CyberLink PowerDirector 365: Test des Schnittprogramms
Im Test:CyberLink PowerDirector 365, 75 Euro (als Jahresabo)
Künstliche Intelligenz ist der Trend schlechthin und im Social-Media-Marketing besonders gefragt – denn hier geht es letztlich darum, die Zeit für die Erstellung der regelmäßigen Posts möglichst gering zu halten. Entsprechend wichtig ist aber auch die leichte Bedienbarkeit, denn oft übernehmen das Social-Media-Marketing keine Fachleute. Letztlich bringen diese oft weniger Kenntnisse mit als altgediente Filmamateure, die stundenlang an ihren meist längeren Filmprojekten sitzen. CyberLink will genau diesen Spagat zwischen engagierten Anwendern und Leuten, die einfach nur schnelle Posts im Sinn haben, hinbekommen. Dazu setzt man auf eine einfache Oberfläche und versteckt spezielle Funktionen in sich öffnende Fenster. Dass dies dann auch die neuen KI-Funktionen und das ohne Frage sehr mächtige mitgelieferte Archiv betrifft, ist allerdings dann der einfachen Bedienung nicht ganz zuträglich.
VIDEOAKTIV liefert hier nicht nur einen Überblick über die neuen Funktionen, sondern zeigt auch grundsätzliche Funktionen und Kniffe in der Bedienung.
LIEFERUMFANGAuch CyberLink versucht den PowerDirector im Abo-Modell zu positionieren und packt nur einen kleinen Teil der neuen Funktionen in die parallel weiterhin angebotene Kauflizenz. Dabei ist diese als PowerDirector 2024 Ultimate verfügbare Kauflizenz mit 140 Euro, gerade im Vergleich zum PowerDirector-Abo, das im ersten Jahr nahezu immer 55 Euro im Angebot ist, recht teuer. Es fehlen nicht nur die neuen KI-Funktionen: Im Abo bekommt man statt 25 GB einen auf 50 GB verdoppelten Cloud-Speicher, 15-mal mehr Titel und Motion-Design-Vorlagen, weitere Effekte, LUTs und Sticker und zudem ein Zugang zu freiem Content bei Getty Images. Das alles mag für engagierte Filmamateure kein Argument sein – für Leute aus dem Marketing löst die Vielfalt dagegen häufig Probleme. Auch wenn das Archiv deutlich „amerikanisch angehaucht“ ist: Es bietet für sehr viele Themenfelder passende Bilder und Videos, die zudem noch saisonal angepasst werden. So lässt sich zum Beispiel an Weihnachten oder Ostern unterstützendes Material finden, ohne dass man selbst etwas aufnehmen muss.

Der Cyberlink Application Manager ist das Zentrum für alle Cyberlink-Anwendungen. Darüber hinaus kann man zahlreiche Inhaltspakete und Erweiterungen für die Software herunterladen.
BEDIENUNG & LEISTUNGGetestet haben wir nicht nur auf unserer brandneuen aktuellen Workstation von Mifcom mit Intel Core i9-13900K, Nvidia GeForce RTX 4090, (24GB) und 64GB DDR4-3200 Arbeitsspeicher, sondern auch auf einer inzwischen schon gut vier Jahre alten Workstation sowie auf verschiedenen Laptops. Eines muss man der Software dabei zugute halten: Sie läuft äußerst stabil und auf allen Rechnern ist die Oberfläche stets flüssig bedienbar. Wartezeiten auf Reaktionen muss man nicht befürchten. Standardmäßig erstellt das Schnittprogramm von hochauflösenden Dateien bis 8K-Video sogenannte Proxy-Dateien in Full-HD-Auflösung, damit die Zeitleiste auf schwachen Rechnern auch bei großen Projekten noch flüssig wiedergegeben wird. Das funktioniert weitgehend im Hintergrund, wobei man dem Rechner bei sehr vielen importierten Videoclips schon etwas Zeit gönnen sollte.

Wer einen leistungsfähigen Schnittrechner sein Eigen nennt, braucht keine Proxy-Dateien. Im Voreinstellungs-Menü kann man diese ausschalten (roter Pfeil).
Wer dagegen leistungsfähige Hardware hat, deaktiviert diese Funktion am besten, denn tatsächlich läuft die Zeitleistenwiedergabe auch mit hochauflösenden Dateien in der Timeline gut, was wohl auch daran liegt, dass die Vorschau keine. Ein Auflösungs- und Formatmix stellt den PowerDirector vor keine Probleme, allerdings fordern höhere Auflösungen und höhere Komprimierungen wie H.265 mehr Rechenleistung, so dass die Anzahl der Spuren, die flüssig ohne Ruckler wiedergegeben werden können, sinkt. Auf unseren beiden Workstations lief PowerDirector während des gesamten Testzeitraums flüssig, solange es nur Full-HD oder 4K-Material verarbeiten musste. Dann waren auch 30 übereinanderliegende Spuren kein Problem. Bei drei übereinanderliegenden, stark komprimierten H.265-Aufnahmen in 5.9K-Auflösung stieß PowerDirector jedoch an seine Grenzen. Wobei man allerdings dazu sagen muss, dass die Vorschau keine hochauflösenden Videos nativ wiedergibt, sondern kleiner skaliert. Mit exakten fünf Minuten exportierte PowerDirector die zweiminütige Testdatei zügig.

Die Bedienoberfläche des PowerDirectors ist klassisch dreigeteilt. Hat man sich an die kleinen Eigenheiten des Schnittprogramms gewöhnt, ist schnelles und präzises Arbeiten ohne Probleme möglich.
Die im eleganten, dunklen grau gehaltene Oberfläche bietet tatsächlich einen guten Überblick und die Fensteraufteilung lässt sich zudem nach eigenem Gusto definieren. Dabei hält sich die Software an die Aufteilung, die inzwischen eigentlich schon fast Standard ist. Weniger Standard ist es dagegen, dass CyberLink neue Funktionen gerne in eigenen Fenstern versteckt, anstatt sie gleich richtig in die Oberfläche zu integrieren. Das führt bei neuen Versionen meist zu einem Versteckspiel, weil Funktionen aus Fenstern in die Oberfläche integriert werden, dafür aber wieder neuen Funktionen in neuen Fenstern dazukommen. Das ist zwar etwas lästig, führt aber dazu, dass die Oberfläche vergleichsweise aufgeräumt wirkt. Und letztlich hat man schnell den Bogen raus, welche Funktionen in den Fenstern stecken.

Zahlreiche Vor- und Abspannvorlagen machen das Gestalten einfach. Jede einzelne Vorlage lässt sich per Untermenü vollständig den eigenen Vorstellungen anpassen.
Grundlegenden Schnittfunktionen in der Timeline bei dem sich Ein- und Ausstiegspunkt eines Timelineclips einfach verschieben (Slip) oder mit dem Verlängern einfach davor oder danach liegende Clips „überscheiben“ lassen, sind Standard. Auch wenn es zuerstmal nach einer Profi-Funktion klingt: Moderne Kameras filmen inzwischen meist auch mit höheren Bildraten, so dass Zeitlupen inzwischen selbst bei kurzen Social-Media-Clips häufig zu sehen sind. Cyberlink hat in den PowerDirector ein leicht bedienbares aber leistungsfähiges Titelwerkzeug integriert, mit dem man auf unzählige Vorlagen zurückgreifen kann. Einfaches Wiederfinden von Effekten und Material ermöglicht die Software durch die neue Favoritenfunktion.
Eine Besonderheit ist der neu integrierte KI-Bildgenerator mit dem man eigene Ideen in Bilder umsetzen kann, ohne eine Kamera in die Hand nehmen zu müssen. Für Personen bietet PowerDirector den Modus „Portrait“, während „Landschaft“ auf Stillleben spezialisiert ist. Für beide liefert das Schnittprogramm verschiedene Stilvorlagen wie beispielsweise „Realistisch“, „Pop Art“ oder „Ölgemälde“. Je weiter man sich dabei in den künstlerischen Bereich bewegt, desto besser verkraftbar werden die Bilder. Die Realität nachbauen ist dagegen wie bei derzeit jeder KI-Funktion eher schwer. So hat auch das integrierte Werkzeug bei Personen ein Problem mit Händen, die gerne mal unförmig sind und zu wenige oder zu viele Finger haben. Wie sehr das Werkzeug für Social-Media gedacht ist, zeigt sich zudem dadurch, dass die Bilder leider nur im 1:1-Format mit 1024 x 1024 Pixeln generiert werden. Videos generiert das KI-Werkzeug gar nicht.

Der KI-Bildgenerator ermöglicht kostenlose Bildgeneration. Viele verschiedene Stile von realistisch bis kreativ sind verfügbar, die klassischen KI-Fehler wie unförmige Finger sind aber auch hier ein Problem.
Hinter dem nicht mehr ganz so neuen „KI Style Plugin“ verbirgt sich die Möglichkeit, Clips in diversen Stilen zu überarbeiten. Als Vorbild dienen dafür Gemälde unter anderem von Monet, Manet und van Gogh sowie impressionistische und traditionelle chinesische Malereien. Den daraus berechneten Clip speichert PowerDirector separat ab, sodass das Ursprungsmaterial nicht angetastet wird. Ebenso funktioniert die KI-Himmelersetzung, bei der Nutzer einen der realistischen bis fantasievollen Himmel auswählen können, welche PowerDirector mit dem bestehenden Himmel austauscht. Der Regler „Landumgebung“ passt die Färbung an den ausgewählten Himmel an, trotzdem bleibt auch bei weicher Kante ein schimmerartiger Übergang zwischen Horizont und Himmel. Doch gerade hier zeigt sich, das so eine Funktion, die bei Fotos schon länger gut klappt, beim Bewegtbild dann doch noch zu Problemen führen kann. Wir empfehlen hier einen Blick in unser Video. Auch die neue KI-Hintergrundentfernung ist noch nicht gänzlich ausgereift und lässt immer wieder Lücken. Gerade weil hier derzeit noch keine individuellen Anpassungen möglich sind, ist es eher ein Zufall, ob das Video so verwendbar ist, oder nicht.

Die KI-Hintergrundentfernung ist noch nicht voll ung ganz ausgereift und zeigt auch bei unscharfen anstatt entferntem Hintergrund Unregelmäßigkeiten an den Kanten.
Sollte einmal Video- oder Audiomaterial fehlen, stellt PowerDirector seinen Nutzenden lizenzfreie Toneffekte, Musik sowie Bild- und Videomaterial zur Verfügung. Dabei greift PowerDirector auf die Bild- und Videodatenbanken von gettyimages und dessen Ableger iStock zurück. Bis zu 30 Premium-Inhalte pro Monat und unbegrenzt viele Standard-Inhalte stehen zur Verfügung, wobei CyberLink in der aktuellen Version die Suche in den Datenbanken verbessert hat und gleich in beiden Quellen sucht. Erstaunlich ist dabei vor allem die Anzahl an Videos, die enorm gewachsen ist. Besonders Landschafts- und Städteaufnahmen sind inzwischen reichlich vorhanden. Besonders gut gefällt zudem das Musik-Archiv mit enorm vielen Titeln und einer guten Möglichkeit die passende Hintergrundmusik über Filter zu finden.

Zu den lizenzfreien Medien gehört auch eine umfangreiche Audiobibliothek. Einteilungen in Genres und Stimmungen ermöglichen schnelle Navigation.
VORLAGEN & EFFEKTEGerade im Vergleich zur Konkurrenz kann man festhalten: Cyberlink liefert eine immense Auswahl an Übergängen und Effekten. Und dennoch fehlt es an einigen Stellen an grundlegende Funktionen, wie beispielsweise einer echten Drei-Wege-Farbkorrektur, bei der man Lichter, Mitten und Schatten getrennt einstellen kann. Das ist eigentlich inzwischen Standard, doch CyberLink verschiebt diese Funktion in den ohne Frage guten ColorDirector, den man mit dem Abo der Director Suite für 135 Euro im Jahr bekommt. Hier ist dann auch der AudioDirector mit dabei, der noch einige nützliche Tonfilter liefert, die dem PowerDirector ebenfalls fehlen. So will der Hersteller den Anreiz zur höheren Version setzen, wobei dies aus unserer Sicht nur bedingt gelingt. Denn letztlich sind das Standardfunktionen für die man auch ungern von einer zur anderen Anwendung wechseln will, auch wenn CyberLink die Clips tatsächlich sauber übergibt und direkt bearbeitet wieder zurücknimmt.
DATEN UND TESTERGEBNISSE
Hersteller CyberLink Produkt PowerDirector 365 Preis 75 Euro/Jahr oder 20 Euro/Monat Internet de.cyberlink.com Betriebssystem Windows 10 / 11 (64-Bit) Software-Lieferumfang BorisFX-Effektpaket, Shutterstock- und iStock-Bibliothek, Audio-Bibliothek Testversion Download BEDIENUNG 30 Punkte 24,0/sehr gut Installation & Service gut Hotline 0241 – 70 52 540 Benutzerführung/Ergonomie (60%) sehr gut/sehr gut Timeline/Storyboard ●/● Automatischer Schnitt ● Bedienungsanleitung (20%) hervorragend FUNKTIONEN 50 Punkte 39,0/sehr gut Import/Verwaltung (20%) sehr gut/sehr gut Batch-Capturing/Szenenerkennung -/● Projektbackup komplett/konsolidieren ●/● Verwalten mit Metadaten ○ Schnitt/Audio (35%) gut/sehr gut Timelinespuren Video/Audio unbegrenzt/unbegrenzt Einfügen/Überschreiben/3-Punkt/4-Punkt ●/●/●/- Stereoskopie (3D) ● Rubberband/Livemischer/Scrubbing ○/●/● Voice-Over/O-Ton abtrennen ●/● Effekte/Titel/Compositing (30%) sehr gut/sehr gut/gut Blenden/davon 3D 474/44 Helligkeit/Kontrast/Sättigung ●/●/● Farbkorrektur/Weich/Scharf ●/●/● Keyframe-Editing/Dynamik ○/○ Zeitlupe/-raffer/rückwärts ●/●/● Bild-in-Bild/Chroma Keying ●/● Ausgabe/Authoring (15%) sehr gut/sehr gut MPEG-RATE wählbar/variabel ●/● AVCHD-50p-Export über Vorlage MPEG2/AVCHD-SmartRendering ●/● Animierte Menüs/Schaltflächen ●/● Export auf HDV/AVCHD-DVD/Blu-ray ●/●/● SOFTWARE 20 Punkte 16,0/sehr gut Leistung (50%) sehr gut Vorschau Vollbild auf Zweitmonitor Echtzeitspuren 4K 30 Ausgabe-Berechnung H.264/AVCHD 50p 0,6x Stabilität (50%) sehr gut
FAZIT
Der CyberLink PowerDirector deckt die Ansprüche von Einsteigern ab, wobei wir hier auch explizit Marketingabteilungen meinen, die zwar professionelle Ergebnisse erzielen wollen und müssen, aber wenig Erfahrung haben. Wer schon länger als Influencer tätig ist und sich bisher mit den eher rudimentären Schnittfunktionen der verschiedenen Plattformen durchgewurschtelt hat, wird schnell die Funktionalität schätzen lernen, auch wenn dies Anfangs nach einem Mehraufwand aussieht. Betrachtet man die Möglichkeiten via KI und Inhaltsarchiv schneller an Inhalte zu gelangen, dürfte sich der Mehraufwand in Grenzen halten. Zumal man sich mit dem großen Musikarchiv etwas vom Musik-Einheitsbrei abheben kann. Das sollte gerade Mitarbeiter aus Marketing-Abteilungen aufhorchen lassen, die täglich im Druck sind Kanäle mit neuen, individuellen Inhalten füllen zu müssen. Wir geben zu, dass wir bei diesem Test bewusst unseren Fokus verschoben haben. Nicht zuletzt deshalb, weil die Software genau für diese Zielgruppe viele Funktionen dazu bekommen hat. Für Filmschaffende, die abendfüllende (Urlaubs-)Dokumentation produzieren spielt allenfalls die Möglichkeit, das gesproche Wort dank KI in einen Text umwandeln zu können, eine Rolle. Wer eine Übersetzung des Films plant, wird die Funktion schätzen. Doch man muss eben auch sagen, dass der PowerDirector bisher schon hinsichtlich des Umfanges die Konkurrenten in den Schatten stellt. Entsprechend schwer fällt es den Entwicklern noch wirklich neue Funktionen und somit Argumente für die neue Version zu finden.Wir haben aber eine Idee, mit welchen wichtigen Funktionen CyberLink seinen PowerDirector attraktiver machen kann: Mit einer verbesserten Farbkorrektur und mehr Audiofiltern. Auch wenn man so vielleicht einige Kunden weniger von der Director Suite überzeugt – dem PowerDirector würde dies gut zu Gesicht stehen.+ stabile und leistungsfähige Software+ gute Schnittfunktionen+ flüssige Vorschau auch auf schwächeren Rechnern dank Proxy-Dateien+ umfangreiches Archiv mit Bild, Video und Musiko gute KI-Bildgenerierung, leider nur im 1:1-Format- kaum einsetzbare KI-Hintergrundentfernung- fehlende Drei-Wege-Farbkorrektur und Standard-Audiofilter
Autor: Joachim Sauer/ Bilder: Jonas Schupp MEDIENBUREAU
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