Ratgeber: Effekte beim Videoschnitt - die Bewegungsverfolgung
BEWEGUNSVERFOLGUNG (Motion Tracking)
Was neudeutsch „Motion Tracking“ genannt wird, bedeutet nichts anderes, als bewegten Objekten oder Personen ein Merkmal anzuheften, das sich mitbewegt. Der Bewegungsverfolgung haftet jedoch das Stigma einer komplizierten Bedienbarkeit an. Dies ist aber nicht gerechtfertigt, denn bei vielen Videoschnittprogrammen ist es inzwischen kinderleicht, eine Bewegungsverfolgung einzurichten. Die Einsatzgebiete für diesen Effekt sind umfangreich: Da ist beispielweise das Unkenntlichmachen von Augenpartien gefilmter Personen, von denen es keine Erlaubnis zur Veröffentlichung gibt. Dabei hilft eine unscharfe oder verpixelte Fläche, die sich mit der Person mitbewegt und das Gesichtsfeld abdeckt. Ebenso können erkennbare Autokennzeichen fremder Fahrzeuge bei einer Veröffentlichung auf Videoplattformen im Internet schnell zu Ärger führen.
Aber auch auf Gestaltungsebene bietet dieser Effekt eine Menge neuer Optionen: Texte, Grafiken (wie beispielsweise Sprechblasen), ja sogar Videos lassen sich an eine Person oder an ein Objekt „anhängen“. Gerade für die Titelgestaltung entstehen hier neue Einsatzbereiche. Beispielsweise ist das Verknüpfen unterschiedlicher Filmschnipsel und Titelschriften an ein Oktoberfest-Karussel ein wirksamer Blickfang zum Einstieg über einen Film zum Thema. Oder bei Sportveranstaltungen: Werden mit diesem Effekt die Namen der Spieler eingeblendet, bewegen sie sich mit den Sportlern mit. Auch für Reparaturen im Videobild kann das Motion Tracking nutzbringend eingesetzt werden. Unerwünschte Bildteile bei einem Schwenk werden durch einen Unschärfefilter abgedeckt, so zum Beipiel überstrahlende Lichter oder unpassende Objektdetails wie moderne Telegrafenmasten, die in einem historischen Film inhaltlich nichts zu suchen haben.
Letzten Endes lassen sich sogar digitale Störungen überdecken, indem einfach der entsprechende Bereich durch eine Bewegungsverfolgung per Weichzeichner unscharf gemacht wird. Lästige Kompressionsartefakte, die infolge der Codecs besonders gern in dunklen Bildpartien auftreten, gehören somit der Vergangenheit an.
So geht´s im CyberLink PowerDirector 17
Beispielhaft wird für die Demonstration des Effektes dieser im neuen CyberLink Power Director 17 ausgewählt. In anderen Schnittprogrammen funktioniert das jedoch ähnlich. Das Funktionsmenü des Motion Trackers zeigt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung links oben im Menü und erklärt die Vorgehensweise. Nun wird das zu verfolgende Objekt festgelegt, indem die Größe des Markierungsrahmens daran angepasst wird. Die Taste „Nachverfolgen“ startet die Verknüpfung.
Falls das Objekt dem Tracker entwischt, lässt sich die Bewegungsverfolgung an einem früheren Punkt manuell anpassen und mit erneutem „Nachverfolgen“ fortsetzen. Wenn sich die Größe des Anhängsels zusammen mit dem Objekt verändern soll, kann man dies mit der Taste „Effektgröße bei nachverfolgtem Objekt anpassen“ einstellen. Auch mehrere Objekte in einem Clip können mit unterschiedlichen Merkmalen verbunden werden. Über Anfasser in der Zeitleiste ist die Dauer der Bewegungsverfolgung einstellbar, wie auch die Standbildlänge am Szenenende. Der Motion-Tracker läßt sich auch auf 360-Grad-Videos anwenden.
Tipp: Die Auswahl eines Details, das während der Verfolgung immer eindeutig im Bild sichtbar ist, vereinfacht die Bewegungs-Nachverfolgung.
Autor: Michael Hiebel