Praxistest: Handsprechfunkgeräte am Set - Kenwood UBZ-LJ9
IM TEST:Kenwood UBZ-LJ9, 119 Euro (2er-Set)
Es gibt gute Argumente für Handsprechfunkgeräte am Set. So ist man unabhängig vom nicht immer stabilen Mobilfunknetz und noch viel wichtiger: gleich mehrere Personen können sich untereinander austauschen. Wenn ein Teilnehmer spricht und sendet, hören dies also alle anderen, ohne dass man eine umständliche Konferenzschaltung mit dem Smartphone machen muss. Doch so viele Leute am Set haben wir nur selten – die meiste Zeit sind wir zu zweit unterwegs, da lohnt es sich doch kaum, solche Geräte anzuschaffen. Doch Kenwood hat uns das 2er-Set zum Test einfach mal zugeschickt und schon beim nächsten Dreh war klar: Hier können wir sie brauchen, denn wenn wir die Vorteile eines 600 Millimeter Zoom-Objektivs herausarbeiten möchten, stehe ich als Moderator zwangsläufig weit entfernt von der Kamera.

Die LED Anzeige an der Front erscheint nur einige Sekunden nach dem Einschalten und zeigt auf welchem der 32 Kanäle man funkt.
Also haben wir unsere Smartphones im Auto gelassen und das UBZ-LJ9-Set in Betrieb genommen. Mehr als einschalten muss man eigentlich nicht. Beide Sprechfunkgeräte zeigen beim Einschalten den Akkufüllstand und senden bereits auf dem gleichen Kanal. Jetzt sind wir nicht mehr auf simple Handzeichen angewiesen, was eigentlich auch funktioniert, aber meist dazu führt, dass man doch mehrmals hin und herläuft, weil man Details in der Abstimmung vergessen hat: zoomt der Kamerakollege nun mit, oder bleibt er in der Totalen oder wann greife ich zur am Boden bereitstehenden Kamera? Kreative Dreharbeiten erlauben Spontanität, so dass wir Ideen, die aufgrund der aktuellen Gegebenheiten am Drehort entstehen, direkt umsetzen. Genau hier hilft das Walkie-Talkie weiter und wir können uns kurz vor der „Action“ nochmal detailliert abstimmen. Das funktioniert solange gut, bis Kollege Jonas in seiner Jackentasche kramt und mit Schwung das gesuchte Audiokabel herauszieht und damit gleichzeitig das UBZ-LJ9 vom Bootssteg direkt in der Flachwasserzone des Bodensees versenkt. Normalerweise wäre das nun sein Smartphone gewesen.

Die Handfunksprechgeräte sind in der Drehvorbereitung gut, wenn man den Drehort besichtigt und am Fahrzeug bereits das passende Equipment gerichtet werden soll. Per Rufton kann man auf sich aufmerksam machen.
Wir lassen alles stehen und liegen und schauen, wie wir an das Gerät kommen. Etwa eineinhalb Meter vom Ufer entfernt und in nur zehn Zentimeter Tiefe leuchtet uns das Handfunksprechgerät Signalgelb an. Da kommen wir dank wasserdichter Treckingschuhe mit trockenen Füßen, aber dann schmutzigen Schuhen, hin. Das Handfunksprechgerät ist zum Glück nur wenig dreckig und wir nehmen gleich nach dem Abtrocknen den Akku ab. Darunter ist erstaunlicherweise kein Wasser eingedrungen. Doch ob das Gerät noch funktioniert?

Der Steg ist gut 120 Meter lang – eine Kommunikation ist hier eigentlich nur noch mit Handzeichen machbar. Die Handfunkgeräte machen die Verständigung kurz vor dem Drehbeginn leichter.
Zurück im Büro schauen wir es uns nochmal genauer an: Auch in die seitlichen Kopfhörer- und Mikrofonbuchsen ist dank der Abdeckung kein Wasser gekommen. Wer hier ein Headset einsteckt und in die Grundeinstellungen den entsprechenden VOX-Modus wechselt, braucht fürs Senden nicht die Taste drücken. Wir schauen nochmal, ob aus den kleinen Öffnungen für Lautsprecher und Mikrofon die letzten Tropfen zu holen sind und lassen das UBZ-LJ9 noch einige Stunden trocknen, bevor wir uns trauen an Schaltern zu drehen: Die fühlen sich immer noch genauso geschmeidig an. Also Akku drauf und einschalten: Es tut! Dabei ist es eigentlich mit der Schutzklasse IP32 nur gegen groben Schmutz und schräges Spritzwasser geschützt.

Nach dem Bad im Bodensee haben wir unverzüglich den Akku abgenommen und das Gerät an der Luft trocknen lassen. Das Wasser hat weder den Weg in die Buchsen noch unter den Akku geschafft.
Damit hat sich bei uns das Set qualifiziert künftig immer dabei zu sein, denn auf einmal fällt uns auf, dass wir es doch öfter brauchen können. Schließlich erkunde ich im Normalfall den Drehort während draußen am Auto bereits die Kameras geriggt werden. Statt die Besprechung mit dem Kunden zu unterbrechen und ans Auto zu eilen übermittle ich jetzt die konkreten Ausstattungsdetails zu Kameras, Licht und Ton kurz mit dem Walkie-Talkie. Dabei hat sich herauskristallisiert, das alle zwanzig einstellbaren „Rogerbeep“ eher lästig sind. Wir verzichten also auf die Bestätigung, dass der Sender von der Taste gegangen und nun seinerseits wieder auf Empfang ist. Dass beide gleichzeitig senden kommt eigentlich kaum vor. Und wenn man dann doch mal die Kollegen auf Rufen nicht reagieren: Wer gleichzeitig die Funk-Taste und die Menütaste drückt, löst einen Ruf aus, der klarmacht: Hier will einer was sagen.
DATEN UND TESTERGEBNISSE

FAZIT
Wir haben es im Schnellkurs gelernt: Die Handfunksprechgeräte machen die Arbeit beim Dreh leichter und das nicht nur wenn es beim Drehbeginn große Entfernungen zu überbrücken gilt. Gerade bei der Drehvorbereitung, wenn noch nicht ganz klar ist, welches Equipment am Set landen soll, hilft es, wenn man dem Kollegen wegen Kleinigkeiten nicht hinterher eilen muss. Das Smartphone hat schon wegen der ständigen Störungen bei uns schon länger nichts am Set zu suchen oder ist zumindest auf Stumm geschaltet. Genau das Problem lösen die Handfunksprechgeräte UBZ-LJ9, wobei diese durch die Codierung nicht auf alle Signale auf dem eingestellten Funk-Kanal, sondern nur auf den entsprechenden Partnergeräten anspringen. Genau das ist die eigentliche Qualifikation für den Betrieb am Set – schließlich will man sich durch sie beim Dreh selbst nicht unterbrechen lassen. Das einzige, was stört ist die etwas fummelige Montage des Gürtelclips mit dem kleinen Schräubchen, der dann auf der anderen Seite wirklich sicher nur am Gürtel hält, da die Klemmwirkung für irgendwelche Taschen nicht ausreicht. Am besten man steckt das Gerätchen also in die Tasche.+ einfache Handhabung+ sehr robust+ gute Akkulaufzeit- etwas zu schwacher Gürtelclip
Autoren: Joachim Sauer / Bilder: Joachim Sauer MEDIENBUREAU
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