser mit einem Farbmessgerät. Warum man so deutlich leichter eine ausgewogene Beleuchtung hinbekommt und warum ein solches Werkzeug der kamerainternen Belichtungsmessung überlegen, ist zeigen wir im Praxistest.
IM TEST:Datacolor LightColor Meter, 449 Euro (derzeit in der Sommeraktion 299 Euro)
Das LightColor Meter ist ein multifunktionales Messgerät, das sowohl als klassischer Belichtungsmesser genutzt werden kann, aber auch die Farbtemperatur am Set ermitteln kann. Die Messung der Farbtemperatur ermöglicht einen exakteren Abgleich mehrerer Leuchten, denn die inzwischen üblichen Bi-Color-Leuchten bieten zwar meist eine hohe Bandbreite an Farbtemperaturen an – doch diese liegen vor allem bei geringer Leistung teils weit neben der Realtität und der Angabe auf den Bildschirmen der Leuchten. Zudem hilft die Messung der Farben bei Mischlicht – das heute gerade in kleinen Studioumgebungen sehr beliebt ist. Klar messen Kameras sowohl die Belichtung als auch die Farbtemperatur, so dass viele auf einen Belichtungsmesser verzichten. Der Haken dabei: Die Kamera misst nicht das tatsächlich für die Beleuchtung auf das Set strahlende Licht, sondern zwangsläufig immer das von den Objekten abgestrahlte Licht. So werden Farbtemperatur und Belichtung von dunklen, hellen oder farbigen Flächen unterschiedlich beeinflusst. Beim Lightcolor Meter misst man dagegen mit der Kalotte direkt das ankommende Licht und bekommt damit die exakteren Angaben und kann die Kamera leichter korrekt einstellen. Wie das in der Praxis aussieht, zeigen wir im Studio und erklären hier im Artikel, warum der manuell eingestellte Weißwert dem automatischen und manuellen Weißabgleich der Kamera überlegen ist.
Joachim Sauer zeigt unter anderem anhand der VIDEOAKTIV-Studiobeleuchtung, wie man dank korrekter Farb- und Belichtungsmessungen die Bildqualität verbessert und lästige Farbkorrekturen in der Nachbearbeitung vermeidet.
LIEFERUMFANG UND KOPPLUNGMit gerade mal 50 Gramm (ohne Batterien) und acht Zentimetern Kantenlänge ist der Messkopf des LightColor Meters wirklich kompakt und klein, hat aber im Gegensatz zu klassischen Belichtungsmessern keine Messwert-Anzeige integriert. Wer wissen will, was das Messgerät misst, benötigt die kostenfrei für iOS und Adroid verfügbare App, so dass der Messkopf mit dem Smartphone via Bluetooth 4.0 kommunizieren kann. Die Einrichtung der Verbindung ist einfach, wobei der Messkopf mit blauem Blinken die Kopplungsbereitschaft signalisiert. Ist das erfolgt, erkennt die App die einmal gekoppelten Messköpfe zuverlässig und das, solange die App auf dem Smartphone noch aktiv ist, sobald der Messkopf wieder eingeschaltet ist. Es lassen sich mehrere LightColor Meter in der App kombinieren, um zum Beispiel bei dem Einleuchten einer Eventbühne alle Informationen auf einem Smartphone in Echtzeit zusammenführen zu können. So ist also die gleichzeitige Messung mit mehreren LightColor Metern machbar, wobei der Hersteller die Reichweite der Verbindung mit 25 Metern Entfernung angibt. Das ist allerdings ein eher theoretischer Wert, den in der Praxis haben wir bei direkter Sichtverbindung rund 15 Meter erreicht, bevor die Verbindung nicht mehr stabil war.
Das Smartphone gehört natürlich nicht zum Lieferumfang, doch die entsprechende App ist kostenfrei aus dem App-Stores zu laden. Die kleine Transporttasche ist genauso geschickt wie die magnetischen Halterungen.
Geliefert wird der Messkopf mit zwei AAA-Batterien und zwei magnetischen Halterungen: eine für das leichtere Tragen mit der Hand und eine fürs Anheften des Messkopfs an die Kleidung. Dank der magnetischen Verbindung an der Rückseite haftet der Messkopf auch an Metalloberflächen. Dazu gibt es noch ein 1/4-Zoll-Gewinde damit man den Lightcolor Meter auf ein Stativ setzen kann. Für den Transport liefert der Hersteller zudem ein Etui, in dem der Messkopf inklusive Halterungen Platz hat.
Über die magnetische Rückseite und den Gegenmagneten kann man den Messkopf an vergleichsweise dicker Bekleidung befestigen.
FUNKTIONENDer Lightcolor Meter misst Lux, Chromatizität, CCT und +/- Grün (dUV) und bietet dabei eine auf Filmschaffende angepasste Anzeige mit Bildfrequenz sowie wahlweise Verschlusswinkel oder Belichtungsgeschwindigkeit. Dazu gibt es eine ND-Filter-Korrektur, mit dem die Messung den eingesetzten Filter berücksichtigt. Gemacht ist der Messkopf aber nicht ausschließlich für Filmschaffende, so können Fotografen auch HSS-Blitz und Blitzdauer-Messungen machen können, weshalb der Lightcolor Meter auch eine entsprechende Synchronisationsbuchse hat. Den Messbereich gibt der Hersteller bei der Farbtemperatur mit 1.600 bis 20.000 Kelvin an, der Luminanz-Bereich kann zwischen 1 bis 1.000.000 Lux liegen.
Die App bietet verschiedene Ansichten der Messausgabe. Hier sieht man die Messung von Helligkeit in Lux sowie die gemessene Farbtemperatur.
APP-BEDIENUNGDie App überzeugt mit einer guten Kachel-Übersicht mit Messwerten, wobei man weitere Kacheln selbst anlegen und so seine eigene Darstellung zusammenstellen kann. So bekommt man auch mit mehreren Messköpfen eine schnelle Übersicht. Insoweit braucht man sicher keine Erklärung und kann schnell mit dem LightColor Meter arbeiten. Doch hinter jeder Kachel stehet eine Messwertübersicht, die dann zumindest ein Grundverständnis für die Farbmessung voraussetzt. Zudem kann man dann die Grundeinstellungen ändern und beispielsweise die an der Kamera eingestellte ISO-Empfindlichkeit einstellen und vorgesetzte ND-Filter mit in die Messung einkalkulieren lassen. Filmschaffenden liefert Datacolor zudem eine Bibliothek, mit welcher vor die Optik geschobene Filter von Profoto, LEE und Rosco berücksichtigt werden können.
Die App ist kachelartig aufgebaut und individualisierbar. Nach der sehr kurzen Eingewöhnung kommt man sehr gut zurecht.
Die Messung lässt sich mittels der App auslösen, wobei der Messkopf mit einem kurzen grünen Aufblinken signalisiert dass die Messung gelaufen ist. Doch man findet auch am Messkopf selbst eine Taste, mit der eine Messung ausgelöst und die Messwerte direkt an die App übermittelt werden. Solange man mit dem Messkopf in der Hand arbeitet, ist das die komfortablere Arbeitsweise. Datacolor lagert die Kalotte mittels einer Federung, was den Messkopf einigermaßen robust macht. Die Federung hat allerdings eine zweite Funktion, denn die Kalotte lässt sich ganz im Gerät versenken. So misst man nicht mehr so viel Umgebungslicht, sondern zielgerichtet das ausgerichtete, direkt in die Kalotte scheinende Licht. Das ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn ein Spitzlicht gemessen werden soll.
Die Kalotte lässt sich im Messkopf versenken, so dass sie zielgerichtet nur noch nach vorne ausgerichtet misst.
BELICHTUNGSMESSUNGDas LightColor Meter soll nicht nur Profis beim schnellen Aufbau des richtigen und gleichmäßig ausgeleuchteten Lichtsets helfen, sondern auch Anfängern das Rätselraten bei den Belichtungseinstellungen abnehmen. Dazu bietet die Belichtungsmessung eine Anzeige mit ISO-Empfindlichkeit, Blende und Verschlusszeit respektive den Verschlusswinkel. Immer zwei Werte werden festgesetzt, was in der Regel die Empfindlichkeit und die Verschlusszeit sein wird. Das blau unterlegte Feld, in unserem Fall die Blende, wird dann gemessen, so dass man diesen Wert dann an der Kamera einstellen kann. Besonderheit dabei ist die Umschaltung zwischen Foto und Videoansicht, bei der man eben den ND-Filter einstellen kann und Farbtemperatur und Farbverschiebung angezeigt bekommt. Das sorgt für eine schnellere Übersicht, die sich schon fast mit einem Blick verstehen lässt.
Die blau hinterlegte Anzeige ist der Messwert, die daneben befindlichen weißen die Voreinstellung. Um ISO-Empfindlichkeit oder Verschlusszeit zu messen, reicht ein Fingertipp auf den anderen Wert.
FARBTEMPERATUR UND WEIẞABGLEICHWie ein Weißabgleich korrekt funktioniert, sollte jedem bekannt sein – und dennoch wird er häufig nicht gemacht. Da müsste man ein weißes Papier oder, ganz korrekt, eine neutralgraue Karte ins passende Licht halten, anvisieren und leicht unscharf stellen um dann den Weißabgleich vornehmen. Allein geht das nicht immer: Vor allem, wenn die Kamera in größerer Entfernung steht, sprich bei weiter entfernten Bühnen, scheitert das häufig an der passenden Brennweite. Muss man dazu die Kameraposition nochmal wechseln, kommt der Zeitfaktor dazu. Also machen die meisten einfach einen Weißabgleich auf das komplette Bild, was am gleichmäßig ausgeleuchteten Filmset zwar auch nicht gut, aber wenigstens okay ist. Doch bei einer Bühne mit Effektlicht oder dem kleinen VIDEOAKTIV-Studio führt das zu Messwerten, welche der Bildgestaltung entgegenlaufen: Denn jetzt wird die Effektbeleuchtung mitgemessen und verfälscht in der Kamera den Weißabgleich. Der entscheidende Vorteil des Lightcolor Meters: Hier wird die Farbtemperatur des auf das Objekt ausgerichteten Lichts gemessen. So bleibt Effektlicht in seiner Farbe erhalten und verfälscht nicht die meist schon schwierige Hauttonfarbwiedergabe.
Links das Bild vor der Einmessung mit dem LightColor Meter, rechts das Bild danach. Deutlich zu erkennen sind die deutlich ausgewogeneren Farben nach der Einrichtung.
FILMLICHTEine Hilfe ist das LightColor Meter aber nicht nur, wenn Effektbeleuchtung am Set ist, sondern auch wenn man mit Filmlicht arbeitet, dessen Farbtemperatur nicht fix ist. Schon seit mehreren Jahren werden Bi-Color-Filmlichter geliefert, deren Farbtemperatur einstellbar ist. Dabei suggeriert der Name, dass es zwei Farben gibt, was anfänglich tatsächlich meist gestimmt hat, aber inzwischen einer meist zwischen 2.800 bis 6.500 Kelvin einstellbaren Farbtemperatur gewichen ist. Günstige Filmlichter haben einfach einen Drehregler, aufwändigere immerhin ein Display, das die eingestellte Farbtemperatur anzeigt. Allerdings entspricht der angezeigte Farbwert selten der Realität und wer verschiedene Filmlichter kombiniert, kommt um einen echten Abgleich kaum herum. Das ist zwar theoretisch auch mit der Kamera machbar – aber dazu müsste man jeweils den Farbwert des Weißabgleichs auslesen, was meist sehr umständlich ist. Mit dem LightColor Meter lassen sich die Filmlichter dagegen sauber abgleichen.
Wenn mehrere RGB-Filmlichter die gleiche Farbtemperatur liefern sollen, hilft die Kelvin-Messung beim Einstellen der Lichtfarbe.
MISCHLICHTLetztlich als Joker in der Praxis hat sich das LightColor Meter bei Reportagen und Dokumentationen gezeigt. Immer dann, wenn man nur wenig Einflussmöglichkeiten auf das Licht hat, sondern eher unter den gegebenen Umständen arbeiten muss, liefert eine Messung exakte Aussagen zum tatsächlich vorhandenen Licht. Damit lässt sich nicht nur der Weißabgleich leichter richtig einstellen, sondern auch prüfen, wie groß die Helligkeitsunterschiede sind. So weiß man vorher, dass bei manchen Bildausschnitten die Blende hoch oder runtergeregelt werden muss oder eine Anpassung an eine andere Farbtemperatur nötig ist. Zugegeben: Man muss dazu wenigstens die Chance haben, beispielsweise das Rednerpult oder die Bühne betreten zu können, doch der Check klappt innerhalb weniger Minuten. So hat man konkrete Vorstellungen von dem, was einen erwartet und kann viel schneller mit passenden Einstellungen auf die Notwendigkeit eines Schwenks oder eines geänderten Bildausschnitts reagieren.
Immer dann, wenn wie hier Mischlicht im Spiel ist, bekommt man mit dem LightColor Meter schnell den richtigen Weißwert ermittelt.
DATEN UND TESTERGEBNISSE
Hersteller Datacolor Produkt LightColor Meter Preis 449 Euro(Straßenpreis 349 Euro, derzeit Sommeraktion: 299 Euro) Internet datacolor.com.com
DATEN Gewicht 72 Gramm (mit Batterien) Maße 8 x 7 x 3,5 cm FUNKTIONEN
sehr gut Messungen Lux, Chromatizität, CCT, +/- Grün (dUV) Farbtemperaturbereich 1.600 – 20.000K Luminanz-Bereich 1,0 – 1.000.000 Lux Schnittstellen Blitzsynchronisation (PC Sync) BEDIENUNG
sehr gut App LightColor Meter (iOS/Android) Ausstattung 1/4-Zoll-Gewinde, Aufhängung für Öse
Urteil
sehr gut Preis/Leistung sehr gut
FAZIT
Mit 449 Euro erscheint der Preis auf den ersten Blick etwas teuer, doch es reicht eine Recherche im Internet um herauszufinden, dass er in der Regel hundert Euro günstiger verkauft wird - bis zum 27. Juli bietet Datacolor das LightColor Meter beispielsweise für 299 Euro an. Damit liegt das Gerät auf dem Niveau eines ordentlichen Belichtungsmessers liegt, bietet aber mit der Farbmessung einen entscheidenden Mehrwert. Klar, das Lightcolor Meter hat keine Messwertanzeige, doch dank der schnell aufgebauten Verbindung sehen wir die Bedienung via App als weiteren Vorteil – denn man muss nicht (aber kann) dort stehen wo gemessen wird. Mehrere Messköpfe können sich lohnen, wenn man häufiger Eventbühnen so beleuchten will, dass trotz Effekte auch Kameras damit klarkommen.Der eigentliche Mehrwert liegt aber nicht in der Belichtungsmessung – das können andere Geräte genauso gut. Vielmehr ist die Kombination mit der Farbmessung bisher einmalig und macht das Einleuchten am Set leichter. Egal welche Werte Bi-Color-Leuchten auf ihrem Display anzeigen – jetzt misst man das Licht, das sie wirklich bringen und kommt so schnell auf eine einheitliche Farbtemperatur. Das ist nicht nur bei Filmset-Beleuchtung, sondern besonders bei Mischlicht, also dann, wenn man das Licht nicht beeinflussen kann, zielführend. Denn jetzt hat man einen Messwert für die Farbtemperatur, die man manuell an der Kamera einstellen kann. Zudem kann man deutlich schneller herausfinden, welchen Einfluss die Effektbeleuchtung auf die Objekte hat, so dass sich mit zielgerichteter Beleuchtung Objekte besser von Falschfarben aus dem Umgebungslicht abtrennen lassen.Die Investition in das kleine Messinstrument dürfte sich also schnell amortisieren, da man so am Set schneller zu einer ausgeglichenen Belichtung und farblich passenden Beleuchtung kommt und in der Nachbearbeitung Korrekturen weitgehend unnötig macht.+ Flexibilität in der Messung+ einfache Bedienung+ App individualisierbar+ mehrere Messköpfe kombinierbar
Autor: Joachim Sauer / Bilder: Datacolor, Joachim Sauer, Jonas Schupp MEDIENBUREAU
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