Praxistest: natürliches Licht formen und mit Diffusoren die Sonne zähmen
IM TEST:
Manfrotto Halo Compact, 81 EuroWalimex pro 5in1 Diffusor faltbar 145, 160 EuroManfrotto Rapid SkyLite 1,5x1,5m, mittelgroß, 455 EuroWalimex Rollbares Reflektorpanel 150x200cm, 229 Euro
Wenn die Sonne unbarmherzig am blauen Himmel steht und auf uns herunterbrennt sucht man den Schatten – doch die Bilder sehen nunmal viel schöner aus, wenn der Protagonist im richtigen Licht steht. Doch brennt die Sonne von der Seite oder von hinten wird das schnell zum Problem, denn das harte, grelle Licht sorgt für ungewünschte harte Schatten im Gesicht. Jetzt kann man mit kräftigen Leuchten gegenzusteuern und die Schatten heller machen, doch das kostet bei starker Sommersonne viel Energie und vergleichsweise teure Filmleuchten. Doch vor allem ist das überhaupt nicht sinnvoll: Viel besser sieht es aus, man reduziert das Sonnenlicht und da uns dazu bekanntlich der Dimmer fehlt, braucht es Diffusoren, die zwischen den Protagonisten und die Sonne gestellt für ein deutlich weicheres Licht und somit schickere Bilder sorgen. So ganz nebenbei machen sie die Arbeit für den Protagonisten leichter, denn im Halbschatten ist es schon mal deutlich kühler.
Wir testen vier Diffusoren, jeweils zwei von Mannfrotto und Walimex. Wir haben bei der Auswahl darauf geachtet, dass sowohl preislich (81 bis 455 Euro) als auch in der Größe (82cm bis 250cm Diagonale) für fast jeden Bedarf etwas dabei ist. Das Argument: Das ist mir zu teuer, zählt also genauso wenig, wie eine Diskussion über den Platzbedarf – wobei: So ein bisschen mehr muss man doch einpacken…
Wir zeigen im Video nicht nur wie der Aufbau der Reflektoren funktioniert, sondern liefern auch die nötigen Testbilder im Vergleich, so dass man beurteilen kann, wie die Diffusoren wirken.
Wer genug Personal am Set hat, kann natürlich die Reflektoren von Hand halten lassen. Doch das dürfte wohl eher nicht die Realität sein. Also benötigt man bei den Meisten entsprechende Haltearme, Klemmen und vor allem: schwere Stative und entsprechende Gewichte, damit diese auch ganz sicher nicht umfallen. Letztere braucht man auch beim größten Testkandidaten, der tatsächlich schon eine rollbare Halterung mitliefert. Der Haken beim rollbaren Walimex Reflektropanel ist dafür der Transport, denn auseinanderbauen will man die Halterung nicht jedes Mal. Es ist also eher fürs Studio gut, um das Licht diffuser zu machen – oder aber macht es so wie wir und packt (in dem Fall alle Diffusoren) einfach in den Hänger.

Die Diffusoren waren wieder in der Praxis mit dabei und mussten im Bereich Automotiv mit vielen spiegelnden Flächen ihre Fähigkeiten zeigen. Das heißt aber auch: Hier darf nichts umfallen – die richtige Sicherung ist Elementar.
Etwas mehr Hintergedanken muss man sich, das hat unser Test gezeigt, aber tatsächlich über die Stative machen: Wir waren sehr dankbar darüber, dass sich bei uns schon zwei Manfrotto Stativ Heavy Duty Silber Ac im Equipment befunden haben: Kostenpunkt circa 300 Euro. Ebenfalls sinnvoll sind Krokoklemmen (ca. 65 Euro) oder mehrere der Super Clamp (ca 30 Euro). Nur so gerüstet bekommt man die großen Flächen so aufgestellt, dass am Set nichts passieren kann. Kommt dann im Außenbereich noch einmal eine höhere Windlast dazu, sieht es nochmal ganz anders aus: Beim Dreh unseres Videos kamen wir mit unseren Stativen an die Grenzen und hätten für jeden großen Diffusor eigentlich zwei Stative gebraucht.
MANFROTTO HALO COMPACT
Klein, kompakt und besonders flexibel nutzbar - das verspricht Manfrotto bei diesem Difusor, der im Testfeld die kleinste Lösung darstellt.
Abmessungen: Kreis mit 82cm DurchmesserKonstruktion: Aluminium-Steckrahmen mit Clip-BefestigungGewicht: 400 GrammPreis: 81 EuroBesonderheit: auch als Reflektor verwendbar

Der Name deutet es an: Der Halo Compact ist klein und leicht zu transportieren. Damit ist er ideal für den mobilen Einsatz. Und überdies auch als Reflektor einsetzbar.

Durch den Doppelnutzen als Reflektor hat der Halo Compact etwas dickeren Stoff als die anderen Diffusoren. Dadurch vermindert er hartes Sonnenlicht markant, muss aber aufgrund der Größe exakt positioniert werden.
KURZFAZITDer Halo Compact von Manfrotto gefällt mit den extrem kompakten Transportmaßen, wobei man für den Aufbau fast genauso lange benötigt, wie für die Kleinen. Dennoch überzeugt er uns – auch wegen der Doppelnutzbarkeit als Reflektor.
+ kompakt und leicht+ einfacher Aufbau- Größe fordert exakte Positionierung
WALIMEX PRO DIFFUSOR FALTBAR 145
Der Faltreflektor kommt in einer Transporttasche, wo alle Folien nur mit viel Ordnung passen, dafür aber eine extra Tasche für den Spannrahmen vorhanden ist. Zudem liefert Walimex eine Halterung, damit man den Rahmen direkt aufs Stativ setzen kann.
Abmessungen: 145x145cm-QuadratKonstruktion: Aluminium-Faltrahmen mit Gummischlaufen-BefestigungGewicht: 1,3 KilogrammPreis: 160 EuroBesonderheit: Set mit Tasche und Folien in halbtransparent, gold, silber, weiß und schwarz

Taugt auch zum Schattentheater: Der fast menschengroße, aber trotzdem sehr leichte und schnell aufgebaute Walimex-Diffusor. Die Konstruktion macht aber nicht den langlebigsten Eindruck.

Der 5in1-Diffusor lässt mit der dünneren Bespannung mehr Sonnenlicht durch – was durchaus für harmonische Kontraste sorgt. Mit den vier anderen Folien ist man zudem für alle Zwecke gerüstet.
KURZFAZITWer den Diffusor nur selten benötigt komt mit dem günstigen Walimex 5in1 Diffusor klar. Der Haken ist die nur über die Ecken aufgespannte Diffusionsfläche. Der Vorteil: Hier bekommt man schon eine Halterung, mit der der Diffusor auf das Stativ passt – allerdings ist diese nur schwenkbar und somit etwas starr. + umfassendes Set+ leicht und schnell aufgebaut+ Halterung im Lieferumfang- eher dünne Rohrkonstruktion
MANFROTTO RAPID SKYLITE 1,5x1,5m, (mittelgroß)
Manftotto liefert mit dem Skylite ein den bekannten Rohrrahmen mit innenführendem Gummizug, wie man das von Lasolite gewöhnt ist. Die Lösung ist leicht und sehr stabil, aber auch die teuerste Lösung im Testfeld.
Abmessungen: 150x150cm-QuadratKonstruktion: Aluminium-Steckrahmen mit Clip-BefestigungGewicht: 3,8 KilogrammPreis: 455 EuroBesonderheit: Set mit Tasche und Silber/Weiß-Reflektorfolie

Der teuerste Diffusor in unserem Praxistest ist der mittelgroße Manfrotto SkyLite. Der Steckrahmen mit internem Gummizug macht einen wertigen Eindruck, ist aber nicht so schnell aufgebaut wie das fast ebenso große Walimex-Produkt.

Um 1,5 Blendenstufen schwächt der Diffusor das Sonnenlicht ab. Vor allem bei direkter Sonneneinstrahlung ist das Ergebnis ein harmonischer Hell-Dunkel-Verlauf auf der Haut.
KURZFAZITDer stabile und schnell aufgebaute Rohrrahmen und die Klemmen für den Difussor sind die entscheidende Argumente für den Rapid Skylite, der zudem mit der stabilen Transportschale und mit weiteren Flächen wie einem Reflektor geliefert wird. Allerdings muss man sich hier selbst Gedanken machen, wie der Rahmen vom Stativ gehalten wird. + solide und wertige Konstruktion+ sehr wirkungsvoll bei direkter Sonneneinstrahlung- deutlich teurer als die Konkurrenz im Test- keine Befestigung im Lieferumfang
WALIMEX ROLLBARES REFLEKTORPANEL 150x200cm
Hier ist, trotzt des geringen Preises, bereits alles drin: Mehrere Reflektoren und Difufusorenfolien und das Gestell, das im Studio perfekt geeignet ist, am großen Set aber besser nochmal beschwert werden sollte.
Abmessungen: 150x200cm-RechteckKonstruktion: Aluminium-Gestänge mit Klettverschluss-BefestigungGewicht: 6,1 Kilogramm (Reflektor und Ständer)Preis: 229 EuroBesonderheit: mit höhenverstellbarem Rollständer und silber/schwarzer Überziehfolie

Das größte Panel im Test ist praktischerweise mit einem roll- und höhenverstellbaren Ständer ausgestattet. Der Aufbau des Gestänges ist jedoch nicht ganz einfach, zumal die Anleitung das Gegenteil von dem tut, was sie soll – nämlich anleiten.

Die Lichtdämpfung des Diffusors ist ähnlich wie beim anderen Walimex-Produkt. Das Rollbare Reflektorpanel lässt sich aber dank den Rollen deutlich schneller positionieren.
KURZFAZITDie spärliche Aufbauanleitung kann man verkraften, doch all zu oft demontieren und montieren will man die Rollhalterung nicht. Entsprechend ist dieser Reflektor nur etwas für den Studiobetrieb und für Leute die im Transporter ans Set fahren. Solange kein Wind geht steht die Halterung schon so recht sicher, wobei wir dennoch Sandsäcke für sinnvoll erachten. + große Fläche, trotzdem leicht+ flexibel dank Rollständer- Aufbau etwas kompliziert
FAZITFür uns ist klar: An sonnigen Tagen führt in der Natur kein Weg um Diffusoren herum. Mit ihnen lässt sich das grelle Sonnenlicht abmildern und harte Schatten vermeiden. Dabei ist es oft vom Licht und dem eigenen Geschmack abhängig, welche Diffusoren-Stärke die bessere ist. Bei der Größe kann man ganz einfach festhalten: Größer ist besser – aber eben auch schwerer zu handhaben. Während der Manfrotto Halo Compact auch im kleinsten Setup noch Platz findet, nimmt das „Rollbare Reflektorpanel“ von Walimex so viel Platz weg, dass wir es in zwei Teilen im Anhänger transportieren müssen, wollen wir uns den nervigen Aufbau sparen. Einmal aufgebaut, ist es dafür sehr flexibel und schnell einsetzbar, was wiederum Zeit einspart. Dass Diffusoren nicht nur draußen im Sommer, sondern auch am Filmset dazugehören, zeigt das untere Bild: Hier drehten wir in einem Autohaus an einem Vorführwagen, der natürlich frisch gewaschen glänzte. Um störende Reflektionen zu vermeiden, arbeiteten wir mit geschicktem Einsatz von Diffusoren und Reflektoren. So konnten wir eine angenehme, weiche Lichtstimmung kreieren - ohne Diffusoren unmöglich.

Die ganze Riege an Diffusoren im Einsatz. In der Bildmitte sorgt zudem noch ein Reflektor für mehr indirektes Licht. Dem Thema Reflektoren widmen wir uns dann im zweiten Teil unseres Tests.
Weitere Artikel dieser Serie:Teil 1: Mit Diffusoren die Sonne zähmenTeil 2: Licht und Schatten mit Reflektoren
Autor: Joachim Sauer / Bilder: Joachim Sauer MEDIENBUREAU
Autor: |
Bildquellen: |
Weitere Praxis-Artikel

Praxistest: Datacolor LightColor Meter – mehr als ein Belichtungsmesser

Filmarena: Preiserhöhungen – unvermeidbar, aber unangenehm
