Praxis-Vergleich: Alt gegen neu - HDV-Profi vs. UHD-Profi
PRAXIS-VERGLEICH:Canon XH A1S gegen den Canon XF605
Oft wurde er schon totgesagt, der Camcorder. Dabei gibt es ihn immer noch – wenn auch kaum mehr im Consumer-, dafür im Profibereich. Wer bei TV-Pressekonferenzen genau hinsieht, wird schnell merken, dass hier der klassische Schultercamcorder immer mehr verschwindet und dafür vermehrt kompakte Profi-„Henkelmänner” zum Einsatz kommen. Die gehen eigentlich auf ein Consumer-Kameradesign zurück, das Sony im Hi8-Zeitalter mit Modellen wie dem CCD-VX 1 begründet und im DV- (VX 1000) wie HD-Zeitalter (FX 1) fortgeschrieben hat. Wir haben die Gelegenheit genutzt, zwei unterschiedliche Canon-Proficams dieser Henkel-Bauweise (nicht nur aus nostalgischen Gründen) einmal in der Praxis zu vergleichen: den XH A1S, einen HDV-Camcorder von Anfang 2009 (damaliger Preis: 4400 Euro), und den aktuellen 4K-UHD-Camcorder XF605 (4759 Euro). Wir haben die Chance natürlich genutzt, um herauszufinden, welche Fort- oder auch Rückschritte es im Camcorderbau der letzten knapp 15 Jahre gegeben hat.

KONTROLLEBei beiden Canon-Profis liegt das Display in Ruhestellung auf der Oberseite – beim XH A1S längs, beim XF605 quer. Erstaunlicherweise erlaubt aber nur das flexiblere Doppel-Drehgelenk des „alten” Canons die seitliche Nutzung.

AUFNAHMEGrößter Unterschied sind Aufnahmeformate und Medien. Der XH A1S hat noch ein Bandlaufwerk für DV/HDV, der XF605 schreibt auf SDXC-Speicherkarten. Der alte Canon nimmt in Full-HD mit HDV 1080i auf, der XF605 im 4K-Unterformat UHD.

ERWEITERUNGDie große Stärke des modernen XF605 ist seine Erweiterungsfähigkeit. Neben einem konventionellen „Cold Shoe” hat er noch einen intelligenten Zubehörschuh. Mit dem optionalen Tascam-Adapter darauf lassen sich beispielsweise sogar zwei Funkempfänger und ein Stereomikro separat aufzeichnen.

BEDIENELEMENTEWitzig: Einzelne Details wie die Kippschalter für Weißabgleich und Gain haben den Lauf der Zeit überstanden und sind bei beiden Canons identisch ausgeführt. Während der A1S aber noch eine „etwas” wilde Verteilung der Tasten und Schalter zeigt, scheint der XF605 hier etwas mehr Ordnung und Bedienfreundlichkeit zu liefern.

OBJEKTIVE UND BILDQUALITÄTScheinbare Ähnlichkeit beim verwendeten Objektiv: Beide Canons bieten drei separate Einstellringe. Der A1S glänzt mit einer Anfangs-Lichtstärke von 1:1.6 und 20-fach-Zoom, der 605er hat nur 2.8 bei 15-fach-Zoom. Hinter den Linsen stecken beim A1S drei CCD-Chips mit je 1,67 Megapixel, beim XF605 dagegen ein Single-CMOS vom 1-Zoll-Typ mit 8,29 Megapixel. In sichtbarer Auflösung liegt er klar vorne.

AUDIOBeim Ton ist der HDV-Canon auf Stereo mit zwei XLR-Inputs beschränkt, die sich alternativ zum eingebauten Stereomikro aufnehmen lassen. Der UHD-Camcorder hat dagegen serienmäßig vier Tonspuren. Mit dem Tascam-Adapter CA-XLR2d-C (Test hier) kommt er sogar auf vier XLR-Eingänge.

MENÜSDer augenfälligste Unterschied zeigt sich bei den Bedienmenüs, die beim XH A1S (ganz links) noch sehr grob und rudimentär ausfallen, während der XF605 mit hoher Schriftauflösung und einem Reiter-System für die Untermenüs aufwarten kann.

ANSCHLÜSSEAn moderne Fernseher kann man den XH A1S gar nicht so einfach anschließen: Ihm fehlt ein HDMI-Ausgang. SDI fürs Profistudio haben beide Modelle. Aber auch Netzwerk- und USB-Buchse fehlen dem A1S.

SUCHERSchon die Größe der Sucherlupe lässt es vermuten: Der HDV-Canon liefert ein relativ kleines, grob aufgelöstes Sucherbild, während der XF605 hier klar vorne liegt.
FAZIT
Durchaus erstaunlich: In längst nicht allen Punkten muss sich der fast 15 Jahre alte HDV-Canon geschlagen geben. Im Full-HD-Umfeld lässt sich sein Bild durchaus noch verwenden. Nur bei 4K-UHD-Produktionen und beim Ton muss er gegenüber dem XF605 passen.
Autoren: Hans Ernst / Bilder: Hans Ernst
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