Eigentlich witzig, dass sich Adobe nun doch an regelmäßige Updatezyklen hält und immer zur NAB neue Funktionen bringt. Dabei wollte man sich mit dem Abo-Modell ja eigentlich vom Druck der großen Updates verabschieden und neue Funktionen kontinuierlich einfließen lassen. Wie dem auch sei: Bei der neuen Version wirbt man mit „künstlicher Intelligenz“, dem Schlagwort derzeit für sehr vieles.
Gemeint ist bei Adobe aber eine Adobe Sensei getaufte „KI“, die, ähnlich dem bereits von Prodad herausgebrachten Erazr Objekte aus dem Bild entfernen kann. Vom Photoshop kennt man das schon länger, bei Video ist das aufgrund der Bewegung und der daraus resultierenden Veränderung im Verlauf erheblich schwerer. Das Content-Aware Fill steht allerdings nur in After Effects zur Verfügung.
Die wohl augenfälligste Änderung in Pemiere Pro findet man in der Bilbliothek, oder um es exakter zu sagen im neuen Freiform-Projektpanel. Hier kann man Clips nun nicht mehr nur mit einem Raster und nach Namen oder Länge sortieren, sondern frei platzieren, Clips übereinander stapeln oder zu einer Gruppe zusammenfügen. Das erinnert an das alte Konzept von Fast beim (zu) schnell wieder in der Versenkung verschwundenen 601/Liquid. So kann man die Bibliothek nun für den Vorschnitt nutzen.
Im Vorschaufenster kann man sich ab sofort Hilfslinien einrichten, die bei der Positionierung von Titeln oder Grafikelementen helfen, denn auf Wunsch sind diese magnetisch. Sehr schick: Die Hilfslinien haben nicht nur feste Raster sondern können nach eigenen Vorstellungen eingerichtet und zwischen After Effects und Premiere Pro ausgetauscht werden. Im Textwerkzeug gibt es gleich mehrere interessante Änderungen: So kann man um einen Text nun mehrere Rahmen setzen – auch wenn diese Stilrichtung vom asiatischen Markt angeregt ist. Praktisch ist die Option nun einen Textrahmen direkt mit einer Hintergrundfarbe belegen zu können – das spart weitere Grafikelemente auf der Timeline die gesondert animiert werden müssen. Zudem werden so nun auch Schriften mit Transparenz möglich, so dass das dahinterliegende Videobild durch die Schriften „glänzt“.
Leistungsverbesserungen verspricht Adobe durch ein schnelleres Masken-Tracking für Effekte und Farb-Workflows. Adobe hat die Software nun auf Dual-GPUs optimiert und die Hardwarebeschleunigung für HEVC- und H.264-Formate in Premiere Pro beschleunigt. In After Effects umfassen die Verbesserungen GPU-beschleunigte Effekte wie "Farbe ändern" oder „Kanten aufrauen".
Nocheinmal auf Adobe Sensei (auf gut Deutsch einer Automatik) basiert die Idee künftig in Adobe Premiere auch automatisch die Töne ein- und ausblenden zu können. Dabei analysiert die Software den Originalton und führt ein Audioducking durch, so dass man dann einen ausgeglichenen Ton bekommen soll. Bei der Audiobearbeitung mit Audition hat man die Bedienung auf mehr Genauigkeit getrimmt und erlaubt nun für die Pegelung mit den Keyframes auch eine manuelle Lautstärkeeingabe. Das ist gerade dann erheblich schneller, wenn man immer wieder auf die identische Pegelung kommen möchte und präziser als das Ziehen des Keyframes mit der Maus. Beim Charakter-Animator gibt es nun eine Erweiterung, dank der man eine ausgewählte Puppe an die vor der Webcam hampelnde und redenden Person koppeln kann.
Die angekĂĽndigten neuen Funktionen wurden bereits integriert und werden mit dem ab sofort verfĂĽgbaren Update zur VerfĂĽgung gestellt.