Interview: Edius X - Hintergrund-Rendering, 8K-Video, optimierte Oberfläche
Seit bestimmt zehn Jahren heißt es bei den Schnittprogrammen: Jetzt noch schneller. Hat es Grass Valley nötig in diesen Chor mit einzustimmen, wenn doch Edius schon länger für Stabilität und flüssiges Arbeiten bekannt ist? Und ist diese Entwicklung nicht letztendlich doch nur dem geschuldet, dass die Prozessoren und Grafikkarten leistungsfähiger geworden sind? Michael Lehmann-Horn: Was die Performance betrifft, hat Edius auch schon früher Maßstäbe gesetzt. Gleich ob es um die Bearbeitung von UHD/4K-Material oder auch um den flüssigen Schnitt von Multicam-Projekten geht. Das neue Core-Design Edius X bietet nun Möglichkeiten, die über eine Hardwarebeschleunigung noch deutlich hinaus gehen. Die modulare Architektur kann die zur Verfügung stehenden Ressourcen wie Multikern-CPU, GPU und QuickSync-Beschleunigung weit effektiver nutzen, als dies zuvor technisch möglich war. Das neue Design erlaubt die parallele Ausführung von Prozessen, die zuvor nacheinander abgearbeitet werden mussten. Edius X ist also nicht nur nochmals schneller geworden; Edius X erlaubt völlig neue Workflows und damit einen tatsächlich ungebremsten kreativen Flow. Der Anwender wird durch Edius X niemals ausgebremst oder zu einer Pause gezwungen, weil der Schnittprozess stets Vorrang vor allen technischen Prozessen hat.
Michael Lehmann-Horn CEO Edius.net stand uns für dieses Interview Rede und Antwort. Wir bedanken uns dafür!
Dahinter verbirgt sich natürlich die Frage, ob auch Besitzer älterer Systeme schneller arbeiten dürfen, wenn sie die neue Version aufspielen? Michael Lehmann-Horn: Grundsätzlich werden Nutzer alle PC-Systeme von der neuen Technik profitieren. Edius X setzt allerdings Windows 10 und eine Hardwaregeneration voraus, die nicht älter als 5-7 Jahre sein sollte. (Der Prozessor benötigt „AVX2“). Das neue Core-Design nutzt diese Ressourcen zur Erreichung der maximalen Effizienz – wie soeben beschrieben. Wenn ein Anwender ein zu altes System nutzt und erst später upgraden möchte, dann bietet Grass Valley die Möglichkeit, Edius 9 heute zu kaufen und damit zugleich eine kostenlose Edius X Lizenz zu erwerben. Dies ist sicher eine interessante Nachricht für Anwender, die zum Beispiel noch mit der FireWire-Schnittstelle arbeiten, die noch von Edius 9 aber nicht mehr von Edius X unterstützt wird.
Über den GV Job Monitor kann man alle Hintergrundjobs in Edius X beobachten und nach Priorität sortieren und steuern.
Background Rendering ist ja genau genommen nichts Neues. Das konnten vor zehn Jahren noch viele Programme. Warum ist das so in Vergessenheit geraten und warum weckt es Edius X aus dem Dornröschenschlaf? Michael Lehmann-Horn: Die alten Backgroundrendering Funktionen waren der Edius Echtzeitberechnung deutlich unterlegen. Edius konnte selbst mit aufwendig komprimierten Formaten flüssig arbeiten während andere Systeme rendern mussten – da war es ein schwacher Trost, wenn das Rendering im Hintergrund erledigt wurde. Heute aber ergeben sich durch datenintensive Formate wie Raw, 4K, 8K und komplexe Funktionen immer mehr leistungshungrige Prozesse, die sehr effizient im Hintergrund erledigt werden können. Für Edius sind solche Hintergrundjobs auch nicht wirklich neu, Proxys und Audio Cache Dateien wurden schon immer im Hintergrund erstellt. Jetzt hat man diesen Bereich aber massiv ausgebaut und erreicht damit, dass ein Edius Anwender in seinem Workflow weder gestört noch unterbrochen wird. . Auch nicht beim Export. Und über den GV Job Monitor kann ein Anwender die intelligent gesteuerten Hintergrundjobs ansehen und bei Bedarf Aufgaben priorisieren.
Mit dem Ankermodus im Motion Tracking kann man Objekte im Bild nun "verankern" und somit auch "festnageln" oder diese vergrößern lassen.
Welche Qualität und Auflösung verwendet Edius X für die Vorschauberechnung? Michael Lehmann-Horn: Edius arbeitet traditionell immer in der vollen Auflösung. Das hängt historisch damit zusammen, dass Edius anfangs vor allem mit Schnittkarten arbeitete. Die bereits damals exzellente Unterstützung von Schnittkarten gilt auch heute noch für die aktuelle Generation – im Übrigen nicht nur Grass Valley eigene, sondern auch Lösungen von Blackmagic Design und AJA. Bei der Schnittkarte geht man selbstverständlich davon aus, dass am Videoausgang die volle Qualität zur Verfügung steht, selbst wenn auf dem PC Monitor nur ein kleines Vorschaufenster mit deutlich geringerer Auflösung genutzt wird.In der großen Edius Version, „Edius Workgroup“ gab es jedoch schon immer eine Funktion, mit der die Vorschauqualität stufenweise reduziert werden konnte um somit die die Echtzeitwiedergabe selbst auf leitungsschwächeren Systemen zu optimieren. Das kann sehr hilfreich sein, insbesondere, dann, wenn man 4K Material auf einem HD Monitor schneidet. Mit Edius X bekommt nun auch die Edius X Pro Version diese sehr beliebte „Workgroup“ Funktion.Immer mehr Kameras bieten bereits Auflösungen größer als 4K. Was bietet Edius? Michael Lehmann-Horn: Auch hier gibt es Neuigkeiten: Mit Edius X Workgroup können Projekte bis zu 8K maximaler Auflösung erstellt und auch in 8K exportiert werden. Die Projektauflösung von Edius X Pro ist auf maximal 4K begrenzt, 8K-Videomaterial kann allerdings uneingeschränkt importiert und mit allen Skalierungs- und Zoommöglichkeiten bearbeitet werden.
Die Programmoberfläche von Edius X wurde leicht optimiert. Geblieben ist das dunkle Farbschema mit kontraststarken Schaltflächen.
Bei nahezu allen Kamera- und Schnittprogramm-Neuheiten wird das Hochformat thematisiert. Bei Edius X gibt es nun das Motion-Tracking mit Ankermodus, so dass die Software automatisiert einen Bildbereich verfolgt. Das ist geschickt für die Umrechnung von 16:9 in 9:16 – aber muss auf jede einzelne Szene angewendet werden. Gibt es auch eine Option eine ganze Timeline umzuwandeln?Michael Lehmann-Horn: Wir haben schon viele begeisterte Rückmeldungen zum Motion-Tracking mit Ankermodus bekommen. Es hängt von der jeweiligen Aufnahme ab, wie lange Edius X das gewählte Objekt erfolgreich tracken kann. Bei unserem Beispiel mit dem Redner auf der Bühne wird dies sicher für die Dauer der gesamten Aufnahme funktionieren. Wenn die Szenen aber wechseln, etwa durch einen anderen Redner ist ein erneutes Tracking notwendig. Dies aber sollte kein Problem sein, denn Edius ist bekannt für ein sicheres und sehr schnelles Tracking. Und: das Ankertracking ist nicht nur beim Wechsel des Seitenverhältnisses interessant. Es ist auch geeignet um ein sich im Bild sich bewegendes Detail zu vergrößern oder als eine Stabilisierung bei der man ein Objekt regelrecht an eine Position „festnagelt“. An dieser Funktion ist die Polizei sehr interessiert, die im Übrigen ein Edius Großkunde ist.In der Pressemitteilung spricht man von einer optimierten Bedienoberfläche. Gibt es außer der dunkleren Farbe weitere Neuerungen? Michael Lehmann-Horn: Die Neuerungen umfassen neben der Farbgebung auch grafische Elemente wie das neue Edius Logo. Zusätzlich wurden aufgrund von Kundenwünschen auch einige Grundeinstellungen in der Software angepasst. Jeder Edius Anwender wird sich in EDIUS X aber sofort zurechtfinden. Die großen Änderungen finden sich „unter der Haube“.
Edius X kommt jetzt mit dem mächtigen Titler Pro 7 von NewBlue zur Schriftzug-Erstellung und -Animation. Details dazu liest man in unserer separaten News zur Schnittsoftware.
Die Preispolitik bei Edius bleibt identisch, weitere Updates bis zum nächsten großen Versionssprung (dann auf Edius 11) bleiben kostenfrei. Dabei hat Grass Valley bereits eine Aussicht geliefert, dass man eine Gruppenfunktionalität zum Teilen entwickelt und die Cloud einbeziehen will. Das sind offensichtlich Funktionen an denen eher größerer Produktionshäuser interessiert sind. Bisher, so unser Eindruck, hat man zumindest hierzulande eher Einzelkämpfer angesprochen. Täuscht das? Michael Lehmann-Horn: Mit Edius sprechen wir sowohl die großen Produktionshäuser und Sendeanstalten an aber auch ebenso Filmemacher, Content Creator und Videoenthusiasten. Edius X profitiert aktuell von mancher Entwicklung, die bislang der Produktschiene vorbehalten war, die bei Grass Valley noch oberhalb von Edius angesiedelt ist. So freuen wir uns zum Beispiel sehr, dass durch Edius X auch der von Ihnen angesprochene Einzelkämpfer von den erweiterten Möglichkeiten der Background Render Engine profitieren wird. Wir können bei den in Aussicht gestellten Cloud Services noch nicht ins Detail gehen, da hier auch Drittanbieter gefragt sind. Ganz sicher wird von vielen Services aber sowohl der Einzelanwender profitieren können wie auch das große vernetzte Unternehmen. Und Gruppenfunktionen spielen auch für manchen Einzelkämpfer eine Rolle, der an mehreren Systemen mit Edius arbeitet.Wir haben keine Informationen zum Grass Valley Mync gefunden – gibt es die Medienverwaltung mit Bibliotheksfunktion weiterhin unverändert?Michael Lehmann-Horn: Mync wird ebenso fortentwickelt wie Edius X. Die neue Struktur wird sämtliche Module, also auch Mync, in ihrer Funktionalität und ihrem Austausch untereinander noch weiter voranbringen. Zusätzlich wird sich Edius X auch den Media Asset Management Systemen von Drittherstellern noch stärker öffnen.
Apropos: In unserer ausführlichen News zum neuen Grass Valley Edius X gibt
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